Kaiserslautern Putziger Neuzugang wird ausgebildet

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Siegelbach. Es dauert gemeinhin nur wenige Wochen, bis aus einem kleinen Turmfalken ein kühner Artist wird, der die Zuschauer im Freiflug begeistert. Einen der Neuankömmlinge in der Falknerei des Kaiserslauterer Zoos, einen jungen Turmfalken, begleiten wir in den nächsten Wochen bei seiner Ausbildung.

Da sitzt er nun auf der Faust von Falkner Alan Redzepovic und schaut interessiert in seine neue Umwelt. Er sieht etwas aufgeplustert aus, aber munter und zutraulich, gibt von Zeit zu Zeit krächzende Geräusche von sich – er hat schon jetzt das Potenzial zum Publikumsliebling. Helmut, der Turmfalkenterzel, wird künftig die Falknerei des Kaiserslauterer Zoos bereichern. Als Terzel bezeichnet man einen männlichen Falken. Unser Terzel hat von Kaiser Friedrich II. und seinem Buch „De arte venandi cum avibus“ (Von der Kunst mit den Vögeln zu jagen) noch nie etwas gehört. Und dennoch wird dieses Buch einen großen Einfluss auf sein weiteres Leben haben. Sieben Jahre soll Friedrich II. gebraucht haben, bis er dieses Standardwerk über die Beizjagd im Jahre 1248 fertiggestellt hatte. In ihm beschreibt er die Aufzucht und die Abrichtung der Falken zur Jagd. Noch heute gilt es als das Standardwerk, wenn es darum geht, einen Greifvogel für die Jagd abzurichten. Und das Wissen dieses Buchs wird auch Alan Redzepovic nutzen, um den Neuankömmling zu trainieren. „Es ist uns sehr wichtig, dass wir im Zoo eine weitere heimische Tierart zeigen können“, erklärt der Falkner. Bisher gehörte kein Turmfalke zum Kaiserslauterer Tierbestand (vergleiche „Zur Sache“). „Außerdem ist der Turmfalke von seiner Größe gut geeignet, um Kindern die Welt der Greifvögel nahezubringen, ohne dass sie Angst bekommen – was zum Beispiel bei einem Adler der Fall sein könnte.“ Viel größer als er jetzt ist, wird Helmut nämlich nicht mehr werden. Dabei ist er erst Anfang Mai geboren worden, in einer Zucht in Rheinhessen. Nachdem das Falkenpaar ihn dort ausgebrütet hatte, kam er ziemlich bald nach Kaiserslautern. Da war er noch in der sogenannten Nestphase und bezog in einer Kammer der Falknerei ein Kunstnest. Von dort aus konnte er seine Umgebung beobachten, und auch die Besucher konnten einen Blick auf den neuen Zoobewohner werfen. An die Nestlingsphase schließt sich die Ästlingsphase an. Der Vogel traut sich jetzt schon mehr zu, er springt von Ast zu Ast und vollführt dabei auch kleine Flugübungen. In der Kammer des Zoos sind bei dem Kunstnest mehrere Äste angebracht worden, welche die natürliche Umgebung des kleinen Falken simulieren. „In dieser Phase flattert er auch mit seinen Flügeln, um seine Muskulatur aufzubauen“, erklärt Alan Redzepovic das ständige Flügelschlagen des jungen Turmfalken. Jetzt ist es auch an der Zeit, dass Helmut seine „Schuhe“ bekommt. Gemeinsam mit Kai Grasmück, der in der Falknerei des Zoos ein Freiwilliges Ökologisches Jahr ableistet, befestigt Alan Redzepovic die aus weichem, gegerbtem Leder hergestellten Riemen an beiden Beinen des Greifvogels. In der Falknersprache heißen diese beiden Riemen Geschüh. Sie dienen dazu, den Falken festzuhalten, wenn er auf der Faust mit dem Falknerhandschuh sitzt. Für Helmut beginnt nun die Zeit, die in der Falknersprache als Abtragen bezeichnet wird – er darf den ganzen Zoo, seine Umgebung kennenlernen, wird überall vorgestellt und lernt seine Heimat kennen.

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