Kaiserslautern Publikum mischt munter mit

Wie sich Schauspieler in ihren Filmen zeigen und wie sie sich privat geben, das sind in der Regel zwei verschiedene Dinge. Beim weltberühmten Komiker-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy alias „Dick und Doof“ war das kein bisschen anders. RHEINPFALZ-Redakteur Rainer Dick stellte am Dienstag sein Buch „Laurel & Hardy und die Frauen“ mit einer Lesung in der „Thalia“-Buchhandlung vor, unterstützt wurde er dabei von den beiden „Untieren“ Marina Tamássy und Wolfgang Marschall.

Insbesondere das intime Privatleben des in ihren Werken betont naiv und asexuell auftretenden Männer-Gespanns gibt da einige auch heute noch interessante Details her. Rainer Dick, ausgewiesener Filmkenner und einschlägiger Fachautor, hat jetzt ein Buch über eben diese Facette der beiden Comedians geschrieben. Um es gleich vorweg zu sagen: Eine „klassische“ Lesung wurde es nicht. Und das war gut so. Da wurden weder erwartbare Abläufe abgespult noch (dadurch) irgendeiner Art von Langeweile Platz geboten – ganz so, wie man das auch in einem kurzweiligen Film der beiden berühmten Komiker hätte erwarten dürfen. Nur zwei Passagen las Dick veranstaltungstypisch direkt aus seinem Buch. Dabei erfuhr das Publikum durchaus schon einmal so manch Bemerkenswertes über die diversen Partnerinnen von Stan Laurel (1890 bis 1965) und Oliver Hardy (1892 bis 1957): Weniger über jene in den über 100 Filmen, die das Duo über einen Zeitraum von 30 Jahren gemeinsam produziert hat, mehr über die privaten Lebenspartnerinnen von Stan und Ollie, die im wirklichen Leben den Frauen nicht im mindesten abgeneigt und beide mehrfach verheiratet waren. Der ungeschminkt außerhalb seiner Rolle recht gut aussehende und gar nicht so doofe Brite Stan Laurel (der tatsächlich der kreative Kopf des Duos war) galt als regelrechter „Womanizer“ und ging achtmal mit vier verschiedenen Frauen die Ehe ein, unter anderem mit einer Filmstatistin und einer russisch-stämmigen Diva. Sein gewichtiger Filmpartner, der US-Südstaaten-Gentleman Oliver „Babe“ Hardy, heiratete bereits im Alter von 21 Jahren zum ersten Mal. Insgesamt sollten es drei Ehen werden. So kamen viele Informationen und auch allerhand Unterhaltsames an diesem Abend gar nicht direkt aus dem Text, sondern ergaben sich aus aktiven Publikumsbeiträgen und vor allem aus den launigen Dialogen, die sich Rainer Dick mit seinem Gesprächspartner, dem heimischen Kabarettisten Marschall, ausgiebig lieferte. Dabei ging es dann keineswegs immer nur um Laurel und Hardy, sondern (unter vielem anderen) auch um gerade Selbsterlebtes, das eigene Alter, die Lauterer Mall, die letzte Sonnenfinsternis, das erfolglose Suchen von Adressen in Kaiserslautern und sogar um erotische Stimmungen. Was für ein Parforceritt durch die Themen, der dann letztlich doch immer wieder irgendwie auf das berühmte Komiker-Duo zurückführte! Auch scheinbar hoher Besuch war vertreten, als keine Geringere als Angela Merkel persönlich ein Grußwort zur nicht alltäglichen Lesung sprach. Dahinter steckte natürlich Marina Tamássy, Marschalls Ehefrau und weiterer Teil der Lauterer Kabarett-Truppe „Die Untiere“. Wer hätte übrigens gedacht, dass sich die Kanzlerin ihre berühmte „Merkel-Raute“ von Oliver Hardy abgeguckt hat? Der Fotobeweis wurde mitgeliefert. Zum Schluss ging es dann schließlich in munteren Theorien und diversen Einwürfen aus dem Publikum doch noch einmal um Frauen und den Film. Unter anderem wurde die Frage erörtert, ob und warum Frauen keine lustigen Streifen mögen. Der Abend hätte gerne noch länger so weitergehen können. So ungewöhnlich und doch so ansprechend kann also eine Literaturlesung sein.

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