Kaiserslautern Polier Frank Neumayer ist auf der Baustelle in der Stadtmitte mitten im Leben

Frank Neumayer ist quasi das Gesicht der Baustelle in der Stadtmitte. Und hat mit der Verwaltung sowie Passanten Kontakt.
Frank Neumayer ist quasi das Gesicht der Baustelle in der Stadtmitte. Und hat mit der Verwaltung sowie Passanten Kontakt.

„So viel Laufkundschaft wie hier hatte ich noch nie.“ Frank Neumayer spricht nicht etwa über ein Geschäft, sondern über eine Baustelle: die in der Stadtmitte. So vielseitig wie diese war noch keine, erzählt der Polier.

Und Neumayer hat in seinen 21 Jahren im Job und 14 Jahren als Polier schon auf etlichen Baustellen gearbeitet. „Mit einem Volumen von über zwei Millionen Euro waren es bestimmt 16, 17, die sonstigen so 30 bis 35“, schätzt der Mann, der zwischen Baggern und Beton-Mischern das Sagen hat. Schließlich kommt das Wort „Polier“ vom altfranzösischen „palier“, dem Sprecher.

Die „Laufkundschaft“ hält Neumayer allerdings auch in Atem. „Letztens hat ein Lkw hier gehalten und der Fahrer ist nur kurz ausgestiegen. Gerade als er anfuhr, lief ein Kind unter der Deichsel hindurch!“ Neumayer konnte den Fahrer gerade noch stoppen. Dass Kinder die Gefahren nicht einschätzen können, sei eines, „doch Erwachsene sollten die doch erkennen!“, schüttelt er den Kopf angesichts unvorsichtiger und gedankenloser „Laufkundschaft“.

Anruf von oben aus dem Rathaus, wenn jemand auf der Baustelle rumläuft

Und da Neumayer nicht überall sein kann, komme es auch mal vor, dass Sebastian Staab, der Leiter des Baureferats, ihn anruft, weil er von oben aus dem Rathaus jemand Unbefugten auf der Baustelle erspäht. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist sehr gut“, lobt der Mann an der Basis. Mehrmals täglich gebe es etwas abzusprechen, mit dem Projektleiter Jörg Riedinger telefoniere er „über zehn Mal täglich“, schließlich müsse man oft schnell reagieren.

Eine Ausbildung zum Stahlbeton- sowie Straßenbauer hat Neumayer absolviert, seit zwölf Jahren arbeitet er bei der Firma Bender aus Mertesheim. In Kaiserslautern hat er schon mehrere Baustellen betreut, deswegen sei er kein Unbekannter mehr. Die interessierte „Laufkundschaft“ reiche von der Dame, die jeden Tag vorbeikommt – „anfangs hat sie nur geguckt, jetzt halten wir täglich ein Schwätzchen“ – bis zum Investor Hans Sachs, der sich über die Arbeiten erkundigt. Und sogar treue Baustellentouristen beobachtet Neumayer erfreut: „Als wir die Mozartstraße ausgebaut haben, kam immer ein Mann mit kleinen Kind – jetzt ist er zwei- bis dreimal pro Woche hier.“ Lediglich die älteren Schüler, die täglich vorbeilaufen, „die interessiert es überhaupt nicht“. Insgesamt sei die Akzeptanz der Bürger „sehr hoch: 85 Prozent sind positiv gestimmt“, freut er sich.

Wenn der Bagger noch arbeiten kann, muss der Mensch nicht mehr raus

Dass er seinen Job mag, merkt man Neumayer an. „Der Zusammenhalt in der Kolonne ist toll. Und die Arbeit ist vielseitig – auf dieser Baustelle hier ganz besonders.“ Selbst der Arbeitsbeginn um 6.30 Uhr morgens schreckt ihn nicht, ebenso wenig wie der recht lange Tag bis 16.30 Uhr, bei insgesamt einer Dreiviertelstunde Pause. „Dafür ist freitags um 13.30 Uhr Feierabend.“ Auf 42 Arbeitsstunden pro Woche komme er so. Die Firma stelle zwei Busse für eine Fahrgemeinschaft, berichtet der Winnweilerer, im Schnitt seien zehn Mann auf der Baustelle tätig.

Ein Vorteil des Jobs ist gleichzeitig ein Nachteil: Die Arbeit an frischer Luft. „Nein, ein Solarium brauche ich nicht“, lacht er. Den Winter mag er weniger als die Hitze des Sommers, „und hier gibt es im Gegensatz zu den meisten anderen Baustellen sogar Schatten“, deutet er auf die Stadtplatane. „Wir legen die Arbeiten nach dem Wetter“, erläutert er. „Bei Frost sind keine Betonarbeiten möglich, dann verlegen wir beispielsweise Leitungen.“ Ein Bagger komme noch durch zehn Zentimeter tief gefrorenen Boden, „aber bei 50 Zentimeter hat er keine Chance mehr“, erklärt der Fachmann. Für ihn und seine Kollegen ist zum Glück früher Schluss: „Bei minus 15 Grad arbeiten wir nicht.“

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