Kaiserslautern Neue Impulse im Wald

Beim ersten bundesweiten Mountainbike (MTB)-Fahrtechnikcamp für Kinder unter 13 Jahre in Hochspeyer erlebten nicht nur die aus ganz Deutschland angereisten Jungen und Mädchen zwei lehrreiche und spannende Tage. Auch für die Trainer war die Veranstaltung erkenntnisreich.

Der Parkplatz der Jugendherberge in Hochspeyer ist voll belegt. Aus dem gesamten rheinland-pfälzischen Gebiet, dem Saarland, Bayern und Baden-Württemberg, sogar aus Nordrhein-Westfalen sind am frühen Samstagmorgen begeisterte junge Mountainbike-Athleten angereist. Da, wo sonst Gäste der Herberge auf dem Outdoor-Basketballplatz Körbe werfen, steht Bernd Ebler und bespricht sich mit einem Trainerkollegen. Noch ist es ruhig. Kleine Pylonen sind auf dem Platz verteilt. Ebler ist Übungsleiter beim Badischen Radsportverband (BRV) sowie hauptamtlicher Trainer des Olympiastützpunktes Freiburg. Gemeinsam mit dem MTB-Referenten des BRV, Volker Schulte, und Nachwuchscoach Patrick Theijs hat er die fünf Stationen konzipiert, die die 35 Jungen und Mädchen in den kommenden zwei Tagen absolvieren werden. Das Trainingsprogramm ist erprobt, denn das MTB-U13-Fahrtechnikcamp in Hochspeyer ist nicht das erste dieser Art. Schulte, Ebler und Theijs haben in Baden-Württemberg zuvor bereits andere Camps erfolgreich veranstaltet, nun soll der Versuch gewagt werden, das bewährte Konzept auf die Bundesebene zu übertragen. Daher ist nun auch der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) federführend beteiligt, die Durchführung obliegt aber den ehrenamtlich tätigen Experten der Arbeitsgemeinschaft Radsport Baden-Württemberg. Unten im Dorf schlägt die Kirchturmuhr. Es ist 10 Uhr, als die jungen Radsportler nach kurzem Warmfahren auf ihren Geräten auf dem Vorplatz der Jugendherberge eintrudeln. Von dort begeben sich die Gruppen zu den einzelnen Stationen. „Zugegeben, das sieht noch nicht wirklich nach Mountainbike aus“, sagt Volker Schulte, während das Mädchenteam auf dem Basketballfeld vorsichtig die eng positionierten Hütchen umfährt. Mit dem Vorderrad geht es vorne herum, mit dem hinteren Reifen sollen die Pylonen innen umfahren werden. Einfach sieht das nicht aus. „Bei diesen Gleichgewichtsübungen geht es um Körperbeherrschung“, erklärt der erfahrene Trainer. Am Rande des Feldes instruiert Bernd Ebler seine Gruppe. Dann schießen die sieben Jungen nacheinander eine steile Stufe hinab, bremsen abrupt ab und fahren in einer engen Kurve wieder hinauf zum betonierten Platz. Entscheidend sei bei diesem Drop eine optimale Körperverlagerung und eine korrekte Bremstechnik, sagt Schulte, zudem sollen die Kinder nach und nach die Angst vor dem Überwinden solcher Hindernisse verlieren. Der Schwierigkeitsgrad wird, wie bei jeder Übung, stetig erhöht, die Stufen werden immer höher und anspruchsvoller. Kaum spürbar bewältigen die Nachwuchs-Biker so nach kurzer Zeit ambitionierte Trainingsziele. Nach einer halben Stunde ist für diese Trainingsgruppe die erste Übungseinheit beendet. Es geht den Abhang nach unten, wo bereits die nächsten Stationen warten – die Kinder lernen das Befahren komplexer Geländeübergänge sowie das technisch korrekte Überwinden von Hindernissen in allen Variationen. Die Mädchen haben nach knapp zwei Stunden die letzte Station erreicht. Patrick Theijs studiert hier mit den Teilnehmern die Kurventechnik ein. Am Rand beobachtet Thomas Freienstein das Geschehen. „Die ganze Organisation, das Training und die Einteilung der Stationen gefallen mir sehr gut“, lobt der MTB-Bundestrainer Jugend, während Theijs seine Schützlinge bremsen muss. Denn die wollen die diffizile und kurvenreiche Abfahrt unbedingt noch einmal hinunterrasen. „Wir sind ja heute Nachmittag und morgen noch einmal hier“, vertröstet er auf die nächste Einheit. Schulte freut sich, dass den Kindern das Training Spaß macht, ist doch dieser ein wichtiger Aspekt des zweitägigen Camps. „Je jünger die Kinder sind, desto größer muss der Spaßfaktor sein“, weiß er. Dass sich die Jungen und Mädchen langweilen, muss er, das wird an diesem Morgen wiederholt deutlich, nicht wirklich befürchten. Erkenntnisreich ist das Camp nicht nur in sportlicher Hinsicht. Denn von Anfang an war die Intention der Organisatoren auch, den Trainern eine praxisnahe Fortbildungsmöglichkeit zu geben. Nach und nach haben deshalb die Sportwissenschaftlerinnen Sabine Vogt und Sybilla Wadewitz die einzelnen Stationen besucht. Sie machen sich Notizen, filmen, wie die Coaches die Kinder instruieren und Hilfestellungen geben. Die so gesammelten Daten sollen bei der Weiterentwicklung der kindgerechten Ansprache sowie der Trainingsmethoden helfen. Jeder Übungsgruppe ist zudem ein Hospitant zugewiesen. Die Trainernovizen sollen ebenfalls lehrreiche Tage verbringen und die Erfahrungen, die sie in Hochspeyer machen, mit nach Hause nehmen. Das Fahrtechnikcamp soll so allen Beteiligten, den Kindern und den Coaches, neue Impulse für das Training in ihren Heimatvereinen geben. Um halb eins sind alle wieder auf dem sonnigen Vorplatz der Jugendherberge angekommen. Jetzt heißt es, sich zu stärken, denn der Tag ist noch lange. Am frühen Nachmittag geht es zur zweiten Einheit – wieder zurück in den Pfälzerwald.

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