Kaiserslautern Nach dem Urteil sofort zurück in die Zelle

Eine Streife der Kaiserslauterer Bundespolizei fischte im letzten Dezember zwei mutmaßliche Drogen-Kuriere aus dem Intercity von Frankfurt nach Paris. Die beiden jungen Männer, angeblich unterwegs zu ihrem Onkel in Saarbrücken, wurden gestern vom Amtsgericht zu deutlichen Freiheitsstrafen verurteilt.

Den ersten Verdacht schöpfte der Zugführer des ICE. „Wir hatten am 16. Dezember letzten Jahres einen Maschinenschaden und mussten in Mannheim die Fahrgäste bitten, in einen anderen Zug umzusteigen“, erinnerte sich der Bordchef gestern vor den Schranken des Schöffengerichts. „Und da habe ich bemerkt, wie nervös die beiden Fahrgäste waren.“ Auch bei der anschließenden Fahrschein-Kontrolle verhielten sich die jungen Männer nach Angaben des Bahn-Bediensteten ziemlich auffällig. „Da habe ich zur Vorsicht eine Meldung bei der Bundespolizei gemacht.“ Weil der Zug inzwischen seine Fahrt in Richtung Westen fortgesetzt hatte, informierten die Mannheimer Polizisten ihre Kollegen in Kaiserslautern. Kaum war der Schnellzug in den Bahnhof eingefahren, kontrollierten gleich drei Bundesbeamte das seltsame Duo. Und siehe da − beide hatten zwar keine gültigen Ausweispapiere bei sich, dafür aber verdächtig erscheinendes Gepäck: zwei große Plastiktüten, ausgestopft mit schweren Wolldecken. „Lass’ sie einfach stehen, als wenn sie uns nicht gehören“, soll einer der beiden Männer auf Arabisch zum anderen geraunt haben, als die Polizisten sie zum Verlassen des Zuges aufforderten. Was die beiden zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnten: Ein Mitglied der dreiköpfigen Polizeistreife ist ebenfalls der arabischen Sprache mächtig. „Ich habe den Satz zwar nur am Rande mitbekommen, bin aber sofort darauf angesprungen“, berichtete die Polizistin gestern dem Gericht. Die Tüten wurden natürlich mitgenommen, ihr Inhalt erwies sich als ziemlich wertvoll: Mehr als ein Kilogramm Marihuana, professionell in Barren gepresst und mit Folien verschweißt. Dazu noch gut 4000 Euro Bargeld, gestückelt in wechselfreundlichen Portionen. Noch am selben Tag kamen die beiden Männer in Untersuchungshaft. Gestern, gut vier Monate später, versuchten die beiden 24 und 31 Jahre alten Angeklagten mit eher wechselhaften Geschichten, das Gericht für sich einzunehmen. „Wir wollten von Berlin nach Saarbrücken umziehen, weil da ein Onkel von uns wohnt“, erzählte einer der beiden Brüder, die beide aus dem Libanon stammen und seit fünf Jahren mit unklarem Aufenthaltsstatus in der Hauptstadt leben. „Und weil ich pro Tag zwischen 20 und 40 Gramm Haschisch verbrauche, habe ich mir in Berlin einen Vorrat gekauft.“ Sein älterer Bruder, fügt er treuherzig hinzu, habe „mit der ganzen Sache nichts zu tun“. Ziemlich lange beharren die Angeklagten auf ihren Darstellungen, die den Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft so deutlich entgegenstehen. „Allein die Menge, ihre Portionierung und das dazu gehörige Wechselgeld sprechen eindeutig für den gewerbsmäßigen Handel mit Rauschgift“, unterstreicht der Ankläger. „Alle anderen Aussagen können nur als weltfremde Schutzbehauptungen angesehen werden.“ Eine Ansicht, der die beiden Pflichtverteidiger an diesem Tag nicht viel entgegen zu setzen haben: Sie plädieren mindestens auf Bewährungsstrafen, um den beiden jungen Männern „noch eine Chance zu geben“. Die ist allerdings an diesem Tag von diesem Schöffengericht nicht zu bekommen: Drei Jahre ohne Bewährung, lautet das Strafmaß für den älteren der Brüder, zwei Jahre und drei Monate für den jüngeren. Und die Haftbefehle bleiben in Kraft, es geht sofort nach dem Urteil zurück in die Zelle. Kaiserslautern ist offenbar keine gute Zwischenstation für Drogen-Kuriere jeder Art. (mibo)

x