Kaiserslautern Musik ohne Dutzi-Dutzi

91-77432431.jpg

Vorbei die Zeit von Bi-Ba-Butzemännern und Hänschen Kleins: Jetzt hält der Hip-Hop Einzug in den deutschen Kinderzimmern. „Schuld“ ist das Trio Deine Freunde, das mit Spaß-Rap für Kids die Kindermusik-Szene so richtig umkrempelt – ganz ohne Dutzi-Dutzi-Zeilen (und wenn, dann nur mit einem ironischen Augenzwinkern) und ohne erhobenen Zeigefinger. Am Freitag sind die drei Hanseaten auf ihrer Tour „Gebt uns eure Kinder“ zu Gast in der Kammgarn.

Als Florian Sump und Markus Pauli vor gut sechs Jahren zusammen ins Studio gingen, war noch unklar, welche Wellen diese Kollaboration schlagen würde. Ursprünglich wollte Sump, von Beruf Erzieher in einer Hamburger Kindertagesstätte, einen Song für seine Gruppe aufnehmen, der jedoch anders klingen sollte als der übliche Einheitsbrei, der sonst in den Kinderzimmern rauf und runter läuft. „Es gibt einfach zu wenig frische und ehrliche Musik für Kinder. Die Erwachsenen können sich aus verschiedenen Genres etwas aussuchen, für Kinder ist die Auswahl leider sehr gering. Die meisten Kinderlieder ufern häufig in diese ,Hei-di-dei`-Klischees aus oder wirken belehrend“, so der Musiker, der in den 90er Jahren als Schlagzeuger der Popgruppe „Echt“ nationale Erfolge feierte und in der heutigen Rap-Szene unter seinem Pseudonym Jim Pansen bekannt ist. Sump und Pauli sind seit Jahren befreundet und haben auch schon vor dem Kinderlied-Projekt zusammen Musik gemacht. Pauli wiederum, seines Zeichens Tour-DJ der Combo Fettes Brot, holte seinen Freund Lukas Nimscheck, Ex-Moderator beim KiKa, ins Boot – fertig war das Trio Deine Freunde. Gemeinsam revolutionierten sie die Kindermusik und kreierten stilechten und gleichzeitig kindgerechten Hip-Hop, der die Kleinen musikalisch ebenso fordert wie textlich. Wobei die Musiker selbst das Wörtchen „Revolution“ nur ungern verwenden. „Wir haben uns nicht groß auf die Fahne geschrieben, die Kindermusik zu revolutionieren. Es hat sich ganz natürlich so entwickelt“. Der Anspruch war, Kindermusik so zu gestalten, wie die Musiker sie selbst als Kinder gerne gehört hätten – ohne dabei didaktisch zu werden oder den jungen Hörern mit jedem Lied zwanghaft die Welt erklären zu wollen. „Wir möchten die Kinder gut unterhalten, indem wir ihnen auf Augenhöhe begegnen, ihre Sprache sprechen und unsere Songs dabei mit ebenso viel Sorgfalt und Ernst produzieren, wie wir es für jede andere Altersklasse tun würden. Das Schlimmste, was man meiner Meinung nach machen kann, ist die Kinder zu unterfordern und zu bevormunden. Man darf auch Kleinkindern musikalisch ruhig etwas mehr zumuten.“ Entsprechend geht es in den Texten nicht um effizientes Zähneputzen oder braves Zimmer aufräumen, sondern um ernste Themen wie Leistungsdruck und Streit – immer mit dem nötigen Augenzwinkern. Nach drei Wochen gemeinsamer Aufnahmen standen bereits die ersten fünf Songs. Und weil es so viel Spaß machte, komponierten die Freunde einfach weiter, Woche für Woche. Ihr Debütalbum „Ausm Häuschen“ schlug im Kinderkosmos ein wie eine Bombe. Und das obwohl keiner der Musiker eigene Kinder hat oder allzu viel von den Mechanismen von Kindermusik verstand. Stattdessen wurde quasi nach dem Motto „Learning by Doing“ drauf los musiziert. Die Resonanz war zu Beginn noch recht gespalten. Neben Zustimmung einerseits, kam andererseits nicht selten die Frage auf, ob das Trio nun die Kindermusik oder den Rap lächerlich macht. Durch unzählige Liveauftritte, unter anderem auf gestandenen Hip-Hop-Festivals, bewiesen sie, dass sie es durchaus ernst meinen mit der rappenden Kindermusik. Mittlerweile kommen sogar Erwachsene ohne Kinder zu den Konzerten – eine erfreuliche Überraschung nicht nur für die Musiker, sondern auch für Veranstalter. „Wir haben keine Marktlücke gesucht, die Marktlücke hat uns gefunden“, bestätigt Sump. Schließlich griff sogar der Urvater der Kindermusik, Rolf Zuckowski höchstpersönlich, als erfahrener Pate den „Freunden“ unter die Arme und gründete für sie ein eigenes Label. Mit ihrem jüngsten, dritten Album „Kindsköpfe“ sind die drei Kinderversteher auf deutschlandweiter Tour und begeistern nicht nur die kleinen Konzertgänger. Um diese jedoch nicht allzu spät in die Heia zu schicken, beginnt ihr Gastspiel am Freitag im Cotton Club schon um 17.30 Uhr. Karten... ... im Vorverkauf, etwa bei Thalia und Pop-Shop, daneben Abendkasse.

x