Kaiserslautern Mit Schraube geht es zwei Meter in die Tiefe

Tiefe Bässe und Beats dröhnen aus der Unisporthalle, einige Sportler machen sich vor dem Uni-Kindergarten warm und üben erste Bewegungen an Treppenstufen und Geländern. Sie sind Teil der Parkour- und Freerunning-Jam, eines Übungswochenendes für Läufer aus ganz Deutschland.

In der Halle selbst ähnelt Vieles dem Aufbau eines traditionellen Turnwettkampfs. Mehrere Kästen in verschiedenen Höhen werden längs und quer hintereinander aufgebaut. In einer anderen Ecke testen einige Par-kourläufer ihre Fähigkeiten am Reck, und wieder andere üben auf dicken und dünnen Matten Sprünge oder Breakdance-Kombinationen. Doch das alles ist nichts, im Vergleich zu den über zwei Meter hohen speziellen schwarzen Parkourgeräten. Auch hier stehen mehrere der Boxen mit Eingriffen für Hände und Füße hintereinander, bilden den eigentlichen Parkour, der die wildesten Kombinationen erlaubt. Mit Baggy-Sporthosen und in lässigen weiten T-Shirts stehen die Läufer mit einigen Metern Abstand und grübeln über ihre nächsten Übungen. Unter ihnen ist auch Philipp Maué, Mitglied der Kaiserslauterer Gruppe Vianox, die in Kooperation mit dem Unisport die Jam schon zum zweiten Mal veranstaltet. Mit Anlauf und im Hocksprung geht es für ihn auf die erste Box, kaum gelandet direkt weiter auf den nächsten Kasten, mit einem Bein abstoßen und mit den Füßen voran Richtung Reckstange, die zwischen zwei Geräten angebracht ist. Dort schwingt er zunächst in Flugrichtung, greift um und macht sich auf den Weg zurück aus dem Parkour. Unter Beifall der Kollegen und auf Video festgehalten hat er seine selbst gesteckte Herausforderung gemeistert. Spektakulär sind auch die Abgänge einiger Läufer von der über zwei Meter hohen Box, die sich mit atemberaubenden Schrauben und Saltos in die Tiefe stürzen. „Man hat natürlich Vorteile, wenn man motorisch schon was gemacht hat, aber das Schöne am Parkour ist, dass man das Flexible wiederbekommt“, erzählt Maué. Selbst ein Fußballer gehöre zu der Gruppe, „und die sind ja eher die Unflexiblen“, schmunzelt er nicht ganz ernst gemeint mit Blick auf deren Gelenkigkeit und macht klar, dass man nicht unbedingt Turnerfahrungen braucht, um ein erfolgreicher Parkourläufer zu werden. Überhaupt scheint die Mischung aus verschiedenen Sportarten den Freestyle-Charakter zu prägen. „Wir haben auch Breakdancer hier. Sie zeigen uns etwas und wir ihnen“, bestätigt Maué den Eindruck des gegenseitigen Lernens. Turnerisches Geschick, Gleichgewicht, Koordination, Schnellkraft für die Sprünge und Ausdauer üben auch die etwa sieben Kinder und Jugendlichen des Workshops, der parallel von Vianox-Mitglied Max Rung abgehalten wird. Er zeigt an den Kästen einfache Läufe, mit einem Arm abgestützte Bewegungsformationen oder ist auf der Airtrack-Matte mit den Anfängern aktiv. Mit dem richtigen Anlauf und Absprung sind auf dieser Spezialmatte Sprünge wie Schrauben und hoch eingesprungene Saltos möglich. Die Anfänger begnügen sich zunächst mit dem kurzen Anlauf, einem kraftvollen Abdruck, einer Art Purzelbaum und dem Abrollen auf der rechten Schulter. „Wir zeigen ihnen die Basics“, erklärt Rung. Zwei Stunden dauert der Workshop, genug Zeit, um sich ordentlich müde zu trainieren weiß er um die Anstrengung, insbesondere für die Jüngsten. „Der Reiz ist das spielerische Umgehen mit der Umwelt“, erklärt er seine Faszination für Parkour. Die teilen auch die knapp 50 Teilnehmer an diesem Wochenende, die teilweise aus Kiel, Hamburg oder Bremen angereist sind. „Es ist wirklich krass, was sie für einen Weg auf sich genommen haben, um dabei zu sein“, freut sich Rung.

x