Kaiserslautern Mit 450-köpfiger Schafherde am Neujahrstag unterwegs

Wanderschäfer Wolfgang Jung aus Heiligenmoschel mit seiner Herde.
Wanderschäfer Wolfgang Jung aus Heiligenmoschel mit seiner Herde.

Schornsteinfeger, Marienkäfer, rosa Schweinchen – mit einer Reihe von Symbolen hoffen viele zum Beginn des neuen Jahres, dem Schicksal etwas Glück abtrotzen zu können. Auch eine Schafherde zu sehen, gehört zu den Zeichen, die in manchen Völkern mit Glück verbunden werden.

Im arabischen Volksglauben soll es Freude und Segen bedeuten, Schafsmilch zu trinken. Und träumt der Sultan gar, er trinke Schafsmilch, werde er einer Frau beiwohnen, die dem Wohlgeschmack der Milch entspreche und der Schönheit des Gefäßes, aus dem er sie genießt. Das Glück soll beim Anblick einer ganzen Schafherde umso größer sein, heißt es. Auch in unseren Breiten soll es Glück in der Liebe bringen, wenn eine Schafherde den Weg kreuzt. Aber Vorsicht: „Nur bei Schafen zur Linken wird das Glück dir winken.“ Und befinden sich darunter auch noch schwarze Schafe, so hüte dich vor falschen Freunden, heißt es.

Ob die vielen Spaziergänger, die am Nachmittag des 1. Januars bei strahlendem Sonnenschein zwischen Siegelbach und dem Industriegebiet Nord unterwegs waren, die Symbolik der Schafherde kannten, die ihnen je nach Wegrichtung mal zur Linken, mal zur Rechten begegnete?

Der Wanderschäfer Wolfgang Jung aus Heiligenmoschel jedenfalls hätte keine Probleme damit, dem Glück der zahlreichen Bewunderer seiner Schafherde ein wenig nachzuhelfen. Besonders die Kinder sind begeistert beim Anblick von 450 Schafen, darunter mehrere frischgeborene Lämmer, die sich zum Teil noch recht unbeholfen am Gesäuge der Mutter versuchen. Ob die Schafe auch für den Schäfer Glück bedeuten, steht in den Sternen. Noch könne er gerade so von der Bewirtschaftung seiner Herde leben, bekennt Jung. Bei der Wolle lege er drauf, mit dem Verkauf des Fleisches geschlachteter Tiere halte er sich über Wasser. In zwei bis drei Jahren wolle er den Hirtenstab aus der Hand legen, bekennt der 68-Jährige, der bereits als kleiner Bub in den 1960er Jahren mit dem Vater auf die Sommerweide nach Worms zog. Einer seiner Zwillingssöhne, der durchaus bereit gewesen wäre, die Schafherde zu übernehmen, ist leider zu früh gestorben. Der andere Sohn zieht den Ackerbau der Schafzucht vor.

Jung weiß, dass er einer der letzten seiner Zunft in der Pfalz ist. In Baden-Württemberg und Bayern sei die Zukunft der Wanderschäfer durch günstigere Rahmenbedingungen in der Landschaftspflege halbwegs gesichert. Mit etwas Wehmut in der Stimme sagt er, dass seine Vorfahren ebenso wie diejenigen der gegenwärtig in der Pfalz noch aktiven Schäfer von jenseits des Rheins stammten.

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