Kaiserslautern Mehr als nur ein DDR-Exportschlager

Er gehört zu einer goldenen Ära der klassischen Musik: Der Tenor Peter Schreier war wie Rudolf Schock, Anneliese Rothenberger oder auch Theo Adam, Hermann Prey und natürlich Dietrich Fischer-Dieskau eine auf der Bühne wie im Konzertsaal und in Fernsehshows omnipräsente künstlerische Persönlichkeit. Und das eben keineswegs nur im Osten Deutschlands, wo man in ihm eine Art Exportschlager der DDR-Musik sah. Heute feiert Peter Schreier seinen 80. Geburtstag.

Im Grunde ist Peter Schreier die Tenor-Antwort auf Dietrich Fischer-Dieskau. Ein ebenso begnadeter Liedinterpret. Ein Sänger, bei dem Textverständlichkeit an erster Stelle stand, ohne dass darunter die Stimmfarbe oder gar die Stimmführung gelitten hätte. Schreier wusste stets, wovon er sang, egal, ob als Evangelist in Bachs „Matthäuspassion“, als Belmonte in Mozarts „Entführung aus dem Serail“ oder als Loge in Wagners „Rheingold“. Auch als wunderbarer Schubert- und Schumann-Interpret in der „Schönen Müllerin“ oder der „Dichterliebe“. Im Grunde tröstete gerade der Liedinterpret Schreier etwas über den tragisch frühen Tod von Fritz Wunderlich hinweg. Eine Stimme, der offensichtlich nichts schwer fiel. Ein lyrischer Tenor, der geradezu stilbildend wirken musste auf ganze Sängergenerationen. Man kann anhand der glücklicherweise zahlreich vorhandenen Tondokumente gesangspädagogische Studien betreiben und erfährt vieles über Diktion und Atemtechnik, über Phrasierung, über unangestrengt, nur mit Hilfe einer überragenden Technik anzusteuernde Spitzentöne. Wenn es im Fußball manchmal Spielzüge für das vielbeschworene Lehrbuch gibt, jeder dokumentierte Liederabend Schreiers taugt als Eintrag in das Lehrbuch für Sänger. Eine absolute Ausnahmeerscheinung ist Schreier aber auch auf der Opernbühne gewesen – und ein überaus kluger Sänger dazu, der sich nicht dazu verlocken ließ, Partien zu singen, die seiner Stimme hätte schaden können. Und so waren es vor allem die Mozart-Partien, die ihn an die großen Bühnen dieser Welt führten, sei es in Wien, Salzburg, London oder auch in New York. Schreier, der schon in der DDR hochdekoriert mit diversen Preisen war, genoss Privilegien, die dem Normalsterblichen jenseits des Eisernen Vorhangs vorenthalten blieben. Aber er war sich dieser Bevorzugung bewusst. Seine musikalische Grundausbildung genoss der in Meißen geborene Schreier im Dresdner Kreuzchor, später an den Musikhochschulen in den beiden sächsischen Musikmetropolen Dresden und Leipzig. Sein erstes Festengagement führte ihn an die Semperoper, später war er jahrzehntelang Mitglied des Ensembles der Berliner Staatsoper. Und wurde mit seinen Schallplatten, auf denen er durchaus auch der leichten Muse zugetan war, zum Klassiksuperstar der DDR. Beim Label Berlin-Classics, dass die Rechte an vielen DDR-Schallplattenproduktionen besitzt, feiert man den heutigen 80. Geburtstag Peter Schreiers mit einer eigenen Edition, bestehend aus acht CDs und einer DVD. Man lernt hier die ganze Bandbreite seines Schaffens kennen, beginnend mit geistlicher Musik vor allem von Bach und Dresdner Barockkomponisten, über den Interpreten von Liedern Beethovens, Mozarts, Schuberts oder Schumanns bis hin zu Opern- und Operettenaufnahmen. Eine CD ist ganz der Musik des 20. Jahrhunderts gewidmet, auf der DVD findet sich unter anderem ein Fernsehinterview aus dem vergangenen Jahr. CD-Tipp Peter Schreier. Edition zum 80. Geburtstag, acht CDs, eine DVD, Berlin Classics.

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