Kaiserslautern Kunst für draußen, Bilder fürs Auge

Zwei, die auf den ersten Blick so gar nicht zusammenpassen, haben sich im Frankenthaler Kunsthaus gefunden. Beim Kunstverein Die Treidler hat Hama Lohrmann zwei Land-Art-Installationen aufgebaut, Jürgen Braun aus Neuhofen zeigt digitale Kunst, Malerei und Radierungen.

Einen Titel hat die gemeinsame Ausstellung nicht. Wie auch, das Zusammenspiel erwuchs rein praktischen Überlegungen. Und doch sehen der 67-jährige Braun und der 49-jährige Lohrmann selbst eine Verbindung in ihrer Kunst. „Eine Art Archäologie“ betrieben beide, meint der Neuhofener. Während Lohrmann für seine Land Art in der Scholle wühlt, Steine und Holz sammelt, durchforstet Braun für seine Digitalgrafiken Fotodatenbanken oder scannt eigene Malerei ein, legt Bildschichten übereinander und stellt so seine Fundstücke in neuen Kontext. Während die Arbeiten des einen archaisch-erdverbunden sind, loten die des anderen auf glatter bunter Fläche die Grenzen zwischen Technik und Kunst aus. Land Art in einer Ausstellung, das ist im Grunde ein Widerspruch in sich. Den kann auch der Augsburger Lohrmann in Frankenthal nicht auflösen. Eingesperrt, fehl am Platz wirken seine beiden Installationen zwischen weißen Wänden auf gepflegtem Parkettboden. Fotos, die er im Kunsthaus zeigt, dokumentieren, wo seine Kunst eigentlich hingehört: Erst in den Weiten der marokkanischen Wüste, auf den Gletschern Grönlands oder in den schottischen Highlands entfalten die ruhigen, klar strukturierten Steinkreise ihre Wirkung. Spuren des Menschen, die kein Mensch sieht, die Wind und Regen in kürzester Zeit wieder tilgen. Auch von den Frankenthaler Installationen wird am Ende nur ein Foto und ein Haufen aus Stein, Erde, Kartoffeln und Rebknorzen bleiben. Vor zwei Wochen ist der gelernte Zimmermann einen Tag lang rund um Frankenthal gewandert. Eindrücke und Erde hat er dabei gesammelt, ein kleines Abenteuer in unserer Zivilisation, wie Lohrmann selbst sagt. Gesehen hat er eine Agrarwüste, Bananenstauden neben der Kompostieranlage und den Charme von Kiesgärten. Beeindruckt hat den Bayern, dass auf den abgeernteten Feldern Kartoffeln verfaulen. Ein paar von den Knollen verhilft er deshalb in einer rechteckigen Erdfläche zu Ruhm. In Anlehnung an unsere flurbereinigte Region teilen sie diese fein säuberlich in kleine Quadrate. Mitgenommen von seiner Wanderung hat Lohrmann außerdem zehn verschiedenfarbige Erden, mit deren Pigmenten er einen „Frankenthalkreis“ erstellt hat. Für eine zweite Installation drang er weiter in die Pfalz ein. Ausgerissene Rebstöcke und helle Sandsteine fand Lohrmann an der Haardt. Fundstücke wie Wellpappe, Karton oder Sperrholz benutzt Jürgen Braun als Fläche für seine Malerei. Gebrauchsspuren werden dabei scheinbar restauriert, mit Stofffetzen oder Klebeband gekittet. Reliefartig hinterlässt die Farbe nach unendlichen übermalten Schichten dicke Wülste. Im krassen Gegensatz dazu stehen Brauns digitale Bilder. Im Hochglanzdruck zeigen sie eine perfekte Oberfläche. Die wohl gelungenste Verbindung von handwerklicher Kunst und Technik offenbart sich jedoch in Brauns Radierungen auf digitaler Basis. Ausgedruckte Liniengrafiken überträgt er auf eine Zinkdruckplatte und ätzt sie in einem langwierigen Prozess mit Salpetersäure. Mit traditionellen Radiertechniken ergänzt er die Lineamente schließlich.

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