Kaiserslautern Klingendes Mahnmal und Töne des Trostes

Ein sehr überzeugend konzipiertes und dem Anlass unbedingt angemessenes Programm sowie einprägsame Wiedergaben machten das Konzert zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs im Speyerer Dom mit der Dommusik und der Deutschen Staatsphilharmonie unter Domkapellmeister Markus Melchiori zum bewegenden Ereignis.

Wie Paul Celans Gedicht Todesfuge in der Poesie, so ist Arnold Schönbergs „Ein Überlebender aus Warschau“ in der Musik zu einem künstlerischen Mahnmal für die Schoah und die Schrecken des Zweiten Weltkriegs geworden. Es berichtet von Gräueln im Warschauer Ghetto und mündet in den Gesang „Höre Israel“ aus dem fünften Buch Mose. Es stand zurecht am Anfang des Programms. Ihm folgte das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms, das vor allem Trost im Angesicht des Todes vermittelt. Eingebunden in das Requiem war die Arie „Ich weiß, das mein Erlöser lebt“ aus Händels „Messias“: ein Brauch, der auf die ersten Aufführungen des Brahms’schen Werks zurückgeht. So erklang an diesem Gedenktag in der gewaltigen Architektur des fast 1000-jährigen Gotteshauses ein wahrhaft ökumenisches Programm. Auf prägnante Aussage war schon Markus Melchioris Wiedergabe des Schönberg-Stücks ausgerichtet. Akzentreich gestaltete Matthias Folz, der Leiter des Speyerer Kinder- und Jugendtheaters, den quasi wie eine Gesangsstimme aufgezeichneten Part des Sprechers. Deutlich aufgefächert war der plastisch umrissene Orchesterpart, machtvoll sangen die Männer des Domchors. Melchioris’ Wiedergabe des „Deutschen Requiems“ hatte sehr gute, fließende Zeitmaße sowie einen unpathetischen klaren Ton. Sie war ganz auf eine unverstellte Vermittlung der Botschaft ausgerichtet. Mitglieder des Mädchenchores am Dom und der Domsingknaben sowie der Domchor und die Staatsphilharmonie folgten dieser Linie auf überzeugende Weise. Nach dem dritten Teil des Brahms-Requiems folgte die würdevoll und in erhabenen Linien ausgeführte Händel-Arie, in der die Sopranistin Johanna Winkel ebenso durch ihren feinen Gesang berührte wie im Solo „Ihr habt nun Traurigkeit“ bei Brahms. Der renommierte Bariton Klaus Mertens war mit nachdrücklicher Diktion ein vorzüglicher Solist in den Requiem-Teilen drei und sechs. Gestern erklang das Programm auch in der Katharinenkirche Oppenheim, am Samstag eröffnete es in Bitburg den Kultursommer.

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