Kaiserslautern Keiner wird im Stich gelassen

Gezückte Stifte, aufgeschlagene Hefte und Bücher: Leiter Sascha Stichler (hinten), Erzieherin Justine Gebhardt (vorne rechts) un
Gezückte Stifte, aufgeschlagene Hefte und Bücher: Leiter Sascha Stichler (hinten), Erzieherin Justine Gebhardt (vorne rechts) und Erzieherin Michelle Mayer helfen ihren Schützlingen, die Hausaufgaben zu erledigen.

Die katholische Pfarrei Heiliger Franz von Assisi in Queidersbach ist Trägerin des Kinderhortes in Neumühle, einem Ortsteil von Obernheim-Kirchenarnbach. Diese sozialpädagogische Bildungs- und Erziehungseinrichtung begleitet und unterstützt Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden und ist auch später eine Anlaufstelle bei Problemen jeder Art. Eine Säule des Leitbildes ist der Satz: „Wir lassen keinen im Regen stehen.“

Im Gemeinschaftsraum klappert das Geschirr. Erzieherin Anke Burkhard gibt das Mittagessen für die zehn hungrigen Kinder aus, die an diesem Tag nach Schulschluss den Hort Neumühle in Obernheim-Kirchenarnbach aufgesucht haben. Später werden noch weitere Schüler in der Einrichtung eintrudeln. Eine feste Anwesenheitsregelung gibt es nicht, und auch die Teilnahme am Mittagessen ist freiwillig. Täglich sind es 20 bis 30 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 14 Jahren, die hier montags bis freitags und auch in der Ferienzeit betreut werden. Während im Gemeinschaftsraum gegessen wird und die Freundinnen Hannah (sieben Jahre) und Pia (acht Jahre) in einer Ecke mit ihren Püppchen in der von ihnen gebauten Fantasiewelt aus Bausteinen spielen, haben andere Schüler im Nebenraum schon mit ihren Hausaufgaben begonnen. „Da nehmen wir uns viel Zeit“, erzählt Sascha Stichler. Seit 1999 arbeitet der Erzieher in der Einrichtung, vor drei Jahren hat er die Leitung übernommen. Dass die Bildungsarbeit ein Schwerpunkt des Auftrages darstellt, liegt an der Geschichte des Hortes. „1975 war die Neumühle ein sozialer Brennpunkt, heute hat sich die Situation wesentlich gebessert“, berichtet er. Stichler sitzt mit drei Jungs an einem der Tische vor aufgeschlagenen Büchern und Heften, nicht viel anders sieht es bei zwei seiner Kolleginnen aus. Hier wird Schreiben geübt, dort eine Passage aus dem Deutschbuch abgeschrieben oder gerechnet. „Alleine Hausaufgaben machen ist blöd“, meint Leon, der seit etwa eineinhalb Jahren täglich da ist. Noah, der die vierte Klasse besucht und schon als Schulanfänger in den Hort gekommen ist, ist derselben Meinung: „Es ist gut, zusammen Hausaufgaben zu machen, weil man Hilfe bekommt, wenn man sie braucht.“ Ist noch Zeit, wird danach noch gespielt und in den Ferien wird auch mal gegrillt oder ein Ausflug unternommen, wobei die Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben dafür den Bürgerbus zur Verfügung stellt. Ähnlich wie in einer Familie geht es zu – und das soll auch so sein. In den mehr als 40 Jahren des Bestehens hat sich der Hort in dem Ortsteil zu einer verlässlichen Konstante mit christlich geprägtem Menschenbild entwickelt. Das Motto „Wir lassen keinen im Regen stehen“ übersetzt Stichler so: „Wer kommt und Hilfe anfordert, der bekommt sie auch.“ Hier werden Kinder darin unterstützt, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und zu meistern, und Jugendliche sind auch dann noch willkommen, wenn sie die Schule abgeschlossen haben. „Im Rahmen der gemeindeergänzenden Arbeit bieten wir Hilfe zum Beispiel beim Schreiben von Bewerbungen oder beim Ausfüllen von Anträgen an“, erzählt der Leiter. Auch den Eltern wird Entlastung und bei Bedarf auch anderweitige Hilfestellung über ein Netzwerk mit Institutionen oder Beratungsstellen angeboten. Seit dem Jahr 2015 wird im Hort mit einem Qualitätsmanagementsystem des Bistums Speyer gearbeitet. Ziel ist es, nach fünf Jahren das Gütesiegel des Verbandes Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder zu erhalten. „Überprüfen, dokumentieren, reflektieren und alte Zöpfe abschneiden“, umschreibt der Leiter die erste, drei Jahre dauernde Phase. Daran schließt sich eine zweite Phase an, in der die neuen Qualitätsstandards erprobt und gegebenenfalls angepasst werden. Seither hat sich einiges getan. Bei den Kindern wurde eine Bedarfsumfrage durchgeführt, bei der sie Wünsche und Anstöße zur Freizeitgestaltung, zum Mittagessen oder zur Ausstattung des Mehrzweckraumes geben konnten. Auch sei die Elternarbeit umfangreicher geworden, berichtet der Leiter. Einmal jährlich finden auf deren Anfrage oder bei Notwendigkeit auf Initiative des Hortes Entwicklungsgespräche statt. Für Stichler sind die Außendarstellung des Hortes und die Wahrnehmung in der Bevölkerung wichtige Punkte. Ein Flyer wurde aufgelegt, um die Arbeit in kompakter Form vorzustellen. „Wir wollten uns auch mehr zeigen“, hält er fest. Deswegen stellt sich die Einrichtung seit zwei Jahren beim Weihnachtsmarkt mit einem Stand vor, an dem Bratapfelpunsch für Jung und Alt und Hot Dogs angeboten werden. „Mit ganz viel Unterstützung der Eltern“, unterstreicht er.

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