Badminton Katharina Nilges: HHG-Schülerin ist plötzlich Vize-Europameisterin

Sind glücklich und stolz auf das, was die Schülerin bei der EM erreicht hat: Katharina Nilges und ihr Trainer Christian Stern.
Sind glücklich und stolz auf das, was die Schülerin bei der EM erreicht hat: Katharina Nilges und ihr Trainer Christian Stern.

Gleich drei Schüler des Kaiserslauterer Heinrich-Heine-Gymnasiums waren für die U17-Europameisterschaft in Litauen nominiert. Dass sie sich so gut schlagen und dass Katharina Nilges sogar mit Silber heimkehren würde, war mehr als sie und ihr Trainer zu träumen gewagt hatten.

Katharina Nilges hat Geschichte geschrieben. Seit es die Europameisterschaft der U17 gibt, hatte es erst eine Deutsche geschafft, dort Edelmetall zu gewinnen: 2014 wurde Yvonne Li Europameisterin. Und jetzt bei der EM in Vilnius, Litauen, kam wieder eine Deutsche ins Finale: Katharina Nilges aus Alpenrod im Westerwald, Spielerin des SV Fischbach, seit der fünften Klasse am Heinrich-Heine-Gymnasium Kaiserslautern, die sich für die Eliteschule des Sports und das Internatsleben entschieden hatte, um sich auf ihr großes Hobby konzentrieren zu können.

Sie war mit ihren Schulkameraden und Trainingskollegen Leonie Wronner und Jonas Schmid und Trainer Christian Stern nach Litauen gereist. Die drei vom HHG starteten zunächst im Teamwettbewerb. Alle drei waren in verschiedenen Disziplinen im Einsatz und zeigten ihr Können. Am Ende schied Deutschland jedoch als Gruppenzweiter hinter Dänemark, dem späteren Sieger, aus.

Spiel um Spiel gewonnen

Leonie Wronner und Jonas Schmid ließen auch im Individualwettbewerb ihr Talent aufblitzen. Und die 15-jährige Katharina Nilges überragte und überraschte alle. Sie war fokussiert, ging regelmäßig in den Kraftraum, spulte ihr Programm ab, analysierte jedes Spiel.

Und sie gewann Spiel um Spiel. In der dritten Partie warf sie die an Nummer eins gesetzte Ukrainerin Maria Koriagina aus dem Turnier, gewann in drei Sätzen (21:7, 20:22, 21:16), besiegte dann die an zehn gesetzte Tschechin Barbora Bursova, gegen die sie früher verloren hatte und kämpfte sich bis ins Finale vor.

Ein heißer Kampf

Dort traf Nilges, die Mitglied des Nachwuchskaders 2 des Deutschen Badminton-Verbandes ist und für den SV Fischbach ans Netz geht, als ungesetzte Spielerin auf die an Nummer drei gesetzte Ukrainerin Anastasiia Alymova. Die 15-jährige HHGlerin hatte zu dem Zeitpunkt sechs Siege in der Tasche und ihr Trainer spürte, dass die kraftraubenden Partien nicht spurlos an ihr vorübergegangen waren. „Sie war müde.“

Was sie dann trotzdem noch auspackte, war überragend. Sie ließ sich nicht verunsichern oder beeindrucken vom Fangrüppchen auf der Tribüne von Court 1, das ihre topgesetzte Gegnerin mit „Let’s go Ukraine“-Rufen anfeuerte. Alymova versuchte es mit kraftvollen, weiten Schlägen. Ihre Bälle landeten aber auch immer wieder mal im Aus. Die Ukrainerin ging zunächst in Führung, Nilges glich auf 7:7 aus. Es entwickelte sich ein heißer Kampf mit ständigen Tempo- und Richtungswechsel, in dem sich die beiden Spielerinnen nichts schenkten. Anastasiia Alymova behielt letztlich die Oberhand, gewann den ersten Satz knapp mit 21:19.

Kraftvolle Schläge

Sie setzte auch im zweiten Satz auf ihre kraftvollen Schläge, streute dazwischen aber immer wieder Dropbälle ein, mit denen sie Nilges ans Netz zwang, um sofort wieder einen langen Ball in die entgegengesetzte Ecke zu spielen. Beim 3:3 war die HHGlerin noch dran, dann zog die Ukrainerin davon. Doch die Deutsche gab nicht auf, kämpfte sich wieder ran. Alymova gewann jedoch auch den zweiten Satz, diesmal mit 21:14.

„Wenn Kathi topfit gewesen wäre, wäre tatsächlich noch mehr dringewesen“, haderte Trainer Stern, doch er war einfach „megastolz“. Nicht nur wegen der Medaille, sondern vor allem darauf, wie sich seine Schülerin als Mensch entwickelt hat. „Es war wunderschön, das zu sehen. Sie ist von Spiel zu Spiel gereift, sie ist gewachsen. Sie kann so stolz sein auf das, was sie erreicht hat.“ Für Stern war es „eine Reise ins Abenteuerland. So viele Leute sagen, es ist nicht möglich. Aber Du kannst Dir eine Welt kreieren mit Drachen, mit Dreiköpfen oder was auch immer. Es ist immer Deine eigene Welt. Du musst nicht die Welt leben, wie andere sie Dir diktieren. Du schaffst Dir Deine eigene Arbeit, Deine eigene Welt. Glaube hilft ganz viel“, sprudelte es aus ihm heraus, und er machte keinen Hehl daraus, dass er stolz darauf sei, dass Katharina Nilges mit neun Jahren die Entscheidung getroffen habe, nach Kaiserslautern aufs Internat zu gehen. Er habe an sie geglaubt und freue sich jetzt einfach mit ihr für den Erfolg, mit dem ihr Mut belohnt wurde.

„Du musst an dich glauben“

Die 15-Jährige war ein wenig enttäuscht, am Ende fielen sich der Trainer und seine Spielerin aber doch glücklich in die Arme und versuchten zusammen zu verarbeiten, was gerade passiert war und dass sie mit Silber heimkehren werden. Christian Stern: „Katharina kann für so viele kleine Mädels ein Vorbild sein, die gesagt bekommen, Du bist nicht gut genug. Du musst an Dich glauben, dann wirst Du belohnt.“

Katharina Nilges bei der Verleihung der Silbermedaille.
Katharina Nilges bei der Verleihung der Silbermedaille.
Starteten mit Nilges im Teamwettbewerb für Deutschland: Leonie Wronner und Jonas Schmid vom HHG Kaiserslautern.
Starteten mit Nilges im Teamwettbewerb für Deutschland: Leonie Wronner und Jonas Schmid vom HHG Kaiserslautern.
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