Kaiserslautern Jamaikanische Strandgefühle am Vogelwoog

Ein Höhepunkt im Vogelwoog-Sommerprogramm: Am Samstag eröffnete das Team des Veranstaltungslokals das erste Grashüpfer-Rock-Festival auf dem hauseigenen Gelände. Vier Bands gestalteten die Premiere und lockten die Besucher weg von Kinderprogramm und Ständen hin zur Grünfläche. Mit ordentlich Wumms, Experimentierfreude und Gefühl im Spiel gaben die Musiker auf der Bühne alles für einen gelungenes Festival-Erlebnis unter freiem Himmel.

Bisher fanden musikalische Veranstaltung hauptsächlich im Anbau des Lokals statt. Und das, obwohl das Musiklokal am Vogelwoog eine großzügige und in letzter Zeit selten genutzte Spiel- und Festivalwiese auf dem Hintergelände zu bieten hat. Doch Lokal-Besitzer Bernd Döring erkannte das Potenzial der Grünanlage und initiierte das neue Open-Air-Konzert. Das erste Grashüpfer-Rock-Festival gab einen Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Jahren zu einem festen Bestandteil im Veranstaltungsprogramm werden könnte. Es würde sich definitiv lohnen, wie die auftretenden Bands bewiesen. Michael Rivera und Marcel Lopez machten den Anfang. Die beiden Musiker dürften zumindest Anhängern der Youtube-Szene bestens bekannt sein. Mit einem breiten Repertoire an gelungenen Coverversionen haben sich die Jungs eine beachtliche Gefolgschaft auf dem Videoportal aufgebaut und bestreiten mittlerweile kleinere und größere Auftritte in Deutschland. Wer das Duo in Aktion erlebt, der kann den stetigen Erfolg durchaus nachvollziehen. Rivera ist ein Sänger, der dringend auf die größeren Bühnen gehört. Mit viel Kraft, Volumen und Schmelz an den richtigen Stellen führt seine Stimme durch Titel wie „Give Me Love“ von Ed Sheeran oder „Impossible“ von James Arthur. Mit besonders viel Druck im Organ ging Rivera in der Akustik-Version von „Sexy And I Know It“ zu Werke. Der Song hatte nichts mehr mit dem Electropop der ursprünglichen Club-Hits von Lmfao zu tun, klang aber im neuen melodischen Gewand besser als das Original. Lopez demonstrierte derweil mit seinem gefühlvollen und persönlichen Song „Du bist so stark“, dass er auch als Komponist ein hohes Maß an Talent besitzt. Mit Acoustic Fight betrat eine musikalisch angriffslustige Truppe die Freiluftbühne. Und ihr Sound kann sich hören lassen: Irgendwo zwischen Pop, Rock und Reggae angesiedelt, wälzen Pouya Nemati (Gesang), Thomas Burckhardt (Gitarre, Gesang) und Steffen Witt (Cajon, Bass, Gesang) bekannte Titel völlig um und schaffen ein akustisches Erlebnis der besonderen Art. Bob Marleys „Get Up, Stand Up“ fungierte nicht nur als solider Aufmacher, sondern auch als Leitmotiv. Entspannte Melodien, taktvolle Begleitung am Cajon und die perfekt phrasierten Gesangseinlagen von Nemati versetzten den Hörer quasi mitten an die Strände Jamaikas. Gleichzeitig holte ihn die Protest-Botschaft des Songs wieder in die Realität zurück und regte nicht nur den Körper, sondern auch den Geist an. Was die drei Herren aus dem Police-Klassiker „Roxanne“ machten, kam einer Offenbarung gleich. Die Reggae-Elemente des Originals beibehalten und mit akustischem Rock und aggressivem Gesang verfeinert, hätte es auch eine lupenreine Eigenkomposition des Trios sein können, so individuell klang das Endprodukt. Das Sextett von Circle Six kam als dritter Act auf die Bühne. Das musikalische Spektrum dieser Formation reicht von Southern Rock über Blues bis hin zum Country. Eine Coverband, die sich Vielseitigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, begeisterte die Kombo mit einem nahtlos arrangierten Potpourri aus alten Klassikern der 70er und 80er und Hits der Neuzeit. Die Headliner des Abends, 7ty Proof, sind in Kaiserslautern wahrlich keine Unbekannten. Seit Jahren geben die fünf Musiker bei lokalen Veranstaltungen den Ton an und gaben sich auch beim Grashüpfer-Festival als echte Publikumsmagneten. Über Bryan Adams, Billy Idol, Grönemeyer oder Queen war mal wieder alles im Repertoire vertreten und wurde in minutiöser Handarbeit an den Instrumenten zu neuem Glanz aufpoliert.

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