Kaiserslautern „Investoren, schaut Euch das an!“

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Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) hat Investoren dazu aufgerufen, sich für das frühere Pfaff-Gelände an der Königstraße zu interessieren. „Investoren, schaut Euch das an!“, sagte Weichel gestern in einem RHEINPFALZ-Gespräch.

Weichel machte deutlich, dass der Erhalt von Gebäuden auf dem früheren Pfaff-Areal, die an die große Vergangenheit des Kaiserslauterer Nähmaschinenherstellers erinnern, nur mit Hilfe von Investoren möglich sei. Dazu zählte der Rathauschef auch den Erhalt der Kantine, in der zur Blütezeit des Unternehmens Tag für Tag tausende von Mitarbeitern verköstigt wurden. Die Industriehalle besticht durch ihre Architektur. Weichel peilt nach eigenen Worten als Erinnerung an das Unternehmen den Erhalt des alten, im Innern des Werksgeländes gelegenen Verwaltungsgebäudes des Unternehmens, des Heizkraftwerks und der Eingangssituation mit ihren halbrunden Pförtnerlogen an. Für das alte Verwaltungsgebäude gebe es zwei bis drei ernsthafte Investoren. In den Pförtnerlogen im Eingang zum früheren Werk könnte ein Museum entstehen, das die Pfaff-Industriegeschichte dokumentiert. Der Oberbürgermeister betonte die Aufgaben der Stadt beziehungsweise der städtischen Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft (PEG) bei der Entwicklung des früheren Pfaff-Geländes. Sie lägen darin, baureifes Gelände herzurichten und Infrastruktur herzustellen. Dafür seien die Städtebaufördermittel bestimmt. Bau oder Erhalt von Gebäuden seien Angelegenheit des privaten Investorenmarkts. Weichel unterstrich, dass der Erhalt von Gebäuden auf dem früheren Pfaff-Gelände kein Wunschkonzert sein könne. Es könne hier kein Industriemuseum entstehen. Er verwies darauf, dass Gebäude auf dem Areal kontaminiert seien, baufällig seien oder Schadstoffherde darunter lägen. Gesundes Wohnen und Arbeiten auf dem Gelände müsse gewährleistet werden. Er betonte aber auch, Gebäude könnten erhalten werden, sofern es Investoren dafür gebe. Gebe es Investoren und entsprechende Verträge dazu, werde dies seinen Niederschlag in der Bauleitplanung der Stadt finden. Weichel kritisierte gestern gegenüber der RHEINPFALZ die CDU-Fraktion, die in einem Schreiben an den Rathauschef sein Vorgehen bei der Entwicklung des früheren Pfaff-Geländes beanstandet hatte. Wer aus kurzfristigen politischen Erwägungen die Entwicklung blockiere, riskiere ein Jahrhundertprojekt. Die Entwicklung des früheren Pfaff-Geländes müsse vorangehen, auch mit Blick auf die Förderkulisse und den Fördermittelabfluss – bei aller Liebe zu der Geschichte des Nähmaschinenherstellers, so Weichel. Tausende Arbeitsplätze seien auf dem früheren Pfaff-Gelände verloren gegangen, es gelte, jetzt neue Arbeitsplätze entstehen zu lassen. Was Weichel ganz wichtig ist bei der Entwicklung des früheren Pfaff-Geländes: Es seien Rahmenbedingungen einzuhalten, um die Fördermittel nicht zu gefährden. Er erinnerte daran, dass es fast zehn Jahre gedauert habe, bis der heutige Stand erreicht worden sei. Das Land habe die Entwicklung des früheren Pfaff-Geländes mit 90 Prozent der Kosten gefördert. Die Gesamtkosten für Ordnungsmaßnahmen und Altlastensanierung betrügen über 50 Millionen Euro. Weichel erklärte, dass die beiden für den 15. Januar geplanten Bürgerversammlungen (13 Uhr Fruchthalle, 18 Uhr Burgherrenhalle) nur den Auftakt zu einer öffentlichen Beschäftigung mit der Entwicklung des früheren Pfaff-Geländes darstellten. In der Folge seien Workshops zu bestimmten Themenschwerpunkten geplant. Beispielhaft nannte Weichel die Themen, welche Gebäude auf dem früheren Pfaff-Gelände erhaltenswert seien oder wie Architektur aussehen könnte. Die Ergebnisse der Workshops würden in weitere Bürgerversammlungen einfließen. Insgesamt, so Weichel gestern, werde es in diesem Jahr drei Bürgerversammlungen zu dem Thema geben. Öffentliche Beteiligung an der Entwicklung des früheren Pfaff-Geländes werde es auch über das Bauleitplanverfahren und über eine eigene Internetseite geben. Transparenz sei oberstes Gebot, versicherte Weichel in diesem Zusammenhang. Die Stadt werde bei der Entwicklung des früheren Pfaff-Geländes mehr tun, als die demokratischen Grundsätze der Bauleitplanung erforderten. Es werde auch bauabschnittsweise Architekturwettbewerbe geben, erläuterte Weichel weiter. Der in diesem Jahr installierte Gestaltungsbeirat habe sich des Themas auch schon angenommen. Die Stadt sei an einer hochwertigen Architektur auf dem früheren Pfaff-Gelände interessiert. Als nicht verhandelbar bezeichnete Weichel gestern das vom Stadtrat einstimmig beschlossene Nutzungskonzept mit den Bereichen Technologie, Forschung, Entwicklung, Gesundheitsfürsorge, wohnortnahe Versorgung und Wohnen. Es sei die Grundlage für die Bewilligung der Städtebaufördermittel gewesen. (rdz)

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