Kaiserslautern In Lautern wimmelt es nur so vor „Ks“

„Wer lacht noch scharf?“ So könnte das abgewandelte Motto des Kabarettprogramms der Untiere lauten, wenn die leeren Plätze am Mittwoch im Edith-Stein-Haus etwas desillusionierend wirken. Rund 90 Anwesende der zweiten (Mittwoch-)Vorstellung mussten ihr Kommen nicht bereuen. Das aktuelle Programm der Lokalmatadoren schlug zumindest satirisch/kabarettistisch ein wie eine Bombe. Und auch der Gast aus Köln, Markus Barth, löste weitere Lachsalven aus.

„Alles neu macht der Mai“ – Wolfgang Marschalls Themenblock ließ Vergangenes im Jahreskreislauf Revue passieren, um geschickt die rhetorische Kurve zum Wonnemonat Mai und seinen Verlockungen überzuleiten: Badezeit, doch die sich jährlich verzögernden Renovierungsarbeiten aufgrund „unerwartet strenger und überlanger Winter“ karikierte er ebenso wie er ein groteskes, überspitztes Bild einer Schar Badehungriger entwirft; die robben nach seiner Schreckensvision durch den Eselsbach verzweifelt ins Innere des Badegeländes. Im rhetorischen Brückenschlag zum Gelterswoog erinnert er daran, dass dort die erste FKK-Saison erwartet werde. Seine Spekulation über eine „Einweihung“ durch den OB im Adamskostüm löste Lachsalven aus. Marschall weiß als Sympathieträger aber auch um die Publikumswirkung von Selbstironie: Bei der Wiederwahlfeier von Stadtbürgermeisterin und Beigeordneten seien die Untiere schlichtweg übergangen worden, obwohl ihre Programme doch wohlwollend und konstruktiv seien... Das Positive: Immerhin bekämen auch die Untiere mit dieser Wiederwahl eine Job(Stoff-)garantie für deren weitere Amtszeit. Die Mall bleibt für Marschall ein Dauerthema, jetzt pries er sie als Gralsburg des Konsums und fand, dass sie zu wenig illuminiert sei, um ihren Glanz zu würdigen. Rhetorisch und semantisch sehr ideenreich und originell analysierte er das K in Lautern: Während der Buchstabe in der Sprache nur zu 1,2 Prozent vorkäme, wimmele es in Lautern nur so vor „Ks“: „Klausi“ (der OB), Kuntz (beim FCK), Kulturzentrum Kammgarn, Kiefer (Beigeordneter), die damit konstruierten Kalauer sorgten zumindest kabarettistisch für einen Kreislauf-Kollaps als Kollateralschaden. Marschall produzierte Alliterationen und Antinomien am laufenden Band: geistreich, ideenreich und pathetisch leitete er zu der – natürlich Kardinalfrage – weiter, wie es denn in Lautern weitergehe. Kompetenter als der OB selbst könnte niemand diese Frage beantworten. So schlüpfte einmal mehr Philipp Tulius in die OB-Rolle. Der erst seit 2012 die Untiere bereichernde und die Lokalszene verunsichernde Tulius wächst in seinen Sketchen nicht nur in die Rolle des OB hinein, er übertrifft diesen noch hinsichtlich der abstrusen Aneinanderreihung von Absurditäten in der zudem grotesken Mischung aus weltmännischem Auftreten und rustikalem „Atsche.“ Und wenn schon nicht nur die „Rs“ rollen, sondern der Buchstabe K in Lautern stilbildend ist, dann wundert es nicht, wenn der Gast aus Köln anreiste. Markus Barth, setzte noch eins drauf mit dem Dreiklang aus Kölsch, Klüngel und Karneval und tröstete mit seinen gelungenen und ansprechenden Sketchen, dass auch am Rhein nicht alles Gold ist, was dort im Wasserspiegel als Silhouette glänzt. Vor allem die Sammlung von Kölner und überregionalen Zeitungsberichten zu gleichen Ereignissen lösten Lachstürme aus, als das besondere Kölner Lebensgefühl mit unterschiedlicher Sicht der Dinge evident wurde. Über die kabarettistische und vor allem musikalische Vielseitigkeit von Marina Tamássy zu sinnieren, hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Dennoch steigerte auch die zwischen klassischem Gesang und Pop- oder Rockröhre sowie Soulsängerin immer wieder geschickt wechselnde Ausnahmesängerin auch an diesem Abend ihr Ansehen: Als männlichste Frau der Welt, als „Mutti Merkel“, ist sie ohnehin in täuschend echter Imitation eine Wucht. „Der Mai ist gekommen - und Mutti Merkel gleich mit“, sagte sie, als sie die Bühne betrat. Mit versteinerter Miene wahrt sie immer Contenance, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Da hat Tamássy ihr Leitbild perfekt einstudiert.

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