Kaiserslautern In Gesprächsrunde ungezwungen über psychische Erkrankungen sprechen

Das Psychose-Seminar bietet Menschen die Möglichkeit, ihr Leben mit einer psychischen Erkrankung zu schildern.
Das Psychose-Seminar bietet Menschen die Möglichkeit, ihr Leben mit einer psychischen Erkrankung zu schildern.

In einer ungezwungenen Atmosphäre über psychische Erkrankungen sprechen: Das ist das Ziel der Psychose-Seminare, die Dorothee Ruster-Hebel und Franz Braband vom Pfalzklinikum anbieten. Am Donnerstag ist der nächste Termin.

Eigentlich sei der Titel, Psychose-Seminar, irreführend, erklärt Ruster-Hebel, die am Pfalzklinikum als systemische Beraterin arbeitet. „Wir halten keinen Vortrag rund um psychische Erkrankungen.“ Vielmehr biete das Psychose-Seminar Menschen die Möglichkeit, ihr Leben mit einer psychischen Erkrankung zu schildern. Zusätzlich könnten auch Angehörige ihre Erfahrungen berichten, sagt Ruster-Hebel. „Die Seminare sind immer ungesteuert und ungeplant.“

Der Titel der Veranstaltung geht auf die Gründer der Methode zurück, über psychische Erkrankungen zu sprechen. Ende der 1980er Jahre wurde sie in Hamburg von der Bildhauerin Dorothea Buck und dem Psychologen Thomas Bock entwickelt, berichtet Ruster-Hebel im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Wichtiges Element: Die Gespräche laufen quasi im Trialog: Es berichten nicht nur Betroffene über ihre Erkrankung, sondern auch Angehörige schildern, wie sie die Krankheit erleben. Das dritte Element sind die Psychiatrie-Experten, also Menschen, die mit psychisch Erkrankten arbeiten. Daher, so Ruster-Hebel, seien auch immer beispielsweise Krankenpflege-Schüler willkommen, die zusätzlich zu ihrer Ausbildung in einem gänzlich anderen Rahmen Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen machen könnten.

Unkomplizierte Treffen ohne Vorstellungsrunden

Die Psychose-Seminare in Kaiserslautern gibt es seit 2013. Corona habe allerdings zu einer mehr als einjährigen Unterbrechung geführt. Nach dem Lockdown im März 2020 laufe der Betrieb erst wieder seit Juli, berichtet Ruster-Hebel, die in Hochzeiten bis zu zwölf Menschen zu den Veranstaltungen begrüßen konnte. Die Psychose-Seminare laufen unmoderiert, es gebe auch beispielsweise keine Vorstellungsrunde. „Wir kommen dennoch sehr schnell ins Gespräch, die Menschen erzählen, was sie belastet“, berichtet Ruster-Hebel. Die Themen reichten dabei von Problemen am Arbeitsplatz, persönlichen Beziehungen bis hin zur Medikation von psychisch Erkrankten.

Anmelden muss man sich zu den Psychose-Seminaren nicht, der Zugang soll ganz bewusst sehr niederschwellig sein. „Psychisch erkranken zu können gehört zum Wesen des Menschen“, zitiert Ruster-Hebel die beiden Seminar-Gründer Buck und Bock. Heißt: Theoretisch kann es jeden treffen. Und da sei es gut, eine Anlaufstelle zu haben, um sich mit ebenfalls Betroffenen auszutauschen.

Info

Das Psychose-Seminar findet immer am zweiten Donnerstag im Monat, von 17 bis 19 Uhr, in den Räumen des Arbeits- und Sozialpädagogischen Zentrums (ASZ) in der Pfaffstraße statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Veranstaltung steht allen Interessierten offen.

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