Kaiserslautern „Ich muss gucken, ob genug gemeckert wird“

An den Platanen in Erfenbach scheiden sich die Geister: „Weg damit, lieber kleinere Bäume pflanzen“, sagen die einen. „Das sind
An den Platanen in Erfenbach scheiden sich die Geister: »Weg damit, lieber kleinere Bäume pflanzen«, sagen die einen. »Das sind tolle Schattenspender und Sauerstoff-Produzenten«, sagen die anderen.

Wer gestern Morgen zum RHEINPFALZ-Stand wollte, musste sich zweimal umgucken. Denn vor der Ortsverwaltung in der Siegelbacher Straße tut sich etwas: Rot-weiße Absperrungen weisen auf eine Baustelle hin, weswegen die Plauderstunde etwas versetzt neben dem Gebäude stattfinden musste. Fast 20 Menschen haben trotzdem den Weg zur „Redaktion vor Ort“ gefunden.

Paul Peter Götz

steht vor der Baugrube. „Hier wird neues Pflaster verlegt, richtig schöne Granitsteine“, sagt der Erfenbacher. Wie berichtet, verwendet die Stadt für die Umgestaltung des Platzes Pflastersteine, die an anderer Stelle entfernt und wieder aufbereitet wurden. Zu Beginn der Woche musste für den neuen Platz auch eine von drei Platanen weichen. „Das war schon beachtlich, wie die Arbeiter darin hingen, wie Bergsteiger“, sagt Götz, der die Aktion beobachtet hat. Der Baumstumpf steht noch, wird aber demnächst noch ausgehoben. Während das Wurzelwerk bei den beiden anderen Bäumen tief genug reicht, hätte der gefällte Baum das neue Pflaster irgendwann angehoben. Überhaupt entbrennt an diesem Beispiel eine Diskussion zwischen Rolf Strack, Franz Dein, Helge Ebling und Otto Ebling. Man könne doch alle Bäume fällen und Kugelbäume pflanzen, so wie das früher einmal gewesen sei, sagt Dein. Es gebe in Erfenbach schließlich genug Bäume. Dein: „Wir sind hier am Rand des Pfälzerwalds.“ Die Platanen würden zu hoch wachsen und so die Sicht auf die Rathausuhr und das denkmalgeschützte Gebäude versperren, finden einige Standbesucher an diesem Morgen. Die Anwohner würden in den nächsten Wochen sicher wieder über das Laub stöhnen, betont Dein. Otto Ebling stört dagegen noch etwas anderes: „Die Gehwege in den Stauchwiesen sind in sehr schlechtem Zustand“, sagt er. Dort drückten sich die Platten schon seit Jahren nach oben und machten den Bürgersteig gerade für ältere Menschen zur Stolperfalle. „Auch an anderer Stelle gibt es diese Flickschusterei“, ergänzt Ortsvorsteher Reiner Kiefhaber. Und er hat noch mehr Beschwerden von Erfenbacher Bürgern mitgebracht, die an der „Redaktion vor Ort“ nicht selbst teilnehmen konnten. Kiefhaber packt zwei E-Mails aus. Alexandra Ostermann wünscht sich die „schnellstmögliche Umsetzung des Radweges von Erfenbach nach Otterbach“. Mit diesem Anliegen kommt auch Karl-Heinz Klein an den Stand. Von der Abzweigung Stockborn bis nach Otterbach könne das Gleis der früheren Bachbahn als Radweg ausgebaut werden. „Das wäre super sinnvoll“, sagt er. Für einen Radweg auf der stillgelegten Bahntrasse Richtung Rodenbach sieht er dagegen zunächst keinen Bedarf. Dort gebe es bereits Wege, die sich zum Radfahren eigneten und „in den Frauenwiesen gibt es beispielsweise auch viel Gebüsch, das als Lebensraum vieler Arten erhalten bleiben sollte“. Dem pflichtet Anna-Maria Müller bei, die sich als Fußgängerin darüber ärgert, dass die Autos von Otterbach kommend an der Lampertsmühle viel zu schnell vorbeibrettern. Auch halte sich beispielsweise in der Gottfried-Keller-Straße niemand an die Tempobeschränkung. Martin Hammerschmidt, der seine Anliegen ebenfalls per E-Mail an Kiefhaber übersandt hat, sieht die Parksituation auf der Siegelbacher Straße/Ecke Händelstraße kritisch. Insbesondere auf Höhe der Hausnummern 80 bis 86 findet er die parkenden Autos „unmöglich“. „Hier ist es nur eine Frage der Zeit, dass es zu einem Unfall kommt“, schreibt er. „Die Autos stehen fast bis in die Kurve. Da stehen Firmenfahrzeuge, die sicher auch an anderer Stelle halten könnten.“ Hammerschmidt plädiert für markierte Parkflächen, um das Problem zu lösen. Ähnliches gelte für die Jahnstraße, und die Beleuchtung im Schwarzen Weg sei „sehr schlecht“. „Meines Erachtens müssten die Sträucher und Hecken in Richtung Stöffelsberg zurückgeschnitten oder besser, zusätzliche Lampen aufgestellt werden.“ Gerade, wenn es im Herbst und Winter früher dunkel werde, sei hier Abhilfe notwendig, findet Hammerschmidt. Um die Verkehrssicherheit sorgt sich Franz Dein: „Wir brauchen von Erfenbach aus unbedingt einen Fußweg vom Friedhof nach Stockborn – bevor jemand angefahren wird.“ Von Erfenbach aus kommend, seien auf der linken Seite zwar die Sträucher zurückgeschnitten worden, aber das reiche nicht aus: „Dort muss man auf Gehör laufen, um rechtzeitig zur Seite gehen zu können, wenn ein Auto kommt.“ Die Runde ist sich einig, dass die Internetgeschwindigkeiten in Erfenbach zu unterschiedlich sind: „Einer Stadt, die sich bei einem Wettbewerb als digitale Stadt bewirbt, ist das nicht würdig.“ Helge Ebling, der ehrenamtlich die Internetseite des Stadtteils betreut und dafür viel Lob erntet, erreicht zu Hause gerade einmal eine Internetgeschwindigkeit von einem Mbit/Sekunde: „Das ist viel zu wenig.“ Ein anderer Anbieter verspreche deutlich schnellere Verbindungen. Ortsvorsteher Kiefhaber bestätigt: „Das Internet ist bei uns ein ganz großes Thema, nicht überall liegt Glasfaser.“ Er räumt bei der Gelegenheit mit einem Vorurteil auf: „Sie glauben ja nicht, wie viele Menschen ab 80 oder gar 90 Jahren täglich online sind.“ Die ungleichmäßige Internetausstattung „gehört sich für eine Stadt wie Kaiserslautern nicht“, sagt Kiefhaber. Peter Weisenburger lebt seit 2015 in Erfenbach, er hat drei Anliegen mitgebracht: So werde eine Kreuzung am Ende der Kirchbergstraße von vielen Anwohnern als Wendehammer benutzt, was durch das häufige Überfahren die Bordsteine kaputt mache. Kiefhaber verspricht: „Wenn der Maienweg im kommenden Jahr gemacht wird, gibt’s dort eine Einbahnregelung.“ Problem eins: gelöst. Weisenburger hat an seinem Grundstück einen Telefonkasten stehen, wer dort in der Nähe parken wolle, stehe fast zwangsweise vor Weisenburgers Ausfahrt, auch die eines Nachbarn sei dann blockiert. Weisenburger: „Könnte man dort nicht einen Pfosten aufstellen, damit niemand mehr an der Stelle parkt?“ Kiefhaber: „Das klären wir ab.“ Problem zwei: notiert. Bei Spaziergängen ist Weisenburger in der Nähe des Hundevereins über Grabsteine im Wald gestolpert: „Das ist doch ganz schön pietätlos.“ Laut Kiefhaber und Otto Ebling liegen die Steine dort schon seit Jahrzehnten. Der Staatsforst sei für die Entsorgung zuständig. Ob Weisenburger auch dieses Problem bald abhaken kann? Der kaum gepflegte Obstbaumpfad am Ortsrand ist ebenfalls Thema. Für den Pfad fühle sich niemand verantwortlich. Kiefhaber: „Die Stadt mäht dort zweimal im Jahr und ein Arbeitskollege von mir schneidet ehrenamtlich die Bäume.“ Er räumt ein, dass dort mehr gemacht werden müsse. Herrmann Kohl spricht bei der „Redaktion vor Ort“ die mangelnde Pflege der Grünflächen an: „Hier wurde im Sommer nichts gemäht. Bis vor Kurzem sah’s auf dem Friedhof wild aus. Wenn die Stadt Grünanlagen anlegt, muss sie sich auch darum kümmern.“ Alles in allem zeigen sich die Besucher mit dem Leben in Erfenbach sehr zufrieden, am RHEINPFALZ-Pavillon wird viel gelacht. Wirklich große Aufregerthemen scheint es keine zu geben. Mit ihren Sprüchen trägt Anna Herbrand maßgeblich zur guten Stimmung bei: „Ich muss ja gucken, ob hier genug gemeckert wird ...“

Peter Weisenburger findet es nicht gut, dass Grabsteine im Wald entsorgt worden sind.
Peter Weisenburger findet es nicht gut, dass Grabsteine im Wald entsorgt worden sind.
„Eine gefährliche Ecke“, sagt Franz Dein zur Straße zwischen Erfenbach und dem Stockborner Hof. Hier müsse unbedingt mit einem F
»Eine gefährliche Ecke«, sagt Franz Dein zur Straße zwischen Erfenbach und dem Stockborner Hof. Hier müsse unbedingt mit einem Fußweg Abhilfe geschaffen werden.
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