Kaiserslautern „Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit ist, etwas Neues zu machen“

Kai Christmann hat den TuS Dansenberg nach dem Abstieg in die Pfalzliga übernommen, in der Spielzeit 2009/10 zum sofortigen Wiederaufstieg geführt und in der Handball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar etabliert. Nach insgesamt sechs Jahren an der Seitenlinie haben sich die Wege des Trainers und des Vereins am Ende der Saison getrennt. Über seine Zeit beim TuS sprach Christmann mit unserem Mitarbeiter Karsten Kalbheim.

Herr Christmann, Dansenberg hat die Saison auf Platz sechs beschlossen und damit die beste Runde seit der Zugehörigkeit zur Oberliga RPS gespielt. Sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist?

Die Überlegung, am Ende der Saison aufzuhören, stand schon eine Weile fest. Diesen Entschluss habe ich unserem Teammanager Alexander Schmitt, der eine sehr gute Arbeit macht, bereits im Februar mitgeteilt. Ich hatte das Gefühl, dass es nach sechs Jahren an der Zeit ist, etwas Neues zu machen. Wir haben uns im Guten getrennt. War rückblickend letzte Saison noch mehr drin? Keine Frage, mit diesem Kader hätten wir noch weiter vorne landen können. Wir waren sehr heimstark, haben auswärts aber zu viele Punkte liegen lassen. Über die Saison gesehen hätten wir fünf, sechs Punkte mehr holen müssen. Man darf aber nicht vergessen, dass wir eine hohe Fluktuation im Kader hatten und einige Spieler aufgrund von Verletzungen wochenlang nicht zur Verfügung standen. Uns haben Rhythmus und Konstanz gefehlt, um noch weiter vorne zu landen. Dass Abwehrchef Tomas Marusak wenige Wochen nach Saisonbeginn die Freigabe erhielt, kam für viele überraschend. Als Marusak ging, lag Dansenberg auf Platz zwei. Prompt setzte es drei Niederlagen in Folge. Würden Sie diese Entscheidung noch einmal so treffen? Keine Frage, der Abgang von Tomas war sportlich ein herber Verlust. Aber es hat zwischenmenschlich einfach nicht mehr gepasst. Wenn Tomas geblieben wäre, hätte es früher oder später geknallt. Daher war die Entscheidung auf jeden Fall richtig. Als Ersatz wurde Anfang November nach langer Suche ein ehemaliger Torschützenkönig präsentiert: Ex-Profi Mirko Nikolic-Kajic. Warum hat er die Erwartungen nicht erfüllt und musste in der Winterpause gehen? Als Mirko zu uns kam, hatte er zwei Monate lang nicht trainiert. Erschwerend hinzu kam, dass er mit einer Entzündung in der Schulter zu kämpfen hatte. Insgesamt ist das sehr unglücklich gelaufen. Dafür stieß dann Sven Suton zum Team, und Sie mussten nach der Pause wieder bei null beginnen. Das stimmt. Mirko war weg, und Alexey Wetz hatte sich den Fuß gebrochen. Wir mussten daher reagieren und einen neuen Mittelmann verpflichten. Das änderte alles, aber Sven hat sich durchgebissen und bis auf zwei schwache Spiele stets seine Leistung gebracht. Vor allem gegen Ende der Saison war er sehr stark. Warum hat der TuS gegen die vier Topteams der Liga in sechs von acht Spielen den Kürzeren gezogen? Leider waren wir in diesen Spielen nur einmal in Bestbesetzung. Und da haben wir den späteren Meister aus Haßloch mit 36:29 auch prompt aus der Halle geschossen. Beim 28:29 gegen Zweibrücken waren wir nahe dran, auch beim 29:32 gegen Illtal hat nicht viel gefehlt. Mit dem Slowaken Tomas Marusak, dem Bulgaren Todor Ruskov und dem Kroaten Ivan Vukas standen zu Saisonbeginn drei Legionäre unter Vertrag. Ist das der Preis, den man zahlen muss, wenn man nicht Jahr für Jahr gegen den Abstieg spielen will? Die Oberliga ist von Jahr zu Jahr stärker geworden, viele Vereine haben aufgerüstet. Ohne externe Neuzugänge geht es nicht mehr, unabhängig davon, ob sie aus dem Ausland oder aus dem Inland kommen. Bei Pascal Bock hatten wir Glück, dass es ihn beruflich nach Kaiserslautern verschlagen hat. Andere Spieler sind wegen des Studiums hierhergekommen. Trotzdem bleibt es natürlich wichtig, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs hervorzubringen, die das Zeug für die Oberliga haben. Das ist uns in den vergangenen Jahren ja auch immer wieder gelungen. Welche Spieler haben einen bleibenden Eindruck bei Ihnen hinterlassen? Wo soll ich da anfangen? (lacht) Natürlich Jens Rheinhardt, der das Team in meiner ersten Saison zum Aufstieg geführt und dabei geholfen hat, es in der Oberliga zu etablieren. Ansonsten vor allem Olaf Neumann und Todor Ruskov. Olaf ist ein Spieler, den sich jeder Trainer nur wünschen kann: fleißig, zuverlässig, abwehrstark. Egal wer kam, er hat sich immer behauptet und seine Spielanteile behalten. Todor ist ein absoluter Profi, der hier in meinen Augen etwas verkannt wurde. Leider musste ich hören, dass er sich kürzlich bei einem Turnier mit der bulgarischen Nationalmannschaft die Achillessehne gerissen hat. Wie beurteilen Sie ihre Zeit in dem selbst ernannten Handball-Dorf rückblickend? Es gab in jüngster Zeit im Umfeld sehr viele Querelen, das fand ich sehr schade, das hat mich gestört. Unter dem Strich war es aber eine sehr schöne Zeit, in der auch die eine oder andere Freundschaft entstanden ist. Das Positive überwiegt eindeutig, dennoch war es an der Zeit, mal was Neues zu machen. Um ein Haar wären Sie als Geschäftsführer bei der TSG Friesenheim gelandet… Das stimmt, aber dazu möchte ich jetzt gar nicht so viel sagen. Es hat nicht geklappt. Welche Aufgabe würde Sie reizen? Prinzipiell bin ich für alles offen, aber dann müsste alles passen. (kkm)

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