Kaiserslautern „Ich hab’ mich gut verkauft“

Blieb cool und gewann sein erstes Match souverän mit 6:0: Gabriel Clemens vom Dartverein Kaiserslautern.
Blieb cool und gewann sein erstes Match souverän mit 6:0: Gabriel Clemens vom Dartverein Kaiserslautern.

Eine Major-Premiere mit Knalleffekt: Gabriel Clemens, 34-jähriger Saarländer des Deutschen Meisters DV Kaiserslautern, zog bei den UK Open in die dritte Hauptrunde ein – nach einem krachenden 6:0 im Auftaktmatch. Im englischen Minehead brauchte es einen absoluten Weltstar, um den frischgebackenen deutschen PDC-Profi zu stürzen. Mit 350.000 Pfund war das TV-Turnier dotiert, das der zweifache Weltmeister Gary Anderson am Sonntagabend gewann.

Wenn den TV-Zuschauern bei Major-Turnieren der PDC etwas prompt ins Auge sticht, dann die bunte, schrille Zuschauermasse auf den Bierbänken großer Hallen. Diesmal, im südenglischen Küstenstädtchen Minehead, war alles ein bisschen anders. Ungewohnt, könnte man sagen. Ein ganz und gar seltsames Wochenende fand seinen apathischen Abschluss im Finale zwischen Gary Anderson und Corey Cadby, dem vielleicht 30 Angehörige beiwohnten. In einem Nebenraum, fernab der Hauptbühne. Kein Hauch von Major-Atmosphäre, vergebens die Suche nach den 180er-Pappschildern im Hintergrund, weder biergeschwängerte Gesänge noch Anfeuerung aus dem Publikum. So lief das die kompletten drei Tage. „Bei einem Major ist das komisch“, resümierte PDC-Neuling Gabriel Clemens, der sich vor der Abreise auf eine andere Lautstärke eingestellt hatte. Doch das Wetter spielte verrückt – besser formuliert: Es spielte nicht so, wie es der Engländer kennt. Weil es schneite und stürmte, fanden die UK Open erstmals unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Selbst einige Spieler schafften es nicht nach Minehead. Geisterstimmung bei einem der größten Dart-Turniere der Welt … Clemens ließ sich davon wenig ablenken. Sofort für die zweite Runde gesetzt, demontierte er den erfahrenen dreimaligen WM-Teilnehmer Andrew Gilding 6:0. „Klar, dass ich mir einen Sieg zutraue. Ich hatte es aber viel enger erwartet, er kam nie in sein Spiel, und ich hab’ immer direkt ausgemacht“, erklärte der Saarwellinger am Montagmorgen im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Beim sogenannten „FA-Cup des Darts“ – es qualifizieren sich neben Profis und Übersee-Akteuren auch britische Pub-Spieler – wird jede Runde frisch gelost. Und „Gaga“ Clemens erwischte nach seinem 6:0-Einstand einen Brocken: den belgischen Top-Star und das ehemalige Premier-League-Ass Kim Huybrechts. Einem 4:8 rannte der 34-jährige DVK-ler hinterher. „Ich hab’ gekämpft und trotzdem normal weitergespielt“, sagte er. Mit Erfolg. Fast zumindest. Nachdem Clemens zum 8:8 ausgeglichen hatte, nutzte er einen Dart zum 9:8 nicht. Im nächsten Leg stand er nach neun Pfeilen auf 63 Restpunkten – und Kim Huybrechts, Nummer 15 der Welt, knallte einen 12-Darter ins Board. Superklasse. „Da kann man nix dran ändern. Ich hab’ mich gut verkauft, es war knapp. Damit kann ich leben“, erzählte Ruhepol Clemens. 1750 Pfund spielte der Industriemechaniker aus dem Saarland ein und steht nach nur zwei Monaten in der PDC-Order of Merit bei 4000. Man kann sein Profi-Dasein schlechter beginnen …

Konnte nach einer Zitterpartie gegen Gabriel Clemens dann doch feiern: Kim Huybrechts, das ehemalige Premier-League-Ass, führte
Konnte nach einer Zitterpartie gegen Gabriel Clemens dann doch feiern: Kim Huybrechts, das ehemalige Premier-League-Ass, führte zunächst 8:4, dann glich der Lauterer aus, vergab den Dart zum 9:8, und Huybrechts, die Nummer 15 der Welt, knallte einen 12-Darter ins Board.
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