Kaiserslautern Hilfe für Suchterkrankte in Corona-Zeiten: „Blaues Kreuz“ macht verschiedene Angebote
Die Selbsthilfegruppen für Menschen mit einer Alkohol-, Spiel- oder Medikamentensucht ergänzen die hauptamtliche Suchthilfe der Diakonie (Fachstelle Sucht) im Haus der Diakonie. Wer dort schon einmal Hilfe gefunden hat, dem falle es dank der räumlichen Nähe erfahrungsgemäß leichter, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen, schildern die Gruppenleiter Martin Engelbert, Bärbel Deobald und Heidi Fahr. Die Erfahrung der zurückliegenden Monate hat sie gelehrt, dass nur zu telefonieren als Ersatz nicht ausreicht. Die Nähe der Menschen fehlt.
„Wir überlegen, was wir tun können, wie wir die Menschen erreichen können, was es noch für Wege gibt“, schildert Bärbel Deobald. Menschen, die man kenne und von denen man längere Zeit nichts gehört habe, könne man schon mal anrufen. Schwieriger sei es mit jenen, die bis dahin nur ein-, zweimal die Gruppe besucht hätten.
Hemmschwelle im Internet ist oft größer
Zu den bekannten Terminen mittwochs und freitags bietet die Gruppe Treffen im Internet an. Doch das nutzen längst nicht alle: Die Hemmschwellen seien da oft größer. Im Frühjahr haben sich die Selbsthilfegruppen auch schon mal auf dem Parkplatz vom Schulzentrum-Süd getroffen – jeder mit seinem eigenen Campingstuhl. Auch in der Friedenskirche hatten sie sich unter Einhaltung der Abstandsregeln treffen können. Eine andere Möglichkeit waren Corona-konforme Zweiertreffen im nahen Stadtpark oder im Gruppenraum.
Warum die gemeinschaftlichen Treffen für die von einer Alkohol-, Spiel- oder Medikamentensucht Betroffenen – und oft auch deren Angehörige – so wichtig sind, das beschreibt Heidi Fahr: Die Menschen sollten das Gefühl haben, dass Abstinenz kein Verlust, sondern ein Gewinn ist und dass jeder für sich selbst entscheidet. „Wenn jemand von außen das macht, suche ich ein Schlupfloch.“
Zeigen, dass ein Alltag ohne Suchtmittel Spaß machen kann
Grillfeste, Ausflüge, gemeinsame Wanderungen gehören in normalen Zeiten zu den Aktivitäten, die den Teilnehmern klar machen sollen, dass ein Alltag auch ohne Suchtmittel Spaß machen kann – und dass ein Alkoholiker nicht unbedingt ein Mensch sein muss, der mit den Säufern im Park rumhängt.
Dazu Martin Engelbert: „Wir werden immer einen Weg finden, zu helfen, wenn jemand Hilfe sucht.“ Sie spüre eine ganz besondere Verbundenheit und Offenheit in der Gruppe, schildert Bärbel Deobald. Die gelte es zu erhalten. So schicke man sich zu einem runden Geburtstag und auch schon mal ohne Anlass eine Karte: „Sie sollen wissen, dass wir dabei sind.“
Außer in den Selbsthilfegruppen sind Gruppenmitglieder auch alle zwei bis drei Wochen im Pfalzklinikum vor Ort. Indem sie dort Gesicht zeigen, wollen sie Suchtkranken, die dort in Behandlung sind, Lust auf Teilnahme in einer Selbsthilfegruppe machen.
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