Kaiserslautern Herbstzeitlose, Bauchtänzerinnen, Spurensucher

Von 6. bis 10. Oktober läuft in der Metropolregion Rhein-Neckar das 5. Europäische Filmfestival der Generationen. Gezeigt werden Filme über das Älterwerden für Jung und Alt, meist kostenlos. Stargast ist Mario Adorf. Gespielt werden die Filme in Mannheim, aber auch in zehn Orten der Pfalz: Limburgerhof, Speyer, Frankenthal, Germersheim, Böhl-Iggelheim, Herxheim, Bad Dürkheim, Neustadt, Annweiler und Ludwigshafen.

Das Festival beginnt am 6. Oktober in Frankenthal in den Lux-Kinos mit der deutsch-französischen Komödie „Und wenn wir alle zusammenziehen?“. Die offizielle Eröffnung aber steht tags darauf in Mannheim an: Hauptdarsteller Mario Adorf kommt am 7. Oktober, 16.30 Uhr, ins Cinemaxx zur Vorführung von „Der letzte Mentsch“. In dem Film von Pierre-Henry Salfati, an dessen Drehbuch die aus Kandel stammende Regisseurin Almut Getto mitarbeitete, spielt Adorf einen Mann, der nach Spuren seiner Vergangenheit sucht: Marcus Schwartz ist nun über 80 und hat als einziger seiner Familie den Holocaust überlebt. Seine jüdische Identität samt seinem wirklichen Namen Menahem Teitelbaum hat er verdrängt. Doch nun denkt er an den Tod und sehnt sich danach, einmal auf einem jüdischen Friedhof bestattet zu werden. Dafür muss er nachweisen, dass er Jude ist. Und so macht er sich auf die Suche in seiner alten Heimat Ungarn. Nach dem Film wird Adorf mit Schoschana Maitek-Drzevitzky, der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Mannheim, über den Film sprechen. 14 Filme umfasst das Festivalprogramm, darunter sind einige moderne Klassiker wie der Schweizer Film „Die Herbstzeitlosen“ über flotte Rentnerinnen, die den Neustart wagen: mit einem Dessousgeschäft mitten im prüden Dorf. (Spielorte: Frankenthal, Germersheim, Herxheim). Filme wie „Der letzte Mentsch“ und die schwungvolle Dokumentation „Die mit dem Bauch tanzen“ sind in Ludwigshafen bereits auf dem Festival des deutschen Films gelaufen, nun sind sie auch direkt in Vorder- und Südpfalz zu sehen. Auch zwei herausragende Filme aus dem aktuellen Oscar-Jahrgang laufen: In „Nebraska“ (in Annweiler und Germersheim) spielt Bruce Dern einen sturen Alten, der an einen Millionengewinn glaubt. Auch „Philomena“ (in Ludwigshafen und Mannheim) war für mehrere Oscars nominiert: Judi Dench spielt eine Frau, die als junges Mädchen in Irland ungewollt schwanger wurde und ihr Kind nicht aufziehen durfte – es wurde an Adoptiveltern in die USA regelrecht verkauft. Der berührende Film, der auf einem wahren Schicksal basiert, zeichnet nach, wie Philomena versucht, den Sohn wiederzufinden. Manche der präsentierten Filme widmen sich auch schwierigen Themen wie Krankheit, darunter „Die Frau, die sich traut“ (Spielorte: Speyer, Mannheim) über eine 50-Jährige, die gegen die Diagnose Krebs ankämpft, oder die Doku „Vergiss mein nicht“, in der Regisseur David Sieveking sensibel Einblick in das Leben mit seiner an Demenz erkrankten Mutter gibt (in Frankenthal, Herxheim, Neustadt, Speyer). Andere Filme feiern die Kraft des Alters, darunter „Madame empfiehlt sich“ (in Neustadt, Ludwigshafen, Mannheim). In der französischen Komödie spielt Catherine Deneuve eine Frau, die aus dem Alltag ausbricht. In „Sein letztes Rennen“ wiederum ist Dieter Hallervorden als Marathonläufer zu erleben (in Bad Dürkheim, Ludwigshafen, Neustadt, Speyer, Mannheim), der es noch einmal wissen will. Hallervorden ist für sein Spiel im Frühjahr mit dem Deutschen Filmpreis geehrt worden. Ebenfalls ein Wieder- oder Neuentdecken wert ist die Dokumentation „Menachem und Fred“ (Spielorte: Annweiler, Mannheim): die Geschichte zweier jüdischer Brüder, die 1938 aus ihrer Heimat Hoffenheim vertrieben wurden und im Alter an die Orte ihrer Kindheit zurückkehren. (ütz)

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