Kaiserslautern Gutes Pfälzisch

Die Veranstaltungsreihe „Uff gud pälzisch“ – eine Kooperation aus „Kunstgriff“ und dem Lautrer Wirtshaus im Bahnheim – schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie zeigt die regionale Vielfalt erstaunlich vielseitiger Kunstarten auf, gibt deren Repräsentanten eine professionelle Bühne und ist auch Benefizveranstaltung zugunsten der Stiftung „Mama/Papa hat Krebs“.

Am Donnerstag standen außergewöhnliche Kunstarten im Fokus, so stellten der Pianist Tobias Naumann auf dem digitalen E-Piano und Albert Csiki am modularen Synthesizer Klangwelten im Stil der 1970er Jahre als faszinierender Einstieg vor: Eric Saties „Gymnopedie“ – ein spätromantisches Charakterstück – diente als thematischer Aufhänger. Zum Klavierpart erzeugte der Synthesizer Klangteppiche, generierte Klänge. Csiki sprach im RHEINPFALZ-Gespräch über diese elektronische Musik von Klangpfaden und beide Interpreten betonten den Improvisationscharakter wie beim Jazz. Zudem wurden Klänge durch Übertragung auf Leinwand „visualisiert“, da wurden bildhaft Spielbälle zum Synonym für Töne. Eine spannende Sache. Überhaupt war das dreistündige Programm so angelegt, dass ein Höhepunkt den nächsten jagte und manchmal sogar der Atem stockte: Etwa, wenn der Zauberer Thomas Jarzombek aus Heßheim zwar nichts aus dem sprichwörtlichen Hut zauberte, auch nicht Asse aus dem Ärmel zog, sondern noch spektakulärer Papier in Geldscheine verwandelte, Ringe aus Stahl sprengte oder gordische Knoten auf mysteriöse Weise wieder löste. Nach so viel Nervenkitzel brauchte es eine Auflockerung und dazu präsentierte Moderator Markus Monnerjahn die – dem Motto entsprechend – pfälzische Antwort auf den Saarländer Gerd Dudenhöffer: Im Gegensatz zu dem auf einem Stuhl sinnierenden Saarländer hält es Gerd Kannegiesser nicht auf der Bühne, er sucht den ständigen Kontakt mit seinem Publikum, das er mit rhetorischen Fragen einbezieht. Ähnlich wie Dudenhöffer versteht er sich als Stammtischphilosoph, steht aber unter Volldampf und ist auch gedanklich näher und direkter am Publikum dran. Der Ausschnitt aus 16 Bühnenprogrammen thematisierte das Problem des „Älterwerdens“ und brachte seine Erkenntnis, dass die technisierte Welt, in der alle verkabelt und vernetzt sind, ihm suspekt erscheint. Auch werde er mit zunehmendem Alter zum Philosoph, etwa wenn er etwas vergessen hätte und sich frage, wo komm ich her und wo will ich hin? Der Sketch beim Zahnarzt ließ spätestens das Eis brechen, der Autor und Kabarettist hatte die Lacher auf seiner Seite. Romana Alferi, Diplom-Designerin, Kunsterzieherin an einem hiesigen Gymnasium und Autorin von Texten über Kunst plauderte aus ihrer Kunstwerkstatt, die Gegenständliches wie Abstraktes, Tief- und Hintersinniges wie auch naive Tendenzen zu einem komplexen Schaffen in Aquarell komplex verbindet. Eingeblendete Kostproben – auch eigene Fotos – machten neugierig auf ihre Ausstellungen. Auch Anne Parlow ist im Verfassen und Vortragen eigener Texte originell: Eine Stilmischung aus Rap, Hip Hop, Reggae sowie Pop-Rock wird in großer Intensität – ohne Live-Musik – vorgetragen. Dabei im Tonfall genau auf die musikalische Metrik abgestimmt. Die Hobby Swingers, der gemischte Alternativchor aus Otterbach, blies zum Ausklang zur Offensive gegen antiquierte Chormusik: Kostproben von Abba, Les Humphries, Udo Jürgens wurden vom Keyboarder und Arrangeur Klas Holzhauser auf den grandios gestaltenden Chor abgestimmt. Von der Bühnenpräsenz, dem optisch eindrucksvollen Erscheinungsbild bis zur künstlerischen Realisation stimmte alles.

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