Kaiserslautern Gute Laune in Noten verpackt

Die Present Art Collection von Lokalmatador Helmut Engelhardt durfte sich auch wieder beim diesjährigen traditionellen Neujahrskonzert im Trippstadter Wohnstift über einen sehr dicht besetzten Konzertsaal und eine begeisterte Resonanz freuen. Gute Laune, Frohsinn und optimistisch klingender Ausblick – das gab es auch im Stift, allerdings dank Engelhardts Programm mit gänzlich anderer Akzentuierung als andernorts.

Wenn ein Trio den Anspruch erhebt, alles an Harmonien, Rhythmen, Improvisationen und melodischen Finessen mit nur drei Musikern gestalten zu können, was sonst eine komplette Bigband realisiert, dann gelingt das nur bei spielerischer Extraklasse: Helmut Engelhardt geht da mit gutem Beispiel voran, spielt auf Sopran- und Tenorsaxophon genauso stilsicher die jazzigen Titel wie auf der Klarinette den französischen Touch bei Musette-Walzern. Bringen Klarinette warm timbrierte holzige Noten ins Spiel und das Tenor-Saxophon bei ihm wie gewohnt erdige, bauchige Töne von sonorer Geschmeidigkeit, so ist das Sopran-Saxophon dagegen vielerorts verschmäht – ob seiner intonatorischen und klanglich-schrillen Problematik. Solche Vorurteile widerlegt Engelhardt eindrucksvoll, da er dieses exotischer klingende Instrument ebenso klanglich angenehm und mit den Spielpartnern verschmelzend einsetzt. War also Engelhardt der sichere Garant für die melodische Entwicklung, für die Auszierung und Umspielung der melodischen Substanz, so griff der Ausnahmegitarrist Martin Haberer seine zündenden Ideen auf: Er kann auf der Gitarre fortlaufende Basslinien gestalten, perkussive Akkordik als sichere Stütze einbringen und drittens melodische Entwicklungen aufgreifen und weiterentwickeln. Der Akkordeonist Günter Frölich tat sich besonders bei den französisch angehauchten Titeln hervor, und seine eigene Komposition im Stil französischer Musette-Tradition ließ aufgrund ihrer Originalität aufhorchen. „Oh Happy Day“, der wohl bekannte Gospel, wurde zum Auftakt der Vortragsfolge umgetextet in „Wir sind für Euch da – wie in jedem Jahr“ und bestätigte die Qualitäten der Formation auch stimmlich im intonatorisch reinen Gesang. Danach wandelte Engelhardt stilsicher auf den Spuren des amerikanischen Star-Sopransaxophonisten Kenny G und stellte in dessen Kompositionen wie „Songbird“ eine Art Stimmungsbild vor: Die Nummern muten wie spätromantische Charakterstücke an, die zugrundeliegende Melodie wird in virtuosen Umspielungen gekonnt durchgeführt. Eine interpretatorische Glanzleistung. Nach Kompositionen französischer Provenienz folgte eine Art Schnittstelle zwischen klassisch-traditionellem Jazz (hier: Swing) und Klezmer-Anklängen. „Bei mir bist Du scheen“ wurde schon 1938 durch die Andrew Sisters bekannt und jetzt durch Engelhardts Kunst in Skalenläufen zusätzlich aufgewertet. Auch weiteren Klassikern wie etwa „All Of Me“ gewann das Trio alle erdenklichen Klangreize ab. Dabei trafen Programmzusammenstellung wie die locker-leicht verspielte Vortragsweise genau den Geschmack der Hörer.

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