Kaiserslautern Gottesdienst für Frieden in der Ukraine

Sichtlich bewegt waren die Menschen aus der Ukraine, die im Gottesdienst in der Kirche Sankt Rochus um Hilfe für ihre Angehörige
Sichtlich bewegt waren die Menschen aus der Ukraine, die im Gottesdienst in der Kirche Sankt Rochus um Hilfe für ihre Angehörigen und ihr Volk baten.

Ein gemeinsames Zeichen für Frieden und Solidarität setzten die Pfarrei Heilig Geist und die ukrainische griechisch-katholische Gemeinde Kaiserslautern am Sonntag mit einem Gottesdienst in der Kirche St. Rochus in Hohenecken. Angst und Sorgen der Gläubigen sowie die Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung bestimmten die gemeinsame Feier.

Blau und Gelb, die Landesfarben der Ukraine, waren auf Fahnen und Luftballons in der Rochuskirche nicht zu übersehen. Ebenso die farbigen Blumenkränze mit bunten Bändern, mit denen sich Frauen aus der Ukraine schmückten. Ein Zeichen für Tradition, Lebensfreude und Hoffnung zugleich.

Gemeinsam mit Igor Michael Sapun, dem Pfarrer der ukrainischen griechisch-katholischen Seelsorgestelle des Heiligen Johannes Chrysostomos, Mannheim, feierte der katholische Pfarrer Martin Olf unter großer Anteilnahme von Mitgliedern beider Gemeinden die heilige Messe. Seit einem Jahr begeht die ukrainische Gemeinde in der Kirche St. Theresia im Uniwohngebiet mit Pfarrer Sapun jeweils am zweiten und vierten Sonntag im Monat um 8.30 Uhr ihren Sonntagsgottesdienst nach der griechisch-katholischen Liturgie. Der ukrainischen Gemeinde gehören Mitglieder aus dem Bistum Speyer und dem Bistum Trier an.

Olf sprach von einem traurigen und wichtigen Anlass, der die Menschen mit großer Sorge und aufgewühlten Herzen zusammengeführt habe. Vor 30 Jahren habe man geglaubt, dass der ewige Weltfriede ausgebrochen sei. „Wir haben uns getäuscht, der Mensch scheint der alte zu sein“, so Olf zu Beginn des Gottesdienstes.

„Neue Etappe des großen Leidens“

Sichtlich bewegt stimmte Sapun die „Göttliche Liturgie“ mit der Friedenslitanei an. In ihr enthalten, die eindringliche Bitte um Frieden, die Menschen vor der Gefahr des Krieges zu schützen. Eine neue Etappe des großen Leidens habe unter dem ukrainischen Volk begonnen, verlas Sapun eine Botschaft seines Bischofs an die Ukrainer in Deutschland und Skandinavien. „In einem offenen Krieg erfahren unsere Landsleute unerhörtes Leid“, so der Pfarrer.

Zu lange hätten die Regierungen der westlichen Welt dem Leid der Ukrainer zugeschaut. Europa solle endlich aufwachen, jetzt sei die Zeit des Handelns. Nur gemeinsam könne gegen das Übel des Krieges etwas erreicht und der Frieden wieder hergestellt werden. Eindringlich der Appell des Bischofs, die Ukraine aus den Händen des Aggressors zu befreien.

Vorrangig sei in der Situation die humanitäre Hilfe für Verwundete, Flüchtlinge und für die im Kriegsgebiet ausharrenden Menschen, betonte Sapun. Mit zum Teil zitternder Stimme und Tränen in den Augen trugen Kinder und Frauen der ukrainischen Gemeinde die Fürbitten vor. In ihnen baten sie um Hilfe und Schutz für ihre Familien, für Freunde und für ihr Land. Bewegend und eindrucksvoll zugleich, als Sapun zusammen mit dem Chor der ukrainischen Gemeinde das „Vater unser“ in griechischer Sprache anstimmte. Wie eng die ukrainische Gemeinde mit ihren Landsleuten in der Ukraine verbunden ist, demonstrierte sie am Ende der Feier mit dem Singen ihrer Nationalhymne. Zum musikalischen Rahmen trugen die Schola der ukrainischen Gemeinde und Christian Weis mit seiner Band bei.

„Wir sind erschüttert und fassungslos, was in unserer Heimat geschieht“

Bereits eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes trafen Angehörige der ukrainischen Gemeinde aus der Pfalz und dem Saarland in der Rochuskirche ein. Unter ihnen auch Julia V. (36) aus Neunkirchen und Katharina V. (36) aus Saarbrücken. Sie leben seit zwölf Jahren in Deutschland. Beide stehen sie eng mit ihren Eltern in der Westukraine in Verbindung. Die beiden Frauen sprechen von starken Angriffen des russischen Militärs. „Jetzt haben sich auch noch belarussische Streitkräfte auf die Seite Russlands gestellt“, betont Julia die drohende Gefahr für ihr Land. „Wir sind erschüttert und fassungslos, was in unserer Heimat geschieht. Wir haben gehofft, dass das alles nicht passiert“, ergänzt Katharina. Dennoch denkt Julia positiv. „Unser Volk ist ganz stark. Wir werden kämpfen und unser Land verteidigen.“

Auch Svitlana V. (37), die Leiterin der Schola der ukrainischen Gemeinde, steht mit ihren Eltern und ihrem Bruder in der Westukraine in telefonischem Kontakt. „Aus Angst vor Bombenangriffen halten sie sich in einem Keller auf. Die Angst ist immer da.“ Auch sie gibt die Hoffnung auf ein gutes Ende nicht auf. „Unsere Leute sind stark, sehr stark“, betont sie. Gleichzeitig baut sie auf die Hilfe Europas.

Mykola M., der Vater von Lesya M., der seit Januar zu Besuch bei seiner Tochter ist, berichtet von farbigen Markierungen, die seit Beginn des Krieges an Gebäuden und auf Straßen zu sehen sind. Seine Aussage belegt er mit entsprechenden Fotos auf seinem Handy. „Zielpunkte für die russische Armee“, vermutet er.

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