Kaiserslautern Ganz großes Theater

Entspannt, mit Sonnenbrille und lässigem, steingrauem Anzug, schlendert Pfalztheater-Intendant Urs Häberli über den Schillerplatz. Im Sommercafé nimmt er auf der Hollywood-Schaukel Platz. Das passt irgendwie – nicht nur wegen der schicken Augengläser und des flotten Anzugs.

Denn zwar kein ganz großes Kino wie in Hollywood, aber ganz großes Theater hat sein Haus in der Saison geboten, die in den letzen Zügen liegt. Am 13. Juli senkt sich der letzte Vorhang am Pfalztheater, und Häberli freut sich über eine „sagenhafte zweite Spielzeit“ unter seiner Ägide. „Mit unserem mutigen Spielplan konnten wir viele Zuschauer begeistern, ich bin wirklich ganz entspannt angesichts dieses Resultats“, so der Theaterchef. Wie genau die Auslastungszahlen aussehen werden, weiß er zwar noch nicht. Denn noch wird gerechnet in dem Dreispartenhaus des Bezirksverbandes. „Um die 80 Prozent werden wir uns aber sicherlich bewegen“, ist sich Häberli sicher. Besonders freut ihn der Zuspruch, den die Sonderprojekte seiner Mannschaft gefunden haben. Etwa die Antikennacht mit der Gluck-Oper, dem Aischylos-Drama und dem Schauspiel von Christa Wolf. Aber auch die zweite Runde des Projekts „Begegnungen“ sei toll angenommen worden, bei dem diesmal junge Musiker mit den Pfalztheater-Profis die Bühne teilen durften. In der kommenden Saison soll ein Chorprojekt mit Laien und Berufssängern die Reihe fortsetzen. Und eine Großveranstaltung kommt ja noch, am Wochenende: Beim großen Open-Air-Konzert (Karten: 0631/3675-209) spielt das Orchester des Pfalztheaters ein buntes Filmmusikprogramm – von „James-Bond“-Melodien über „Braveheart“ bis zum „Fluch der Karibik“, was natürlich wieder gut zur Hollywood-Schaukel passt. Aber auch die kommende Saison wirft schon mehr als nur ihre Schatten voraus. Denn es wird bereits kräftig geprobt für die Richard-Strauss-Oper „Friedenstag“ (Premiere am 27. September), für die Farce „Der Chinese“ (9. Oktober) und Schillers „Don Carlos“ (11. Oktober). Daneben will der Opernball am 18. Oktober vorbereitet werden – es ist der erste unter Häberlis Ägide. „Ich freue mich sehr auf dieses gesellschaftliche Großereignis“, blickt der Theaterchef voraus. Bei allem Engagement hat aber auch Häberli Theaterferien. Sechs Wochen dauern diese gewöhnlich, „wenn bei mir drei bis vier übrig bleiben, ist das toll“. Die Heimat ruft den bekennenden Schweizer dabei mit Macht. Verwandtschaft und Freunde wollen besucht werden, seine Tour führt ihn kreuz und quer durch die Alpenrepublik, von Bern nach Luzern, vom Genfer an den Thuner See. Und genau dort, in der ländlichen Idylle, will er auch zur Ruhe kommen, endlich mal wieder ein gutes Buch zur Hand nehmen. Den „Schlafwandler“ von Christopher Clark hat er sich vorgenommen und damit einen Band über Ausbruch und Verlauf des Ersten Weltkrieges. Ein Thema, das sich freilich auch auf dem Spielplan der kommenden Saison wiederfindet. Ein Kreis schließt sich. (faro)

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