Kaiserslautern Galeristin Sigrid Wack wird am Mittwoch 80 Jahre alt

Stationen eines Galeristinnenlebens (von oben links im Uhrzeigersinn): Sigrid Wack mit dem Londoner Künstler John Carter, beim E
Stationen eines Galeristinnenlebens (von oben links im Uhrzeigersinn): Sigrid Wack mit dem Londoner Künstler John Carter, beim Empfang in ihrer Galerie, mit dem Meister der Linie Leo Erb, dem ungarischen Künstler Istvan Haasz, mit Kulturbürgermeisterin Beate Kimmel jüngst bei der Preisverleihung sowie mit Werner Haypeter und Dirk Rausch.

„Ein Leben ohne Kunst ist möglich, aber sinnlos.“ Diesen Satz frei nach Loriot würden Kunstfreunde vermutlich vorbehaltlos unterschreiben. Für die international renommierte Galeristin Sigrid Wack jedoch gilt er nicht. Am Mittwoch wird sie 80 Jahre alt.

Wer die kompromisslose Galeristin kennt, weiß es: Für Sigrid Wack kann es nur heißen: „Ein Leben ohne Kunst ist nicht möglich.“ Und so hält die Kaiserslauterer Grande Dame der Konkreten Kunst ihre Galerie nun schon über ein halbes Jahrhundert streng auf Kurs – dem der ungegenständlichen, abstrakten, geometrischen, eben der Konkreten Kunst.

Im vergangenen Jahr würdigte dann auch ihre Heimatstadt diese Verdienste offiziell: Sigrid Wack wurde mit dem ersten Kulturpreis der Stadt Kaiserslautern ausgezeichnet. Eine längst überfällige Anerkennung, brachte und bringt die Galeristin doch seit über 50 Jahren nationale und internationale Künstler von Rang in die ansonsten eher beschauliche „Westpfalzmetropole“. Und so kompromisslos wie ihre künstlerische Orientierung – nie käme es einer Sigrid Wack in den Sinn, Gegenständliches ins Programm aufzunehmen oder gar, wie viele ihrer Kollegen, in den Handel mit Dekorativem oder Rahmen einzusteigen – so kompromisslos war auch ihr bisheriger Lebensweg.

Etwas mit Kunst muss es sein

Zur Kunst findet Sigrid Wack dabei schon in ganz jungen Jahren. Im Elternhaus begegnet sie den Schülern des Vaters, der Freihandzeichnen, Konstruktion, Schrift und Gestaltung an der Meisterschule für Handwerker lehrt. Einer seiner vielversprechendsten Eleven seinerzeit: ein gewisser Leo Erb. Er sollte für die spätere Galeristin eine wichtige Rolle einnehmen. Doch zunächst ist das Lehramt für sie vorgesehen. Wack studiert Französisch, Spanisch und Kunst in Saarbrücken und legt beide Staatsexamina ab. Aber schon in der Referendariatszeit wird ihr klar, dass es doch etwas Anderes sein muss – etwas mit Kunst.

Der Besuch in einer Mannheimer Galerie wird zum Erweckungserlebnis – kurze Zeit später richtet sie sich im Obergeschoss des Familienanwesens in der Morlauterer Straße ihre erste, kleine Galerie ein. Miete soll sie von den Verkäufen zahlen, käme mal weniger rein, sollte die junge Galeristin ihre Schulden im Haushalt abarbeiten, beschließt salomonisch der Vater.

Internationale Kunstprominenz an der Lauter

Doch es geht recht zügig bergauf mit der Galerie: Bald okkupiert Sigrid Wack die komplette untere Etage des Hauses, wo auch heute noch ihre Ausstellungsräume zu finden sind. Der aufblühende Kunstmarkt mit den neu entstehenden Messen in Köln (ab 1967) und Basel (ab 1970) wird für sie zum reichen Betätigungsfeld – Jahrzehnte lang ist sie dort mit ihren klaren, ruhigen Präsentationen vertreten. In Basel rangiert sie dabei alljährlich unter den rund 250 weltweit renommiertesten Galerien – von einem Kuratorium strengstens auserlesen. Erst ein schwerer Autounfall 2000 lässt sie messemäßig kürzer treten. Ihre Ausstellungstätigkeit in der Morlauterer Straße dagegen verfolgt sie unbeirrt weiter.

Und so kommt ein ums andere Mal internationale Kunstprominenz nach Kaiserslautern: die Briten John Carter, Eric Snell und Alan Reynolds etwa, die Franzosen Aurelie Nemours und Bernard Aubertin, der Ungar Istvan Haasz, der Niederländer Lon Pennock, der Belgier Luc Peire, der Tscheche Milos Cvach – um nur einige zu nennen. Aber auch die deutschen Konkreten sind prominent vertreten: Ludwig Wilding, Dieter Villinger, Werner Haypeter, Horst Linn oder der Landauer Michael Croissant – die Liste ließe sich auch hier mühelos verlängern. Eine Sonderstellung in ihrem Programm nimmt dabei zweifellos Leo Erb ein. Er hatte sich mit seinem nicht minder streng durchgehaltenen Konzept über die Jahre zum Großmeister der Linie und der Farbe Weiß entwickelt. Zahlreiche Ausstellungen in der Morlauterer Straße, zuletzt 2018, präsentierten seine kühle, klare und hochästhetische Kunst.

Herzlicher Umgangston ist an der Tagesordnung

Überhaupt ihre Künstler: Sie liegen der Galeristin spürbar am Herzen, mehr noch als alle Meriten und Verkäufe. Und so wundert der familiäre Umgangston nicht, erlebt man Sigrid Wack beim Hängen, den dazugehörigen Pausen in ihrem kleinen, ebenfalls mit Konkreter Kunst versehenen Büroraum oder auch mal bei einer „After-Vernissagen-Party“, gern mit einem zünftigen Pfälzer Essen und dem dazugehörigen Rebensaft. Welch wohltuende Abwechslung im internationalen Kunstgeschäft mit all seiner aufgesetzten Arroganz und Überheblichkeit.

Sigrid Wack lebt die Kunst so kompromisslos, wie sie ihre Galerie all die Jahrzehnte geführt hat. Frei von jeglichen Allüren, fern jeder Blasiertheit. Dafür mit jeder Menge Kenntnis, Geschmack sowie des vielbeschworenen Herzbluts. Wir gratulieren – entsprechend – von ganzem Herzen.

Info

Derzeit ist in der Galerie Wack, Morlauterer Straße 80, eine Gruppenausstellung gehängt – und wartet, wie das gesamte Kulturleben, auf ihre Wiedereröffnung. Wer sich von den vergangenen Ausstellungen ein Bild machen will, wird unter www.germangalleries.com/wack fündig; Infos zum Programm und den Öffnungszeiten unter 0631/72773.
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