Kaiserslautern Fastnacht mit Pfiff

Eigens für die Fastnacht formiert: das Chaos-Orchester des TuS Erfenbach mit dem musikalischen Kopf Klaus Dieter Brehm (Akkordeo
Eigens für die Fastnacht formiert: das Chaos-Orchester des TuS Erfenbach mit dem musikalischen Kopf Klaus Dieter Brehm (Akkordeon), Wolfgang Stammer (Gitarre, rechts), Manuela Wilking (links) und Gaby Stammer.

War da nicht wieder der Trunkenbold von Dorfpenner, der ein Doppelleben führt? Und hat da nicht wieder der ver(narren)kappte Kommunist um die Ecke gelugt, um sich gegen Ende des Mikros zu bemächtigen und Elogen auf die Lustigkeit zu halten? Seltsame Zeitgenossen treiben seit drei Jahren bei der „Kabbesitzung“ der Erfenbacher Sportfreunde ihr Unwesen. So auch wieder am Samstagabend bei der vierten Auflage des stimmungsvollen Treibens.

Besagter Trunkenbold ist im Nebenjob Ortsvorsteher, der zu der lautstark vom Band geschmetterten „Internationalen“ einlaufende Narr, das mutmaßlich „letzte Lauterer Attche“. Dies waren zwei der zu Stammkräften avancierten Stützen der Fastnachtssitzung, die zum nunmehr vierten Mal der TuS Erfenbach im Sportheim auf die Bühne gestellt hat. Die Erfenbacher feiern bekanntlich gerne, wie ja erst im vergangenen Jahr der Fest-Marathon zum Dorfjubiläum des Stadtteils bewiesen hat. Es geht wohl nahtlos weiter, blickt doch der Turn- und Sportverein im gerade begonnenen Jahr mit einem Festreigen auf die 125. Wiederkehr seines Gründungstags zurück. 125 Jahre TuS zog sich denn als Motto wie ein dünner roter Faden durch den Abend. Dafür Sorge trug der Macher des Narrenstelldicheins: Wolfgang Stammer ist treibende Kraft, wenn die im TuS-Engagierten zur fünften Jahreszeit mal gerne abseits von Spielfeld und Halle zur Form auflaufen. Vereins-Geschäftsführer Stammer führte wieder durchs Programm und hatte auch zur Feder gegriffen. Mit Klaus Dieter Brehm haben die Erfenbacher zudem einen kongenialen musikalischen „Direktor“ für ihre Fastnachtsshow. Ein paar Gäste noch – und schon steht ein unterhaltsamer Abend. Urkomisch geriet wieder der Auftritt von Reiner Kiefhaber, der während seines Sermons eine Flasche Pennerglück leerte und fröhlich auf die große und kleine Politik einhieb. Ob in Berlin oder im Lauterer Rathaus: Die jeweils Verantwortlichen bekamen ganz schön ihr Fett ab. Der Lokalkolorit kam selbstredend prima an, zumal der bekennende Sozi Kiefhaber seine eigene Truppe nicht eben schonte. Als Fastnachter eine stadtbekannte Größe ist Wolfgang Misamer. Der Präsident der Lauterer Kolping-Fastnacht schwingt übrigens im TuS die „Tischtennis-Plätsch“. „Bin aber wegen Dopings für ein halbes Jahr gesperrt – zu viel Viagra“, hatte Misamer am Rande angemerkt. Richtung gut sein Vortrag darüber, wie schön doch die Fasnacht sei, selbst für einen wenig begabten Vortragskünstler wie ihn, der allenfalls im Kuseler Land – in „Knottelbach ziwschen Kiwwelbersch und Saubeerdal“ noch gefragt sei. TuS-eigene Kräfte bereichern gerne das Programm. So was ist fürs überwiegend einheimische Publikum natürlich umso erfreulicher. Dorfchronist Karl-Heinz Klein und Fahrschülerin Manuela Wilking und „Pariserin“ Claudia Lehmann steuerten ihren Teil wieder bei. Eine geballte Ladung Witze hatten die TuS-Organisatoren wieder von der Lothringer Dell importiert. Die hatte, wie schon vor Jahresfrist, der „Luigi vun de Dell“ alias Erich Issner vom Karnevalclub „Rot-Weiß“ im Gepäck. Das Duo Margret und Frieda hatte aus Böhl-Iggelheim nach Erfenbach gefunden, zählt zum dortigen Karnevalverein Böhler Hängsching – und pflegt gute Kontakte in die Westpfalz, speziell in den Kaiserslauterer Vorort. Nicht so weit hatte es Marcel Druck; der „Tschibo-Män“ kommt aus der Stadt, zählt zur Fastnacher-Riege der Kolping-Familie. Die „Fassenacht im TuS Lokal“ – mit diesem Titel hatten Klaus Dieter Brehm und Wolfgang Stammer den musikalischen Part des Abends eingeläutet. Tja, besagte Fastnacht hat schon Pfiff, auch wenn es keine „echte“ Sitzung ist, wie sie die Karnevalsvereine auf die Bretter zu bringen vermögen. Für Gardetanz und aufwendiges Trallala ist halt im Sportheim kein Platz, dafür aber setzen die TuS’ler eben andere Akzente. Da braucht’s auch keine Stimmungslied-Schmetterer; eine Spur leiser, aber durchaus angenehm und hörenswert trieb in Erfenbach das eigens für die Fastnacht formierte „Chaos-Orchester“ sein musikalisches Unwesen.

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