Kaiserslautern Engagiert vor 50 Leuten

Cynthia Nickschas ist eine treue Seele. Längst könnte die junge Liedermacherin aufgrund ihrer Bekanntheit größere Bühnen füllen. Aber sie blieb auch diesmal dem kleinen „Roachhouse“ in der Richard-Wagner-Straße treu. Obwohl sie mittlerweile etwa mit Konstantin Wecker auftritt und bei Festivals vor jeder Menge Publikum spielt. Aber das macht den echten Bühnenprofi aus: Vor 50 Leuten genau so engagiert spielen wie vor 500. Die Sängerin und Gitarristin, die als Straßenmusikerin angefangen hat, wirkt wie aus der Zeit gefallen. Wie einst Hannes Wader trägt auch sie einen Hut mit Federn und man kann sie in einem Zuge mit einst berühmten deutschen Sängerinnen und Texterinnen wie Ina Deter oder Nina Hagen nennen. Jeder einzelne ihrer Songs ist selbst geschrieben. Unterstützt von ihrer Band mit Saxophon, Klarinette, Cajon oder Bass bietet Nickschas geistvoll, kritisch, frech oder lyrisch angelegte Lieder, die ganz schnörkellos und unverbrämt daherkommen; in einem mal soul- und mal blueslastigen, mal auch balladesken Stil. Mit kehliger Kopfstimme röhrt sie zu Zeiten los, dass es eine Freude ist. So stand im Roachhouse eine Sängerin auf der Bühne, die sich seit ihren Straßenmusik-Zeiten gewaltig gemausert hat. Und sie vertritt wirklich die Jugend und nicht das zahlungskräftige Publikum ab Mitte 30 aufwärts. „Generation Blöd“ ist einer ihrer markantesten Titel. Darin bricht sie eine Lanze für die heutige Jugend, die natürlich keinesfalls irgendwie schlechter ist, als frühere, junge Generationen. Nur eben anders. In den meisten ihrer Lieder tritt die virile Künstlerin für ein freies und selbstbestimmtes Leben ein. Sich nicht dem Konsum und Kommerz unterzuordnen, scheint eines ihrer Hauptanliegen zu sein. „Jeder will frei sein, aber keiner traut sich was zu tun“, ist einer ihrer Kernsätze. Sie jedenfalls traut sich. Stellt sich auf die Bühne und haut den Leuten ihre großen und kleinen Weisheiten um die Ohren. Und wenn man ihr so zuhört, kann einem durchaus die Frage hochkommen, wo und wann wehre ich mich eigentlich? Oder bin ich auch nur so einer, der immer stillhält und aus Angst um das bisschen eigene Hab und Gut alles Mögliche und Unmögliche schluckt? Aber wenn Cynthia mit ihren tollen Liedern zum Nachdenken anregt, dann ist ja schon was gewonnen.

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