Kaiserslautern Eine Heimat für den Film

Stell Dir vor alle haben schon eine, nur Rheinland-Pfalz nicht: Beim Thema Filmförderung ist genau das der Fall. Während es in allen übrigen Bundesländern eine vom jeweiligen Land finanzierte und organisierte Filmförderung gibt, waren Filmschaffende in Rheinland-Pfalz bisher auf sich allein gestellt. Seit August 2014 ist das anders: Das „Film- und Medienforum“ in Mainz bietet nun zwar kein Geld, aber eine erste Anlaufstelle.

Nadine Mannweiler hat einen tollen Job. Denn alles, was die junge Frau macht, ist per se grandios im Vergleich zu dem, was zuvor war: nichts nämlich. Seit August 2014 baut die 30-Jährige das Film- und Medienforum in Mainz auf, eine Anlaufstelle für Filmschaffende in Rheinland-Pfalz. Der Bedarf ist groß. Schon bevor sie ihre Arbeit offiziell aufgenommen habe, seien die ersten Anfragen eingegangen, berichtet Mannweiler. Denn während andere Bundesländer sogenannte Film Commissions unterhalten, die unter anderem Filmschaffende miteinander in Kontakt bringen und bei der Suche nach geeigneten Drehorten helfen, waren die rheinland-pfälzischen Filmemacher bisher als Einzelkämpfer unterwegs – und damit ziemlich unzufrieden. Bereits 2012 forderten Film- und Medienschaffende – darunter auch Nadine Mannweiler selbst – in einem „Mainzer Manifest“ die rheinland-pfälzische Landesregierung auf, die Filmwirtschaft im Land zu fördern. Die Idee kam an: Der Landtag forderte 2013, „eine einheitliche Anlaufstelle im Bereich der Film- und Medienförderung zu unterstützen“. Resultat ist das Film- und Medienforum, das aus dem Dialog zwischen Kultur- und Wirtschaftsministerium und der Initiative „Mainzer Manifest“ hervorging. „Film und andere Medien haben als Teil der Kreativwirtschaft einen wichtigen Anteil an unserer Wirtschaft“, sagte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke bei der Eröffnung des Projekts im August. Seither ist Mannweiler, die eine 60-Prozent-Stelle hat, auf mehreren Baustellen unterwegs. Sie schreibt Filmschaffende in ganz Rheinland-Pfalz an und baut so einen „Production Guide“, ein Verzeichnis aller Filmprofis des Landes auf, wie sie berichtet. Das gleiche gilt für Drehorte, da ist es der „Location Guide“, der künftig dabei helfen soll, jedem Projekt einen passenden Drehort zu vermitteln. Gleichzeitig legt Nadine Mannweiler ein Verzeichnis an, welche Filme bereits in Rheinland-Pfalz gedreht wurden – und hat dabei spannende Geschichten entdeckt. So dürften Fans des dritten Indiana-Jones-Films „Der letzte Kreuzzug“, in dem Harrison Ford und Sean Connery gegen die Nazis kämpfen, in der Vulkaneifel auf ihre Kosten kommen. Denn das verwunschene „österreichische Schloss“, das in einer Filmszene zu sehen ist, heißt eigentlich Schloss Bürresheim und steht nicht weit von der Stadt Mayen entfernt – ein Umstand, der nicht nur in der Filmszene bisher eher unbekannt war, wie Mannweiler berichtet. Ob außer den Außenaufnahmen des Schlosses noch weitere Teile des Films in Rheinland-Pfalz gedreht wurden, will sie noch herausfinden. So wie vieles andere auch – denn ihr Job hat durchaus etwas Detektivisches: „Ich stelle fest, was es bereits im Land gibt und was noch fehlt“, umreißt die in Kaiserslautern geborene Filmwissenschaftlerin ihre Aufgabe: Wo gibt es Filmschaffende im Land, wo wird gedreht, wo wurde bereits gedreht, welche Workshops, Kurse, Veranstaltungen sind geplant? Die Liste an Informationen, die Mannweiler zusammenträgt, ist lang. Veröffentlicht werden sollen die Ergebnisse auf der Homepage des Forums – mit deren Aufbau sie zurzeit beschäftigt ist. Als direkte Ansprechpartnerin steht sie zudem bei Fragen rund um Filmprojekte zur Verfügung. Fördermittel selbst verwaltet sie nicht. Doch sie könne beraten, wohin man sich in solchen Fällen wenden kann, sagt sie. Ganz so weit wie in den übrigen Bundesländern ist Rheinland-Pfalz allerdings noch nicht: „Was die leisten, können wir noch nicht“, sagt Mannweiler ganz klar. Daher auch der Name „Forum“ statt „Commission“, erklärt sie. Dass die Wahl für die Forums-Stelle auf Nadine Mannweiler fiel, ist kein Zufall. Sie befasste sich bereits während ihres Studiums der Filmwissenschaft mit dem Thema Filmförderung und organisierte 2011 unter dem Titel „Ohne Filmförderung kein Filmmarkt“ eine erste Podiumsdiskussion auf dem Mainzer Filmz-Festival, um Film- und Medienschaffende miteinander in Kontakt zu bringen. Daraus habe sich dann die Initiative „Mainzer Manifest“ entwickelt, berichtet Mannweiler. Heute unterstützen die acht übrigen Film- und Medienschaffenden der Initiative das Forum als Beirat. Wie es mit ihrer Stelle nach dem 31. Dezember weitergeht, weiß Mannweiler allerdings noch nicht. Auf die Frage, ob das Projekt weitergeführt werden soll, zeigte sich das Wirtschaftsministerium zuversichtlich: „Das Film- und Medienforum wurde zunächst für zwei Jahre (2014/2015) als Modellprojekt gestartet. Eine Weiterführung über diesen Zeitrahmen hinaus ist wünschenswert“, teilte eine Ministeriumssprecherin mit.

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