Kaiserslautern Ein Leben nach dem Zoo

Als Igor, der Tiger des Zoos in Siegelbach, im vergangenen Jahr eingeschläfert werden musste, ließ das nur wenige Menschen in Kaiserslautern kalt. Nach einiger Diskussion war klar, dass es keinen Nachfolger für den sibirischen Tiger geben wird. Aber was geschah eigentlich mit dem 17-jährigen Igor selbst? Normalerweise werden Tiere, die im Zoo verenden oder eingeschläfert werden, nach Rivenich gebracht, zum Zweckverband Tierkörperbeseitigung in Rheinland-Pfalz, wie Zoodirektor Matthias Schmitt berichtet. Im Fall von Igor sei das jedoch anders gewesen. Schon vor einiger Zeit habe sich Jürgen Dörrschuck, ein Tierpräparator aus dem Landkreis Kusel gemeldet und gefragt, ob er die Raubkatze im Fall ihres Todes präparieren könne. Igor, der 1996 im Osnabrücker Zoo zur Welt kam, lebte seit August 1999 im Zoo in Siegelbach und war als dessen Maskottchen bekannt. Im Januar 2014 musste er eingeschläfert werden. Seine Krankheiten – unter anderem an der Hüfte und den Organen – konnten trotz intensiver Bemühungen nicht mehr geheilt werden und bereiteten dem Tier zunehmend Schmerzen. Als absehbar gewesen sei, dass es mit Igor zu Ende gehe, habe er Kontakt zu Dörrschuck aufgenommen, berichtet Schmitt. Denn einfach entsorgen wollte er das Maskottchen des Zoos nicht. Dazu war Igor einfach zu besonders. Tierpräparator Dörrschuck sieht das genauso. Er kannte Igor von eigenen Zoo-Besuchen, war von der Anmut des Tieres fasziniert und wollte es unbedingt für die Nachwelt erhalten. „Tiere, die auf der Jagd rechtmäßig erlegt werden oder im Zoo verenden einfach zu entsorgen oder wegzuwerfen, wird ihnen nicht gerecht“, ist der passionierte Jäger Dörrschuck überzeugt. Also kaufte er Igor dem Zoo ab – für einen symbolischen Betrag von 500 Euro, wie Zoodirektor Schmitt berichtet. Auf die Idee, ein exotisches Tier aus dem Zoo zu präparieren, habe ihn damals der Tod des Lauterer Löwen gebracht, erzählt Dörrschuck. Als der Löwe, der dem Neunkircher Zoo gehörte, starb, übernahm ihn der Körperwelten-Macher Gunther von Hagens. Dörrschuck, der das in den Medien verfolgt hatte, behielt die Geschichte im Hinterkopf und nahm Kontakt zum Zoo auf. Als sich der Zoo dann Anfang des vergangenen Jahres gemeldet habe, ob er noch Interesse habe, stimmte Dörrschuck sofort zu und holte Igor ab, wie er erzählt. Heute steht Igor imposant und lebensgetreu in Dörrschucks Geschäft. Rund fünf Tage habe es gedauert, das Tier zu präparieren, berichtet Dörrschuck. Bis das Exponat vollständig getrocknet war, habe es allerdings einige Wochen gedauert. Rund 6700 Euro habe er für das Präparieren aufgewendet, erzählt Dörrschuck. Das fertige Exponat ist dann auch nicht ganz billig. Wer ein so exotisches Tier kaufen will, muss mit Preisen über 10.000 Euro rechnen. Für den Zoo sei es deshalb auch nicht in Frage gekommen, den Tiger zu kaufen, sagt Schmitt. Den Zuschlag habe ein Sammler exotischer Tiere erhalten, der den Wert des Tigers zu würdigen wisse, berichtet Dörrschuck, dem es sehr wichtig ist, dass das Präparat in gute Hände kommt. „Wenn ich den Platz hätte, hätte ich Igor selbst behalten, er ist schon etwas Einmaliges“, sagt er nicht ohne Bedauern.

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