Kaiserslautern „Eher ein Schnellboot, kein Tanker“

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„Das DFKI steuert das beste Jahr seiner Geschichte an.“ Walter Olthoff, der kaufmännische Geschäftsführer des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), berichtet von einem Finanzvolumen von 41,5 Millionen Euro im laufenden Jahr, das die 1988 gegründete Forschungseinrichtung mit ihren sechs Standorten deutschlandweit verwaltet.

Neben Kaiserslautern und Saarbrücken unterhält das DFKI noch Standorte in Bremen, Osnabrück, St. Wendel und in Berlin, an denen insgesamt knapp 650 Mitarbeiter arbeiten. Gegründet wurde das DFKI 1988, mittlerweile hat das Forschungszentrum 21 Gesellschafter: 17 Industriebetriebe sowie die Universitäten in Kaiserslautern, Saarbrücken, Bremen und die Fraunhofer-Gesellschaft. Der Löwenanteil der Gesellschafter rekrutiert sich aus der Industrie. Die Firmen und Konzerne könnten auf diese Art und Weise ihre „Interessen miteinfließen“ lassen in die Arbeit der Forscher, sie „aber nicht bestimmen“, unterstreicht Olthoff. Im Moment, so Olthoff, liegen die Forschungsschwerpunkte am DFKI unter anderem auf Industrie 4.0, der Verarbeitung von großen Datenmengen sowie der Visualisierung von Inhalten. Das DFKI klopft seine Arbeitsschwerpunkte in auf fünf Jahren angelegten sogenannten Forschungs-Roadmaps fest. Darauf könnten die Gesellschafter dann reagieren. „Die Industrie kommt nicht zu uns, wenn Ergebnisse vorliegen, sondern lenkt uns ein wenig.“ Der Vorteil eines Gesellschafters liege sowieso eher im strategischen, denn im finanziellen Bereich. Olthoff: „Es gibt keine Dividenden und keine Ausschüttungen“. Jüngster Gesellschafter ist der Internetriese Google (wir berichteten). Der Einstieg des Konzerns beim DFKI in der laufenden Woche kommt nicht von ungefähr. „Wir arbeiten schon länger mit Google zusammen“, berichtet Olthoff von Projekten im Wert von rund einer Million Euro über die Jahre. Unter anderem arbeiteten DFKI-Forscher an der Software des Dienstes Google Books mit. Zudem erfolge auch ein personeller Austausch. So arbeiten etwa ehemalige DFKI-Leute in der Sprachtechnologie-Abteilung des Internetriesen. Mehr Anteile als andere Gesellschafter hat Google trotz des großen Namens nicht. „Die Stammanteile sind bei allen gleich groß, jeder ist so wichtig wie der andere.“ „Gesellschafter kommen und gehen“, berichtet Olthoff. Seit Anfang an sei nur die Fraunhofer-Gesellschaft dabei. Zwischen zehn und 15 Jahren verweile ein Gesellschafter im Schnitt. Seit Mitte der 90er Jahre hält auch eine Mitarbeitergesellschaft einen Anteil am DFKI. Damals, so Olthoff, habe ein kühles Klima im Forschungsbereich Künstliche Intelligenz (KI) geherrscht, der 60-Jährige spricht von einem „KI-Winter“. Die Mitarbeiter hätten sich damals zusammen gefunden und Anteile erworben. Die Gesellschaft gibt es heute noch. Olthoff ist seit 1989 beim DFKI, zunächst als Forscher und seit 1997 als Geschäftsführer. Der Informatiker legte in Kaiserslautern in den 1980er Jahren seine Promotion ab und arbeitete dann, bevor er ans DFKI kam, einige Jahre in den USA bei Hewlett Packard. Wo geht die Reise hin fürs DFKI? Immer größer? Immer mehr Aufträge? Olthoff lächelt. „Das DFKI ist gut, weil wir uns alle kennen“, sagt er und berichtet von den regelmäßigen Videokonferenzen, bei denen alle Abteilungsleiter quasi an einem Tisch sitzen und sich austauschen. „Wir sind eine überschaubare Gruppe, wie eine Fußballmannschaft“, sagt Olthoff, der den „Charme des Kleinen“ lobt. „Wir können schnell reagieren, sind eher ein Schnellboot und kein Tanker.“ (bld)

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