Kaiserslautern Die Welt hinter Gitter

In die Hocke gehen und zupacken: Diesmal hat’s geklappt. Der Ball von Coach Christoph Chavez fliegt an Schlagmann Florian Breits
In die Hocke gehen und zupacken: Diesmal hat’s geklappt. Der Ball von Coach Christoph Chavez fliegt an Schlagmann Florian Breitschaft vorbei und landet im Handschuh von RHEINPFALZ-Redakteurin Maria Huber.

Pling! – da ist es, dieses Geräusch, auf das ich so lange gewartet habe. So hört es sich also an, wenn der Softball gegen den Metallschläger knallt. Der erste Treffer. „Sobald Du getroffen hast, rennst Du, so schnell Du kannst, bis zur ersten Base“, schießt mir die Order von Coach Christoph durch den Kopf. Ich sprinte über den Hartplatz, bremse auf der Base und warte. „Sehr gut“, lobt der Trainer. Anerkennendes Nicken von den Mannschaftskameraden. Aber ich muss zugeben, ganz verstanden habe ich die Regeln immer noch nicht. „Es gibt da so viele, die kann man gar nicht alle kennen. Und wir spielen sowieso noch ohne Regeln“, tröstet mich Christoph. Er erklärt alles geduldig, hält sich aber an das, was ich gesagt habe: Ich mache alles mit, so gut es geht, brauche keine Schonung. Was das bedeutet, werde ich später noch zu spüren bekommen. Aber erstmal geht’s harmlos los beim Training der Mixed-Mannschaft, das die K-Town Bears über den Unisport auf dem Platz an der Uni anbieten. Eine Runde laufen, dann im Kreis aufstellen, Arme kreisen, dehnen. Dann verteilt sich alles mit Handschuhen und Ball bewaffnet übers Feld. Wurf- und Fangübungen stehen auf dem Programm. Christoph Chavez erklärt, wie der Handschuh funktioniert, wie der Ball in die Tasche kommt, wie die Hand zuschnappt und ihn sichert. Dann kommt das mit dem Werfen, das so einfach aussieht, aber doch viel komplizierter ist. Schritt für Schritt versucht mir der Coach beizubringen, wie der Ball in seine Umlaufbahn geht. „Stell’ Dir vor, das ist ein Zug. Du stellst ihn auf die Gleise“, sagt er und legt seine Finger um die parallel verlaufenden Nähte der Kugel und zieht den Arm nach hinten. Dann schickt er ihn mit Hilfe von Unterarm und Handgelenk auf die Reise. Sieht alles einfacher aus, als es ist. Irgendwas mache ich immer falsch, ziehe den Arm nicht richtig nach hinten, verlagere das Gewicht nicht richtig, und das mit dem auf-den-Mann-zielen will einfach nicht so klappen, wie ich mir das vorstelle. Aber immerhin landet der Ball mittlerweile ziemlich oft in meinem Handschuh. Autsch. Der nicht. Gerade hat mich einer am Schienbein getroffen. Deswegen also der Tipp von Christoph mit den Schienbeinschonern, den ich ignoriert habe. Die Quittung wird gerade auf mein Schienbein gedruckt, ist blau und durchzogen von einer lustigen rot gepunkteten Naht. Interessanter Abdruck, denke ich mir und werde schnell wieder aus meinen Träumen gerissen. „Da drüben hin. Anziehen. Alles“, ordnet der Coach an und schickt noch hinterher: „Du wolltest doch so viel wie möglich sehen“ und „in der Position bist Du am besten geschützt“. Jetzt habe ich den Salat. Ich bin Catcher. Minuten später stecke ich in Schonern, die über die Knie gehen, einem Brustpanzer und einem vergitterten Helm und fühle mich wie ein Ninja-Turtle. Ich kauere toilettensitzmäßig hinter dem Gummiteppich, der die Homebase markiert und schaue Richtung Coach, der gleich einen Softball in meine Richtung abfeuern wird. Doch vorher schickt er noch Florian mit dem Baseballschläger in Position. Er soll den Batter spielen. Komisches Gefühl hinter dem Gitter mit dem Wissen, dass gleich eine harte Kugel angeschossen kommt. Ich konzentriere mich, hebe den Handschuh, und der Ball ist tatsächlich drin. Wow. Klappt leider nicht jedes Mal. Was auch sowas von daneben geht: Als ich später mit dem Handschuh und Gesichtsgitter im Feld stehe und den Ball abfangen soll, den der Batter nach vorn jagt. Es dauert, bis er mal in meine Richtung kommt. Aber dann scheint alles zu stimmen: Ich sehe ihn förmlich zu mir herfliegen, werfe mich entgegen, strecke den Handschuh nach vorn, schnappe zu und spüre die gelbe Kugel im Leder. Ich höre das Raunen um mich rum. Jetzt muss ich nur noch den Ball zu Vivien auf der ersten Base werfen, und dann passiert es: Der Gummiriemen, der die Gesichtsmaske auf der Stirn fixieren soll, rutscht nach unten und legt sich genau über meine Augen. Bis ich ihn weggeschoben habe, ist der gegnerische Läufer längst in Sicherheit. Vorteil verspielt. Zum Glück sehen es meine Mannschaftskameraden locker. „Ist ja alles just for fun“, meint Christoph und sagt am Ende: „Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Montag und Freitag ist Training.“

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