Kaiserslautern Die Angst, Fehler zu machen

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Vor dem wichtigen Oberliga-Heimspiel des um den Aufstieg kämpfenden TuS Dansenberg heute Abend (20 Uhr) gegen den HSV Merzig/Hilbringen erhitzt ein Brandbrief die Gemüter. Absender ist der zwischenzeitlich zurückgetretene Torwart Hermann Pitthan, der in dem mehrseitigen Schreiben, das der RHEINPFALZ vorliegt, den Umgang mit seiner Person und die Transferpolitik des Viertligisten scharf kritisiert.

Hauptkritikpunkt des offenen Briefes, der mit „Liebe Mannschaft, liebes Trainer- und Betreuerteam, liebe sportliche Führung…“ beginnt, ist die Last-Minute-Verpflichtung des kroatischen Torhüters Josip Pivac, der kurzfristig zur Mannschaft stieß und bei der 20:29-Niederlage in Mundenheim am vergangenen Samstag sein Debüt gab. „Das, was am Samstagabend und den letzten zwei Wochen im Kreise der ersten Herren-Handballmannschaft des TuS 04 KL-Dansenberg passiert ist, kann selbst der größte Optimist, Kämpfer, Sportsmann, Charakterkopf und schließlich auch Mensch nicht einfach so hinnehmen. Es wurde mir im Vorfeld des Mundenheimspiels nicht gesagt, dass der als Trainingsgast weilende Torwart verpflichtet wird. Selbst der Mannschaft wurde das Szenario um die Verpflichtung von Josip Pivac erst fünf Minuten vor Anpfiff des Spiels mitgeteilt, kurz bevor wir zum Einlaufen in die Halle geschickt wurden. Ich bin enttäuscht darüber, wie man hier mit Menschen umgeht. Klar, wir sind hier im Leistungssport und nicht bei der Caritas. Aber auch im Leistungssport gibt es gewisse Werte und Moralvorstellungen, was den Umgang miteinander und untereinander betrifft“, klagt Pitthan. „Ich habe mich aufgrund der Geschehnisse entschlossen zurückzutreten. Als Mensch, der immer versucht, das Beste aus seiner Situation zu machen, bin ich an meine Grenzen gelangt.“ Im Gespräch mit der RHEINPFALZ hat der angehende Lehramts-Referendar weitere Vorwürfe erhoben. So habe er zum Beispiel nach seiner Verpflichtung in der Winterpause nie einen Vertrag erhalten und sich auf mündliche Absprachen mit Teammanager Alexander Schmitt verlassen, von dem er menschlich massiv enttäuscht sei. „Wahrscheinlich habe ich nichts schriftlich bekommen, um mich schneller wieder loswerden zu können. Ich wurde nur verpflichtet, um in Ruhe nach einem neuen Torwart suchen zu können“, mutmaßt Pitthan. Man habe der Mannschaft in Mundenheim angemerkt, dass sie aufgrund der Geschehnisse stark verunsichert gewesen sei. „Das stimmt absolut“, betont TuS-Kapitän Christopher Seitz. „Als sich Josip mit uns gemeinsam warm gemacht hat, war jedem klar, dass er auch spielen wird. Das war für viele ein Schlag ins Gesicht, da niemand im Vorfeld mit Hermann darüber gesprochen hat. Wir haben uns als Mannschaft hintergangen gefühlt. Dass er sogar von Beginn an gespielt hat, war die Krönung. Schon durch die Verpflichtung von Bostjan Hribar, den ich persönlich sehr mag, ist Unruhe in die Mannschaft gekommen. Die Spieler haben Angst, Fehler zu machen, weil sie befürchten müssen, dann ausgetauscht zu werden. Das ist nicht gut für den Teamgeist“, kritisiert TuS-Kapitän Christopher Seitz. „Hermann wurde kurzfristig als Backup für unseren Torwart Markus Seitz geholt, weil Nenad Puljezevic uns im Winter verlassen hat. Damit sollten die Kaderplanungen eigentlich abgeschlossen sein, das habe ich der Mannschaft und Hermann auch so gesagt. Die Entscheidung, dann noch einen weiteren Torhüter zu holen, wurde aus rein sportlichen Gesichtspunkten getroffen, da Hermann unsere Erwartungen nicht erfüllt hat“, sagt Alexander Schmitt. „Die Gelegenheit, Josip Pivac zu verpflichten, hat sich kurzfristig ergeben. Da uns unser Stammtorhüter Markus Seitz in der kommenden Saison aus familiären Gründen nur noch als Stand-by-Spieler zur Verfügung stehen wird und das Engagement von Hermann von vornherein nur bis zum Saisonende ausgelegt war, konnten wir uns die Gelegenheit, einen solch talentierten Spieler zu verpflichten, nicht entgehen lassen. Auch die beiden Trainer Jürgen Hartz und Jochen Schwartz waren dieser Meinung. Die Entscheidung war kein Alleingang von mir, sondern ein Vorstandsbeschluss. Keine Frage: Die Kommunikation mit Hermann hätte besser laufen müssen“, räumt der Teammanager ein. Fakt ist: Tritt der TuS Dansenberg heute gegen Merzig/Hilbringen nicht als geschlossene Einheit auf, droht ein herber Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft.

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