Kaiserslautern Der Komponist Hans Krása

Wir wissen, dass die Nazis nicht nur Millionen Menschen in Europa ermordet haben, sie haben auch einen von jüdischen Künstlern und jüdischen Wissenschaftlern geprägten Kultur- und Wissenschaftsbetrieb auf Jahrzehnte hin zerstört. Und es gibt so etwas wie eine perverse Nachhaltigkeit der NS-Kulturpolitik. Gerade Komponisten, deren Musik als entartet geschmäht und aus den Konzertsälen verbannt wurde, hatten und haben es zum Teil noch immer schwer, den ihnen zustehenden Platz auf den Konzertpodien und in den Theatern zurückzuerobern. Es gibt da tatsächlich noch vieles wiedergutzumachen, zumindest an den Werken, nachdem deren Schöpfer zum Teil unter grausamsten Umständen ermordet wurden. Hans Krása ist so ein Beispiel. 1899 in Prag geboren, wuchs er in großbürgerlichen Verhältnissen in einer Stadt auf, in der deutsches, jüdisches und tschechisches Leben nebeneinander existierten. Die drei Kulturkreise prägten auch die Familie Krásas: der Vater war Tscheche, die Mutter Deutsche, beide waren assimilierte Juden. Krása zeigte schon sehr früh sein musikalisches Ausnahmetalent, später erhielt er Unterricht unter anderem bei Alexander von Zemlinsky, dem Direktor des Neuen deutschen Theaters in Prag, sowie bei Albert Roussel in Paris. Seine 1933 uraufgeführte Oper „Verlobung im Traum“ war ein großer Erfolg. Den konnte er zunächst mit Instrumentalkompositionen bestätigen, doch die Situation wurde für einen jüdischen Komponisten immer schwieriger. Sein wohl berühmtestes Werk, die Kinderoper „Brundibar“, wurde in einem Prager Waisenhaus erstmals aufgeführt, als sich ihr Schöpfer schon in Theresienstadt befand. Dorthin hatten ihn die Nazis am 10. August 1942 verschleppt. Er bekam die Nummer 21885. Krásas weiteres Schicksal dokumentiert den grausamen Zynismus des Nazi-Apparats. Man ernannte den Komponisten zum Leiter der Musiksektion in der Abteilung für „Freizeitgestaltung“. Krása komponierte selbst unter diesen fürchterlichen Umständen noch einige Werke, vor allem aber organisierte er Aufführungen – unter anderem seiner Kinderoper „Brundibar“. 55 Mal wurde die Oper in einer eigens vom Komponisten für Theresienstadt arrangierten Fassung in dem Lager gezeigt, und die Vorstellung ist erschütternd, dass Kinder, die am Vortag noch auf der Bühne standen, am nächsten Tag mit einem Zug nach Auschwitz deportiert wurden. Am 18. Oktober 1944 wurde auch Krása in das Vernichtungslager gebracht. (pom)

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