Kaiserslautern Der Augenzeuge

Ein Detail der Geschichte macht Wolfram Tannenberg stutzig: Vom Täter eines Einbruchs in ein Juweliergeschäft fehlt noch jede Sp
Ein Detail der Geschichte macht Wolfram Tannenberg stutzig: Vom Täter eines Einbruchs in ein Juweliergeschäft fehlt noch jede Spur. Doch Jacob Tannenberg, Vater des Kommissars, hat neue Informationen. Etwas stimmt nicht an seiner Schilderung.

„Mann, bin ich kaputt“, stöhnte Tannenberg, als er die elterliche Wohnküche betrat. „Ach, wie schön, dass du zum Abendessen kommst“, seufzte Margot. Sie stellte ihrem Sohn eine Flasche Weizenbier und ein Glas hin, auf dessen Rand eine Zitronenscheibe steckte. „Das macht er ja gar nicht freiwillig, sondern bloß, weil Johanna noch in Dresden ist und ihm deswegen nix kochen kann.“ Tannenberg wollte zuerst protestieren, doch dann winkte er nur ab. Er schenkte sich ein und nahm einen großen Schluck. „Oh, tut das so gut“, frohlockte er und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen. Grinsend strich sich Jacob über den grauen Schnurrbart. „Und wie sieht’s aus mit eurem neuen Fall?“, fragte er neugierig. „Habt ihr schon wieder einen neuen Fall?“, wollte nun auch Tannenbergs Mutter wissen. „Hast du noch nichts von dem Überfall auf den Juwelier in der Eisenbahnstraße gehört? Ist doch fast um die Ecke“, frotzelte ihr Ehemann. „Nein, denn im Gegensatz zu dir arbeite ich im Haushalt und stehe nicht den ganzen Tag über im Tchibo.“ „Apropos Tchibo“, schmunzelte der ehemalige Mitarbeiter der Pfaff-Nähmaschinenfabrik. Sein Sohn schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Oh Gott, mir schwant Fürchterliches.“ Er nahm einen weiteren tiefen Schluck Weizenbier. „Hat unser alter Sherlock Holmes aus der Beethovenstraße seinen Tchibo-Kumpels mal wieder brandheiße, ermittlungsrelevante Neuigkeiten entlockt?“ Jacob grinste über beide Backen. „So ist es.“ „Gut, von mir aus. Dann rück mal raus damit.“ „Wie immer: Infos nur gegen Cash.“ Okay?“ „Okay“, gab sich Tannenberg geschlagen. „Handschlag drauf!“ Schmunzelnd packte Tannenberg die faltige Hand seines Vaters. „Also“, begann Jacob gedehnt. Er presste die schmalen Lippen aufeinander und wiegte den Kopf hin und her. „Nein, also ich weiß nicht, ob ich diese Informationen wirklich preisgeben soll …“ „Vater“, knurrte Tannenberg so bedrohlich, dass Kurt zu seinem Herrchen getrottet kam und sich jaulend an ihn drückte. Erst als sich die imposante Mischung aus Langhaarschäferhund und Leonberger von beiden Männern Streicheleinheiten abgeholt hatte, verzog er sich wieder auf seine Hundedecke und streckte sich der Länge nach aus. „Einer meiner Kollegen hat einen Augenzeugen für diesen brutalen Raubüberfall ausfindig gemacht.“ „Ach, und welchen Augenzeugen hat dein Tchibo-Kumpel ausfindig gemacht, den die Polizei nicht ausfindig machen konnte, wenn ich fragen darf?“, höhnte der Kriminalbeamte. Der Senior ließ sich nicht provozieren. „Neben dem Juwelierladen sitzt doch immer ein blinder Bettler. Ist dir dieser Mann noch nie aufgefallen?“, fragte er mit ruhiger Stimme. „Er trägt eine schwarze Sonnenbrille und eine gelbe Armbinde mit drei schwarzen Punkten drauf.“ „Genau wie die große Fahne, die im Fritz-Walter-Stadion immer bei einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung geschwenkt wird“, sagte Tannenberg. Er grunzte abschätzig. „Nee, Vater, dieser Mann ist mir noch nicht aufgefallen. Wie auch? Schließlich habe ich keine Zeit, den ganzen Tag durch die Innenstadt zu flanieren.“ Jacob zog die Augenbrauen hoch. „Flanieren? Ich gehe für meine Familie einkaufen und erledige auch andere wichtige Dinge für euch.“ „Zurück zu eurem Augenzeugen“, forderte der Chef-Ermittler. „Welche zweckdienlichen Hinweise kann dieser Bettler nun zu meinem neuen Fall beisteuern?“ „Er ist von diesem Verbrecher über den Haufen gerannt worden“, schimpfte Jacob. „Der maskierte Täter ist mit einer Pistole in der Hand aus dem Juweliergeschäft gerannt und über den Bettler gefallen. Der ist dabei zur Seite gekippt, seine Sonnenbrille ist in hohem Bogen vom Kopf geflogen. Bei diesem Zusammenstoß hat der Räuber seine Waffe verloren.“ „Dann hat der Bettler die Waffe gegriffen und damit den Täter gestellt. Hat er ihm auch gleich die Beute abgenommen?“, spottete Tannenberg. „Mensch Junior, du nimmst mich überhaupt nicht ernst“, beschwerte sich sein Vater. Ein breites Grinsen auf der gegenüberliegenden Tischseite. „Der Verbrecher ist zwar hingefallen, hat sich aber gleich wieder aufgerappelt. Dann hat er seine Waffe geschnappt und ist zu einem roten BMW gerannt, auf den Beifahrersitz gesprungen. Das Auto ist dann mit quietschenden Reifen losgebrettert.“ „Und das hat dir dein Tchibo-Kumpel erzählt?“ Jacob nickte eifrig. „Ja, und der hat es aus erster Hand von diesem Bettler. Der schwört Stein und Bein, dass er die Wahrheit sagt.“ Wolfram Tannenberg konnte sich eines Schmunzelns nicht erwehren. „Okay, Vater, dann sag mir mal den Namen deines Kumpels. Wir müssen schließlich von Amtswegen jedem Hinweis der Bevölkerung nachgehen.“ „Hast du schon einmal den Begriff „Informantenschutz“ gehört, Junior?“ „Informantenschutz, dass ich nicht lache“, stieß Jacobs Sohn aus. „Deine Tchibo-Kumpel tratschen doch eh nur irgendwelche Gerüchte weiter, die sie auf dem Wochenmarkt oder in der Fußgängerzone gehört haben.“ Der Senior wedelte mit der Hand. „Nee, nee, mein Lieber, die besorgen mir Informationen, die du in keiner deiner modernen Polizei-Datenbanken finden wirst.“ Jacob grinste wie ein Honigkuchenpferd. Lösen Sie den Fall Was stimmt nicht an dieser Geschichte? Schicken Sie uns Ihre Antwort per Post an DIE RHEINPFALZ, Redaktion „Marktplatz Kaiserslautern“, Pariser Straße 16, 67655 Kaiserslautern, per E-Mail an stadtteilekl@rheinpfalz.de oder per Fax an die Nummer 0631/3737280. Einsendeschluss ist Donnerstag, 10. Januar. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir Bernd Franzingers Roman „Pilzsaison“, Tannenbergs ersten Fall, der als neuaufgelegte Sonderausgabe im Gmeiner Verlag erschienen ist. Lösung Dezember Ermittler Wolfram Tannenberg musste im vergangenen Monat nicht nur einen weiteren Mordfall lösen, sondern auch ein Rätsel, das sich sein Vater Jacob für ihn ausgedacht hatte. Dabei waren die Teilnehmer einer Wildschweinjagd in die richtige Reihenfolge zu bringen, in der sie auf ihren Hochsitzen Platz nehmen. Oskar Meißner sitzt ganz links, gefolgt von Klara Kallmeyer, Dr. Magnus Müller-Höhenscheid nimmt den Platz in der Mitte ein. Daneben sitzen Ferdinand Kallmeyer und Prof. Dr. Erwin Ohliger. Gewonnen hat Björn Blätz.

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