Kaiserslautern Das Zeitungsinserat

Nutzen Verbrecher die Zeitung, um sich zu verabreden? In der Montagsausgabe der RHEINPFALZ erscheint eine Anzeige verdächtig.
Nutzen Verbrecher die Zeitung, um sich zu verabreden? In der Montagsausgabe der RHEINPFALZ erscheint eine Anzeige verdächtig.

Margot hatte sich den Lokalteil der Rheinpfalz mit den standesamtlichen Nachrichten geschnappt. „Welche komischen Namen manche Eltern heutzutage ihrem Nachwuchs verpassen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Diese armen Kinder können einem wirklich leidtun.“ Tannenberg lachte. „Ja, das stimmt. Manche Vornamen erfüllen fast schon den Tatbestand der vorsätzlichen Körperverletzung.“ Seine betagte Mutter schwelgte in Erinnerungen und seufzte ergriffen: „Ach Gott, Wolfi, ich weiß noch sehr gut, wie ich mit Dir und Heiner in anderen Umständen war.“ Margot winkte ab und schob nach: „Die Männer waren früher bei der Geburt ja nicht dabei.“ Jacob schaute von der Montagsausgabe der Rheinpfalz auf. „Gott sei Dank ist dieser blutige Kelch an mir vorübergegangen“, grummelte er. Dann strich er sich mit dem Finger über den Nasenrücken und wandte sich wieder dem Sportteil zu. „Als Du auf die Welt kamst, war Dein Vater auf dem Fußballplatz“, sagte die alte Dame mit vorwurfsvollem Unterton. „Zum Glück, sonst hätte ich nämlich den grandiosen 4:1-Heimsieg gegen Preußen Münster verpasst“, warf ihr Ehemann ein. „Der Stadionsprecher hat damals in der Halbzeit bekanntgegeben, dass ich Vater geworden bin. Und dann musste ich diesen Freibiergesichtern um mich herum ein paar Runden BBK-Export spendieren.“ Jacob warf seiner Ehefrau einen fordernden Blick zu und legte eine Hand auf den Lokalteil. „Lass mich mal schnell nachschauen, wer nicht mehr ins Tchibo darf.“ „Bin eh fertig“, sagte Margot. „He?“, machte Tannenberg. „Wo steht denn, wer nicht mehr ins Tchibo darf?“ Sein Vater schlug eine Doppelseite auf und grinste breit: „Da sind sie alle aufgelistet. Die Namen mit den schwarzen Rähmchen außenrum.“ „Du mit deinem schwarzen Humor“, rüffelte Wolfram Tannenberg angesichts der Todesanzeigen. „Sag mal, Du hast doch gestern erzählt, dass Ihr einer Falschgeldbande auf der Spur seid, gell?“ Der Kriminalbeamte nickte. „Ihr wisst aber nicht, wie diese Gauner die Übergabeorte der Falschgeldpakete verabreden, nicht wahr?“, fuhr der ehemalige Pfaffianer fort, der nicht umsonst den Spitznamen „Sherlock Holmes aus der Beethovenstraße“ trug. „Da erinnere ich mich doch richtig, oder?“ „Ja, das tust Du“, antwortete sein Sohn mit gequältem Mienenspiel. Der Senior tippte auf ein Zeitungsinserat. „Wie wär’s denn damit?“ „Womit?“ „Päckchen mit unbekanntem Inhalt im Stadtpark gefunden“, las Jacob vor. „Abzuholen am Montag, ab 11 Uhr bei F. Klosset, Karcherstraße 44.“ Er schaute auf die Küchenuhr. „Das ist in einer knappen halben Stunde, Junior. Wenn Du Dich beeilst, kannst Du Dir diese Gauner bei der Geldübergabe schnappen.“ Durch Tannenbergs Körper ging ein Ruck und er sprang von seinem Stuhl auf. Zur Unterstützung forderte er zwei Streifenwagenbesatzungen an, die sich in sicherer Entfernung bereithalten sollten. Friedrich Klosset stand die Verwunderung darüber, dass kurz vor dem vereinbarten Übergabezeitpunkt nicht einer seiner Komplizen an seiner Haustür klingelte, sondern der in Ganovenkreisen bestens bekannte Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission, deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber er überwand seinen Schock schnell, war er sich doch sicher, dass der eigentlich erwartete Besucher den Braten riechen und rechtzeitig die Kurve kratzen würde. „Hallo, Herr Hauptkommissar, was verschafft mir denn die Ehre Ihres überraschenden Besuches?“, flötete er. „Wen soll ich denn ermordet haben?“ Tannenberg lächelte süffisant. „Mein lieber Klosset, eigentlich sollte jemandem wie Ihnen bekannt sein, dass es außer Mord und Totschlag durchaus noch andere Straftaten gibt, welche die Kriminalpolizei verfolgt.“ Sein Blick wanderte an Klossets verschlissenem Sweatshirt nach unten. „Was halten Sie denn da in Ihrer Hand?“ Die Frage traf den Kleinkriminellen wie ein Blitz. Die Farbe wich aus seinem Gesicht und er zitterte plötzlich wie Espenlaub. „Wie, wie? Was?“, stammelte er und verbarg das Päckchen hinter seinem Rücken. „Warum verstecken Sie das Päckchen vor mir?“, höhnte der Chef-Ermittler. „Haben Sie denn etwas zu verbergen?“ Die Hand zeigte sich wieder. „Nein, nein, Herr Hauptkommissar. Das Päckchen gehört mir eh nicht. Ich weiß auch nicht, was da drin ist. Ich habe es gestern im Stadtpark gefunden und an mich genommen. Aber nicht, um es zu behalten“, beteuerte er. „Nein, ich bin dann auch gleich schnurstracks in die Pariser Straße zur RHEINPFALZ und habe eine Anzeige aufgegeben.“ Er räusperte sich. „Damit derjenige, der dieses Päckchen verloren hat, es bei mir abholen kann.“ „Vorbildliche Tat, mein lieber Klosset“, zog ihn Kommissar Tannenberg auf. „Ich bin sichtlich beeindruckt von Ihrer Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft.“ Nervös leckte sich Klosset die Lippen. „Na, das will ich meinen“, versuchte er den Coolen zu mimen. „Allerdings haben Sie sich eben leider selbst verraten, denn Ihre Geschichte hat einen kleinen, aber entscheidenden Haken.“ Tannenberg zog die Handschellen hervor und ließ sie vor Friedrich Klossets Gesicht hin- und herbaumeln. Dann nahm er seinem Gegenüber das Päckchen mit dem Falschgeld aus der Hand und wog es. „Wenn es Fünfhunderter sind, kommt da ein stolzes Sümmchen zusammen.“ Lösen Sie den Fall Wodurch hat sich Friedrich Klosset verraten? Schicken Sie uns Ihre Lösung per E-Mail an marktklwest@rheinpfalz.de, senden Sie ein Fax an 06371/467593 oder eine Postkarte an DIE RHEINPFALZ, Redaktion „Marktplatz regional“, Hauptstraße 15, 66849 Landstuhl. Einsendeschluss ist Mittwoch, 14. Juni. Unter allen richtigen Einsendern wird ein handsigniertes Exemplar von Bernd Franzingers aktuellem Kriminalroman „Tannenbergs letzter Fall“ verlost, der im Gmeiner Verlag erschienen ist. Lösung Mai Mit Oberstaatsanwalt Dr. Sigbert Hollerbach hatte es Kommissar Wolfram Tannenberg in seinem letzten Fall auch zum letzten Mal zu tun. Der Jurist brach anschließend nach Südafrika auf. Dort, meinte der Kriminalist, könnte er zukünftig vor Kap Hoorn segeln. Allerdings liegt Kap Hoorn am Südzipfel Südamerikas. Bei Kapstadt könnte Dr. Hollerbach höchstens ums Kap der guten Hoffnung schippern. Gewonnen hat Gabi Braun-Hettesheimer aus Weilerbach.

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