Kaiserslautern Das Schauspielensemble am Lauterer Dreispartenhaus

Das Schauspielensemble ist seit der Gründung des Pfalztheaters neben dem Musiktheater eine tragende Säule. Schauspieldirektor Harald Demmer bezeichnet den kulturpolitischen Auftrag des Theaters allgemein und des Schauspielensembles insbesondere als Spagat zwischen Bildung und Unterhaltung. Danach sei der Spielplan mit jeweils 16 Stücken pro Spielzeit ausgerichtet. Und mit dem in jeder Spielzeit wechselnden Motto sei der inhaltliche Rahmen angedeutet, in dem sich die verschiedensten Genres bewegten.

Die Palette der Schauspielaufführungen reicht vom Ein-Personenstück bis zur opulenten Inszenierung, inhaltlich erstreckt sich der Bogen vom Märchen über Antikenstoffe bis zu aktuellen, brisanten Stoffen. Das Genre der Komödie ist dabei ebenso vertreten wie die Tragödie und die Familiensaga ebenso wie die Biographie und das Künstlerporträt. Doch Intendant Urs Häberli geht noch einen Schritt weiter: Nicht nur die Werkauswahl selbst werde von dem Spielzeitmotto beeinflusst, sondern auch der Interpretations- und Inszenierungsansatz. Die Publikumsreaktionen schwankten, berichten Schauspieldirektor und Intendant einmütig: Das Premierenpublikum ist ein anderes als das Folgepublikum, wissen die erfahrenen Theaterleute um die Eigendynamik von Aufführungen. Der Stellenplan sehe, so die kaufmännische Direktorin Stefanie Niedermeier, 15 (plus eine zusätzliche für den Allrounder Günther Fingerle) vor. Zusätzlich gäbe es zwei gesperrte Stellen, die aus budgettechnischen Gründen nicht besetzt seien. Innerhalb des Ensembles strebt das Pfalztheater eine Gleichberechtigung an. Das bedeutet, dass jeder zwischen Haupt-, Nebenrollen und reinen statistischen Aufgaben wechseln muss. Bei der Besetzung vakanter Stellen suche das Team verschiedene Typen fürs Ensemble, denn die Regisseure sollten eine gewisse Auswahlmöglichkeit haben, so Demmer. Was die Stellenbesetzung anbelangt, ergebe sich ein intensives Netzwerk mit Kontakten zu anderen Häusern, so dass schon auf diesem Bekanntschaftsweg viele Lücken geschlossen werden könnten. Beim sogenannten Intendanten-Vorsprechen stellen in Neuss verschiedene Theaterschulen ihre Absolventen vor: Bereits zum neunten Mal fand das alljährliche Vorsprechen der Absolventen von Schauspielschulen im November in Neuss statt. Die Absolventen zeigten in Monologen, Partnerszenen und musikalischen Nummern, was sie umsetzen können. Mittlerweile ist der Deutsche Bühnenverein Kooperationspartner dieser Initiative des Talentefestivals der ZAV-Künstlervermittlung. Demmer resümiert: Der Schauspielberuf sei hart, schon die Ausbildung eine knallharte Auslese. Pro Schauspielschule lägen oft etwa 500 Bewerbungen vor. An 16 bundesweiten Ausbildungsstellen schaffe nur etwa die Hälfte den angestrebten Abschluss. Bekämen die Absolventen eine begehrte Stelle, würden sie nach dem NV-Vertrag (Normalvertrag Bühne) eingestellt. Dieser gilt für alle Schauspieler, Sänger und Tänzer und bietet neben einer Grundvergütung eine Zusatzversorgung. Die Verträge stehen eine befristete Festanstellung vor mit automatischer Vertragsverlängerung – wenn nicht einseitig aufgelöst wird. Allerdings sind nach 15 Jahren diese künstlerischen Kräfte nahezu unkündbar. Am Pfalztheater stehen immerhin fünf Köpfe aus dem Ensemble mit mehr als 15 Dienstjahren auch für eine gewisse Beständigkeit. Andererseits lebe der Theaterberuf, so Häberli, auch vom ständigen Wandel. Meistens bringe ein Intendantenwechsel dieses Rad wieder mehr in Schwung. Allerdings gilt dies dann weniger, wenn – wie beim Pfalztheater zuletzt – der Intendant aus den eigenen Reihen nachrückt.

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