Kaiserslautern Da blühen die Kantilenen

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Die Veranstaltungsreihe „Musik im Kreis“ präsentiert regionale Kulturschaffende in historischen Gebäuden. Originell war am Samstag die Präsentation von „Nachtschattengesängen“ an ungewöhnlicher Stätte und zu vorgerückter Stunde (21 Uhr): Im Gewächshaus des Hofladens Klug zwischen Enkenbach-Alsenborn und Mehlinger Hof lud am Samstag das Vokalensemble Terpsichore zum Verweilen zur „Waldesnacht.“ Womit bereits einer der aufgeführten Titel romantischer Chorliteratur angesprochen wäre.

Im dicht besetzten Gewächshaus fand das Konzept volle Bestätigung. Was die romantischen Weisen im Volkston von Robert Schumann (beispielsweise „Zigeunerleben“) und Johannes Brahms („Waldesnacht“) anbelangt, so handelt es sich um Standardrepertoire eines jeden Kammerchors, von diesem Vokalensemble seit vielen Jahren meisterhaft, werkgerecht und alle poetischen Stimmungsbilder vermittelnd aufgeführt werden. Unter Otmar Buchs langjähriger gezielter chorischer und stimmbildnerischer Aufbauarbeit „gedeihen“ – um bei dem gewählten Rahmen zu bleiben – im klassischen, unbegleiteten A-cappella-Stil und zusätzlich gelegentlich begünstigt durch Gerd Forsters hochsensible Klavierbegleitung exemplarische aufblühende Kantilenen von betörendem Wohllaut: subtil klanglich ausbalanciert und gereift im Erfassen und Ausdeuten textlicher Stimmungsbilder und melodischer Feinheiten. Und dies in lupenreiner stimmlicher Reinkultur. Nachtschattengewächse haben in der Naturmedizin ihren festen Platz, haben eine mystische Bedeutung. Die Nachtschattengesänge können analog als solche Werke gedeutet werden, die sonst im Verborgenen blühen, weniger bekannt sind oder mit Traditionen brechen. Chorsätze von Günther Kretzschmar sind da etwa zu nennen oder der köstliche musikalische Spaß mit einer Parodie von Mátyás Seiber, der das Traditional „This old man“ parodierte. Weitere zeitgenössische Kompositionen wie die von Andrew Carter und „Mondgesänge“ verschiedener Komponisten luden zur abendlichen Meditation und Kontemplation ein, begünstigt durch die verinnerlichte Vortragsweise der gut geschulten und disponierten Choristen, die alle stilistischen Finessen, melodischen Wirkungen und rhythmisch beschwingten Impulse treffend gestalteten. Ein Sonderlob verdiente sich der Pianist Gerd Forster mit seiner einfühlsamen Klavierbegleitung, die er aber wirkungsvoll als wertvolle Stütze einbrachte. Zur Auflockerung der Vortragsfolge des Enkenbach-Alsenborner Kulturträgers mit dem historischen Namen „Terpsichore“ (benannt nach einer Sammlung von historischen Tänzen oder der Muse des Tanzes) trug auch der Schlagzeuger Raphael Buch bei. Er stellte zu einem präzise durchlaufenden Grundrhythmus improvisierte Episoden wechselnder komplexer Rhythmusfolgen vor – alles subtil aufeinander abgestimmt und überzeugend aufgeführt.

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