Kaiserslautern Charmant und fesselnd zugleich

Ein anstrengender Abend für das Zwerchfell war das „Quantum Ost“ am Donnerstag im Cotton Club der Kammgarn mit dem Mainzer Comedian und Kabarettisten Andy Ost, bekannt durch die Fastnachtssendung „Mainz wie es singt und lacht“. Für die Lachmuskeln war der Mix aus Musik-Kabarett, Stand-up-Comedy und Parodie eine Herausforderung.

Vor Jahren habe er zum ersten Mal eine Frau sitzenlassen. Unüberbrückbare Differenzen in der Beziehung. Die Frau habe den ganzen Tag seinen Müll rausgetragen, habe für ihn gekocht, seine Wäsche gewaschen. Er aber fühlte sich zu sehr eingeengt. „Da nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und schrie: Mutter, ich will raus!“ Der Mainzer zieht mit viel Witz und Esprit sein Publikum in seinen Bann. Vor allem wirkt er authentisch und nervt nicht mit der leicht frivolen „Määnzer Mundartsproch“. Hillary Clinton will Präsidentin werden? Das gehe so lange gut, bis der Sohn von Monika Lewinsky ein Praktikum mache. Der junge Comedian ist intelligent, quasselt ohne Punkt und ohne Komma und wirft mit den kompliziertesten Fremdwörtern um sich. Die stärksten Szenen hat er, wenn er seine Lieder am Klavier oder mit der Gitarre begleitet. Mit einer Parodie auf einen Song von Bon Jovi macht er seiner neuen Freundin Vicky, die ihm ein „Upgrade“ verpassen möchte, klar, dass Männer Schmutz einfach nicht sehen. Und als die „Geborene Wikipedia“ ihn in Sachen Körperpflege auf Vordermann bringen möchte, veranschaulicht er hörbar das Enthaaren der Beine: Hände vorm Mund – o Gott, o Gott – leises Atmen – keuchen – hecheln – japsen – röcheln, bis die ganze Prozedur in einem schmerzhaften Schrei gipfelt. Noch drastischer wird das Ganze, wenn er Udo Lindenberg nölen lässt: „Und wenn das Wachs entfernt, brennt’s weiter.“ Vicky schleppt ihn schließlich immer wieder mit auf Hochzeiten, bis er genug von diesen Festen hat. Endlich sagt er: „Samstags um halb vier, da will ich nicht auf Hochzeit, da guck ich Fußball. – Aber ich kam nicht drumherum. Ich war der Bräutigam.“ Andy Ost ist charmant und fesselnd zugleich. Er ist ein verlegener Frauenversteher und ein chaotischer Lebemann. Er spart nicht mit geistvollen Wortspielen und diabolisch guten Formulierungen und nimmt sich dabei selbstironisch auf die Schippe. Endlich sind Vicky und er ein Paar, und sie wollen auch Kinder. An den wenigen Tagen, wo’s gilt, müsse zu Hause alles hundertfünfzigprozentig stimmen: „S’ist ja für einen guten Zweck!“ Champagner auf Eis, Rosenblätter ausgestreut, er hat sich aufs Extremste rausgeputzt. Aber alles hat nichts genutzt. Seine Frau liegt im Bett und löst Sudoku. Der Clou: „Ich hab’ mich um ne Woche verzählt.“ Man kann Andy Ost sehr gut zuhören. Seine hohe Tenorstimme ist deutlich, seine Geschichten sind voller Pointen. Nur manchmal sind sie zu lang, und man läuft Gefahr zu ermüden. Hellwach wird der Hörer aber wieder, wenn er am Klavier Lady Gaga, Eros Ramazotti oder Howard Carpendale parodiert. Wenn er Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen das Kinderlied „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ singen lässt oder die Beatles „Häschen in der Grube“ will die Begeisterung im Publikum keine Ende nehmen. Andy Ost versteht es bestens, die Eigenarten jedes Sängers zu imitieren, und ihre jeweilige sangliche und emotionale Komponente besonders auszuprägen. Sein Klavierspiel ist brillant, die Anschlagnuancierungen kontrolliert.

x