Kaiserslautern Betze-Geflüster: Neustart mit Hindernissen

Mit Verlaub: Das ist nicht bundesligareif. 80 bis 100 Fans des Erstliga-Absteigers SC Paderborn haben sich für die Zweitliga-Partie ihres Klubs heute am unliebsamen Montagabend beim 1. FC Kaiserslautern angekündigt. Gut 22.000 Karten sind für das Spiel im Fritz-Walter-Stadion bisher verkauft worden. Ein bisschen was wird über die Tageskassen am Betzenberg noch laufen, so werden es dann vielleicht 26.000 Zuschauer inklusive des Fangrüppchens aus Ostwestfalen. Zwar verfügte der Überraschungs-Bundesligist der vergangenen Saison noch nie über als besonders reiselustig bekannte Anhänger; das 0:6 am Freitag vor einer Woche zu Hause gegen den SV Sandhausen aber dürfte Unentschlossenen die Lust auf eine 385-Kilometer-Auswärtsfahrt mit dem SCP in die Pfalz endgültig verdorben haben. Der 6:0-Erfolg des SV Sandhausen am dritten Zweitliga-Spieltag hat die Probleme der Paderborner sinnbildlich für so manchen Absteiger in den verschiedensten Fußballklassen deutlich werden lassen. Überraschungsteams, die das rettende Ufer in der höheren Klasse nur knapp verpasst haben – wie Paderborn –, werden von der Konkurrenz eher positiv wahrgenommen. Ihre Angestellten wecken durch unverhofft gute Darbietungen Begehrlichkeiten bei den Mitbewerbern. So musste Paderborn vor dem Neustart in Liga zwei in diesem Sommer einen Riesenumbruch verkraften. Rund ein Dutzend Profis spielte sich in die Notizbücher und Tablet-Computer fremder Scouts – und verließ das Sprungbrett Paderborn. Der Trainer war das mittlerweile prominenteste Beispiel für den großen Klub-Umbau: Der sympathische Aufstiegscoach André Breitenreiter heimst seit einigen Wochen viel Lob beim ambitionierten Erstligisten Schalke 04 ein. Beim FCK steht im Abwehr- und Mittelfeldspieler Patrick Ziegler ebenfalls ein ehemaliger Paderborner in Lohn und Brot, der eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag zu einem Wechsel in die Pfalz nutzte. Dass Uwe Hünemeier mit seinem Wechsel nach England kurzfristig noch eine Riesenlücke in der Innenverteidigung riss, bekam Paderborn, das sich mit den erklecklichen Einnahmen immerhin seiner Schulden entledigen konnte, besonders bei der Klatsche gegen Sandhausen zu spüren. Der vom ehemaligen FCK-Trainer Alois Schwartz betreute SVS mit den einstigen Lautern-Profis Denis Linsmayer, Andrew Wooten und Torwart Marco Knaller – der EX-FCKler Steven Zellner ist verletzt – nutzte die Paderborner Schwächen gekonnt aus. Und zeigte damit, wie schwer es ein auf dem verdammt harten Boden der Tatsachen gelandetes Team in der neuen Spielzeit eine Klasse tiefer hat. Der neue Trainer Markus Gellhaus hat einen harten Job angetreten und fahndet weiter nach Verstärkungen. Heute Abend auf dem Betze will der SCP die Flucht nach vorn ausrufen. Gegen Rote Teufel, die sich den traditionell oft überkritischen eigenen Fans ebenfalls unbedingt beweisen wollen.

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