Kaiserslautern Bürger sind gefragt: Wohin soll Kaiserslautern steuern?

Oase mitten in der City: der Stadtpark.
Oase mitten in der City: der Stadtpark.

Kaiserslautern muss sich angesichts des Klimawandels, der Energie- und Mobilitätswende sowie demografischer Herausforderungen verändern. Wohin der Weg gehen könnte, soll in einem Stadtentwicklungskonzept festgeschrieben werden. Und dabei sind die Bürger gefragt.

Bei der Auftaktveranstaltung auf dem Gartenschau-Gelände war Mitmachen gefragt. „Wir wollen wissen, was wir brauchen, um die Stadt lebenswert zu gestalten“, sagte Oberbürgermeisterin Beate Kimmel. In diesem Prozess gelte es, die Menschen mitzunehmen, um am Ende ein Konzept zu bekommen, das von allen mitgetragen wird. Gäste konnten Zukunftsziele für Kaiserslautern gewichten, Lieblingsorte benennen. Spannend waren die Einschätzungen von Planern aus Berlin und München zum Ist-Zustand der Stadt. Da war von Perlen wie dem Pfaff-Gelände und dem Rundbau die Rede. Eine Hauptqualität ist laut Mario Abel aus Berlin die besondere Lage Kaiserslauterns, umgeben vom Pfälzerwald, der für ein angenehmes Mikroklima sorge. Die Altstadt besteche mit historischem Charme, es dominiere „kleinstädtische Gemütlichkeit“. Bemerkenswert sei, dass in Kaiserslautern 75 Prozent der Bürger in einem Eigenheim wohnen. Mit Menschen aus 150 Nationen werde Willkommenskultur gelebt, so Abel.

Wohnen in den Stadtdörfern in den Blick nehmen

Beim Thema Wohnen muss laut Annette Spellerberg, Professorin für Stadt- und Regionalsoziologie an der RPTU, vor allem in den Stadtdörfen über „schlaue Wohnkonzepte“ für Senioren nachgedacht werden. „Eventuell lassen sich Häuser teilen.“ In den Innenstadtbezirken müsse es darum gehen, die Menschen aus aller Welt besser zu vernetzen. „Eine Aufgabe wird sein, die soziale Spaltung nicht weiter voranzutreiben. In den Wohngebieten brauchen wir eine bessere Durchmischung.“

Mit Volks- und Stadtpark, Gartenschau und Zoo seien wichtige Bausteine für eine Erholungslandschaft vorhanden, attestierten die externen Experten beim Themenkomplex Grün und Mobilität. Mit Blick auf den Klimawandel gebe es aber in der City „problematische Bereiche“, hier werde dringend mehr Grün benötigt. Zudem wurde empfohlen, die Autos aus der Innenstadt etwas zu verdrängen und mehr für Radfahrer und Fußgänger zu tun. Car-Sharing-Offerten müssten gesteigert werden. Detlef Kurth, Professor am Lehrstuhl Stadtplanung der RPTU, ermutigte dazu, umzudenken. „Ich bin Neubürger, zu Fuß und mit dem Fahrrad sind ganz viele Orte innerhalb von 15 Minuten gut erreichbar.“ Allerdings gebe es in der „Autostadt“ noch zu viele Barrieren. Kurth appellierte an die Verantwortlichen, den Klimawandel als Chance zu begreifen. „Wir brauchen mehr Grün, auch an Fassaden und auf Dächern, ich würde mir die Lauter in der Stadt wünschen“, sagte er. Mehr „Verschattungsplätze“ seien wichtig. Wenn die Stadt „autoärmer“ wäre, böte das neue Chancen für die Gastronomie.

Künstliche Intelligenz und Elektromobilität

„Es gibt Leerstände in der City, aber im Vergleich mit anderen Städten ist die Lage noch stabil“, bewerteten die auswärtigen Planer den Ist-Zustand beim Komplex Arbeitswelten. Die Gewerbegebiete seien unter Druck, weil Flächen fehlten, es gebe viele innovative Unternehmen auf der Haben-Seite zu verbuchen, wie ACC, John Deere, Wipotec. Positiv sei das enge Zusammenspiel mit Hochschulen und Forschungsinstituten. Stefan Weiler, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, sprach von einer Herausforderung: „Wir haben eine fantastische Hochschullandschaft, aber wir müssen es schaffen, die gut ausgebildeten Menschen hier zu halten.“ Dazu brauche es attraktiven Wohnraum und eine gute Versorgung mit Kitaplätzen. Radwege auszubauen sei wichtig, die Breitbandversorgung müsse verbessert werden. Gut für die Wirtschaft sei der Branchenmix, „der ist gesund“. Die Stadt werde sich in Zukunft bei den Themen Künstliche Intelligenz und Elektromobilität hervortun, sie zeichne sich aber auch durch ihre erfolgreiche Start-up-Szene aus, so Weiler. „Wir sind da auf der Landkarte sehr gut sichtbar, wir haben die erfolgreichsten Gründer in Rheinland-Pfalz.“ Die Wirtschaftsdaten lassen ihn schwärmen: „Ich glaube, wir werden überdurchschnittlich wachsen.“

Das Stadtentwicklungskonzept wird nun nach und nach konkretisiert und soll im kommenden Jahres fertiggestellt sein. Die Bürgerschaft soll in den nächsten Monaten weiter beteiligt werden, sowohl online als in weiteren Veranstaltungen. Bis 12. April läuft eine erste Online-Umfrage, um die Sicht der Bürgerinnen und Bürger auf ihre Stadt kennenzulernen. Im städtischen Geoportal können Lieblingsorte markiert werden, aber auch Orte, wo es Verbesserungsbedarf gibt. Infos unter www.kaiserslautern.de/insek.

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