Kaiserslautern Auf den Schwellen der Bachbahn

„Er musste nach meiner Pfeife tanzen“, blickt Zugführer Dieter Buck grinsend auf die gemeinsame berufliche Zeit zurück. „Tja, und er hing an meinem Zug“, spinnt Lokomotivführer Klaus Schwehm den scherzenden Faden weiter. Die beiden Bahn-Veteranen wussten so einiges beizusteuern zur gestrigen RHEINPFALZ-Sommertour. Bachbahn? Das ist für die Beiden ein gewichtiges Kapitel ihres Lebens. Auf den Spuren der unvergessenen Verkehrsader sind gestern RHEINPFALZ-Leser auf der letzten Sommertour gewandert.

Nein, nein, „mit der RHEINPFALZ unterwegs“ zu sein, das war gestern kein Spaziergang. Bei Sommerhitze war Stehvermögen gefragt, wandelten die Teilnehmer doch auf Original-Untergrund. Sprich: auf Schwellen, die bis heute einen Steinwurf entfernt vom Stellwerk am Bahnhof Lampertsmühle-Otterbach in Richtung Erfenbach führen. Bis fast nach Erfenbach liegen die Schienen und Schwellen noch in ihrem Schotterbett. Für einen „Bahner“ wie den Lauterer Lokführer in Ruhe Klaus Schwehm ist dies ein entscheidendes Kriterium: „So lange die Schienen noch da sind, ist auch die Bahn noch da. Auch wenn keine Züge mehr verkehren“, schildert er eine eherne Überzeugung. Wenngleich klar sein dürfte: Dass über der Bachbahn-Trasse irgendwann mal wieder Züge rollen, glaubt keiner so recht. „Wir werden’s wohl nicht mehr erleben“, nahm gestern Otterbachs Ortsbürgermeister Herbert Matz seinen Zuhörern jegliche Illusion. Matz war mit Frank Bernhardt und Harald Kühn gekommen, um zu Beginn der Tour Einblick ins Stellwerk-Museum zu bieten, an dessen Erhalt und liebevoller Wiederaufbereitung Kühn und Bernhardt den Löwenanteil geleistet hätten. Matz ließ allerdings auch wissen, dass sich die Ortsgemeinde um den Erwerb weiterer Flächen der Bahn am Stellwerk bemühe. Die Verhandlungen liefen seit langem, die Preisvorstellungen allerdings lägen noch weit auseinander. Zumindest Schienen und Trasse zu erhalten, das ist auch erklärtes Anliegen des Fördervereins Bachbahn. Der nimmt zurzeit erst Form an – ist aber bereits schwer im Rollen. Das zeigt sich am künftigen Bachbahn-Museum: Dieses hoch ambitionierte Projekt ist schon unter Dach: Eine Scheune in der Erfenbacher Ortsmitte, die mächtig herausgeputzt und in deren altem Gemäuer fleißig gewerkelt wird, soll das Museum beherbergen. Die Scheune war gestern eine der Stationen der Sommertour. Kaum von den Gleisen abgebogen, gab’s für die Wanderer Erfrischendes. Eine Delegation der Erfenbacher Hobby-Singers um Vorstandschef Peter Schläfer reichte Getränke. Abrundung fand der Nachmittag im Erfenbacher Bauernhaus. In dem denkmalgeschützten, neu aufgebauten Haus haben übrigens vor fast genau einem Jahr Besucher ein Stück der Miniatur-Bachbahn bewundern können. Gestern stand die kleine Bahnwelt im künftigen Museum. Wie mehrfach berichtet, bauen die Eisenbahnfreunde des Modelleisenbahnclubs (EMC) Kaiserslautern die Bachbahn nach. Haben alle Bahnhöfe außer dem in Schwedelbach bereits modelliert, empfinden die Bahn en detail im Kleinen nach. So ratterte denn gestern auch ein kleiner Triebwagen an den Augen der Tour-Teilnehmer übers Gleis unterm Scheunendach. Peter Stemler vom EMC ist in Sachen Bachbahn ein wandelndes Lexikon, wie er gestern bewies. Im Oktober 1914 schnaufte erstmals ein Zug zwischen Reichenbach und Lampertsmühle, am 20. Mai 1972 entstieg der letzte Reisende dem letzten regulären Personenzug. 1989 war dann auch mit Güterverkehr Schluss. Bei den letzten Fahrten dabei: Zugbegleiter Buck und Lokführer Schwehm, die gestern mit mancher Anekdote aufwarteten. Darüber freute sich im Stillen der Mann, der alles möglich gemacht hat: Peter-Paul Götz, Unternehmer, Bachbahn-Fan und echtes Organisationstalent. Er hatte die Experten flott gemacht und das Tagesprogramm ausgearbeitet. Spaß hat’s gemacht. „Ja, war gut“, meinte Hans Dudenhöffer aus Kaiserslautern, der mit Ehefrau Anita schon mehrere Touren mitgemacht hat. Das gilt auch für Rolf Hartmann. „Mein Onkel hatte am Stellwerk noch die Signallampen mit Öl gefüllt“, erinnert er sich an Kindheitstage, in denen das Thema Bahn prägend gewesen sei. „Und heute ist all dies wieder in Erinnerung gekommen.“

x