Kaiserslautern Arzt und Familienmensch

Für das, was man landläufig unter Hobbys versteht, hat Kennel, Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat der FDP im Kommunalwahlkampf, keine Zeit. Er geht zwar gerne spazieren, aber richtig wandern ist mit drei kleinen Kindern unmöglich. Lesen wäre ein Hobby – wenn die Zeit dafür da wäre. Und Sport oder ins Fußballstadion gehen sind ebenso Fehlanzeige. „So wie andere zum Fußball gehen, mache ich gerne Kommunalpolitik“, sagt der Vater von drei Kindern, dessen Hobby Familie bald noch zeitintensiver wird. Kind Nummer vier ist unterwegs. Auch ohne das Hobby Kommunalpolitik hätte der 38-Jährige arbeitsreiche Tage. Er ist Arzt, arbeitete nach der Station Neunkirchen im Westpfalz-Klinikum, drei Jahre auf der Station Innere Medizin und drei Jahre in der Kardiologie. Jetzt ist er in der Nähe von Bad Dürkheim in einer Hausarztpraxis, die er übernehmen wird. Dadurch entfallen zwar die 24-Stunden-Schichten und die Arbeitszeiten sind familienfreundlicher, aber die Abende sind verplant. Da muss gebüffelt werden für die Weiterbildung zum Kardiologen, angehängt wird auch der Facharzt für Allgemeinmedizin. Und ein bis zweimal im Monat fährt Kennel als Notarzt im Rettungswagen mit. Das möchte er nicht missen, hält das für abwechslungsreich. Schon vor dem Studium in Homburg saß er im Notarztwagen, als Rettungssanitäter während der Zivildienstzeit. Politik und Beruf sind für Kennel nur vereinbar, „weil ich eine Frau habe, die mir diesen Einsatz ermöglicht“. Er ist ein bodenständiger Mensch, stammt aus einer alten Lauterer Familie aus der Feuerbachstraße, der Opa war Nachbar von Fritz Walter in der Bismarckstraße. Nach Schulzeit in der Schillerschule und im Burggymnasium ging es zum Medizinstudium nach Homburg, dann ans Krankenhaus Neunkirchen, schließlich zurück nach Kaiserslautern ans Westpfalz-Klinikum. Am Burggymnasium war Werner Kuhn, sein Fraktionskollege, sein Erdkundelehrer. Geprägt wurde Kennel durch sein sozialdemokratisches Elternhaus. Er stamme aus einer alten SDP-Familie, habe jedoch einen anderen Weg eingeschlagen. Was ihn zur FDP brachte, ist der für ihn wichtige Begriff der Freiheit. „Das Konzept der persönlichen Freiheit des Individuums und die Verantwortung, die mit der Freiheit verbunden ist, hat mich immer angesprochen“, sagt er. Zurück zum Hobby Nummer drei, der Familie. Wir treffen Frank Kennel auf dem Spielplatz am Vogelwoog. Hierher kommt er, wenn es seine Zeit (und das Wetter) erlaubt. Seine drei Kinder sieht der Familienvater beim gemeinsamen Frühstück, abends ist er bestrebt, sie ins Bett zu bringen und ihnen noch eine Gutenacht-Geschichte vorzulesen. Auf dem Spielplatz kann er abschalten – wenngleich hier Vaterpflichten rufen: Die Wippe anstoßen, aufpassen, dass keiner der drei Buben von der Leiter der Rutsche fällt. Das Aufpassen konzentriert sich jedoch auf den Kleinsten, zwei Jahre alt, die beiden älteren, fünf und sieben Jahre alt, kommen an den Spielgeräten gut alleine zurecht. Das Terrain am Vogelwoog kennt er bestens aus seiner Jugendzeit, der Vogelwoog ist nicht weit vom Pfeifertälchen entfernt. Kinder und Jugendliche sind auch etwas, was Kennel politisch für außerordentlich wichtig hält. Eine Kommune habe die Pflicht, sich um diese Zielgruppe zu kümmern. So hält Kennel die sechsmonatige Wiederbesetzungssperre in städtischen Kindergärten für falsch, ebenso die Kürzung der Sportfördermittel für Vereine, besonders enttäuscht ist er, dass die Sachkosten für Kindertagesstätten freier Träger zusammengestrichen wurden. „Am falschen Ende gespart“, betont er. Wo soll das Geld für eine anspruchsvolle Sozialpolitik herkommen? „Grundlage ist eine gute Finanzpolitik“, sagt Kennel, der den Schwerpunkt seiner politischen Arbeit auf die Finanzen legt. Auf diesem Gebiet hapere es in Kaiserslautern gewaltig. In der Verwaltung werde durch ineffiziente Strukturen einfach unnötig Geld ausgegeben. Dabei will Kennel nicht Stellenstreichungen das Wort reden, auch nicht auf die Mitarbeiter der Verwaltung schimpfen. „Aber ich bin überzeugt, dass viele Mitarbeiter demotiviert sind, weil sie mit mangelhaften Strukturen arbeiten müssen, die die Politik geschaffen hat.“ Als Paradebeispiel nennt er den ASK. Den großen Fraktionen im Rat wirft er vor, ihnen fehle der Mut einzugestehen, wie schlecht die Verwaltung strukturiert ist. Und der Landesregierung gibt er eine Mitschuld an der schlechten Finanzlage der Stadt, weil immer mehr Aufgaben an Kommunen delegiert werden, ohne dafür zu zahlen. Die politischen Ziele der FDP formuliert Kennel in einem Satz: „Den Bürgern und ihren Problemen im Stadtrat eine Stimme geben.“ Er sieht die FDP als klare politische Alternative zur Großen Koalition von SPD und CDU. Die habe sich in den letzten Jahren den Problemen der Bürger nicht so angenommen, wie es notwendig gewesen wäre. „Das sieht man eindrucksvoll von A wie ASK bis Z wie Zoo“, kritisiert der Spitzenkandidat der FDP. (dür)

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