Kaiserslautern Anspruchsvoll, aber nicht moralinsauer

Die Untier-freie Zeit neigt sich dem Ende zu. Bedeutete ihre Sommerpause fürs Publikum ein eher erzwungenes Verschnaufen von den satirischen Schwerthieben der Kabarettisten, so waren diese inzwischen gar nicht untätig. Ihr erster Streich findet sogar noch innerhalb der Schulferien statt: Am 1. September, dem Antikriegstag, präsentieren die Untiere ein Sonderprogramm im Edith-Stein-Haus. Und gar fleißig werkelt das Quartett derzeit an dieser Veranstaltung.

Der Ablauf des Programm steht: Immerhin vier Gäste sollen diesmal, so Ober-Untier Wolfgang Marschall, mit den eigenen Nummern regelrecht verzahnt werden, statt wie gewohnt, blockweise aneinandergereiht. Sicherlich zugute kommt der Lauterer Kabarettistenriege und ihren Gästen, dass man sich bestens kennt – nicht nur von früherer Zusammenarbeit her, sondern man steht auch auf einer persönlichen Ebene regelmäßig in Kontakt. Bereits zum vierten Mal arbeitet Özgür Cebe mit den Untieren zusammen. Cynthia Nickschas, die auch bei der 2014er Antikriegstagsveranstaltung der Untiere dabei war, ist ihrerseits mit Sarah Lesch befreundet, die diesmal ebenfalls mit von der satirischen Partie ist. Wie bei den vorherigen Sonderproduktionen, ist weiter die Kaiserslautererin Eva Schön mit im Boot: „Sie bedient die historische Schiene, bringt alte Protestlieder und widmet sich etwa auch der Auswanderungswelle der Deutschen damals nach Amerika. Es treffen sich also alte Freunde auf der Bühne“, so Marschall im RHEINPFALZ-Gespräch. Die Untiere selbst stricken derzeit noch an ihren Texten. „Die Hälfte etwa ist fertig“, berichtet Marschall. Themen sollen dem Anlass gemäß unter anderem der Drohnenkrieg, aber auch die Rolle Ramsteins dabei sein und daneben die Flüchtlingsproblematik in ihren Facetten. Passend dazu zeigt der Kaiserslauterer Spezialist für Inszenierte Fotografie, Thomas Brenner, an diesem Abend Arbeiten seiner Serie „Krieg und Frieden“ im Foyer des Edith-Stein-Hauses. Bedeutet die Veranstaltung zum Antikriegstag thematisch eine vermehrte Hinwendung zu „schwereren, anspruchsvollen, aber nicht moralinsauren Nummern“, so Kabarettistin Marina Tamassy augenzwinkernd, so werden die Künstler selbst nicht in die „gewohnten“ Rollen, etwa Tamassy als „Parade-Mutti“ Merkel, schlüpfen. Eilt sie auch mit ihrer Parodie von Erfolg zu Erfolg – so machte sie erst kürzlich in der Kölner Lanxess-Arena vor 15.000 kreischenden Kids die Kanzlerin –, so will sie, wie ihre Kollegen, diesmal „nur als Kabarettisten“ wahrgenommen werden. Ohne Schminke und Alter Ego. Dies erlaube ihr ganz die Konzentration auf die Lieder und Texte, die sie weitgehend bereits zusammengestellt hat. Neben Kästner finden sich Jandl („Schtzgrmm“) oder Celan („Todesfuge“) in ihrer Auswahl. Widmen wollen die Kabarettisten das Programm ihrem im Oktober 2014 verstorbenen Kollegen Helmut Ruge. „Letztes Jahr war er beim Antikriegstag noch dabei. Er war einer der alten Garde, sprachlich brillant, von der Radikalität der Aussage her ein Erlebnis“, würdigt Marschall seinen Kollegen. Und weiter? Weiter stehen im September und Oktober noch die turnusmäßigen Ausgaben von „Da lacht man scharf“ auf dem Programm. Ab Dezember wollen die Untiere statt der monatlichen Doppelveranstaltung an Mittwoch und Donnerstag auf Donnerstag und Freitag wechseln. Und dann ist da noch diese Revue. „Die Elche, die ich rief“, soll sie heißen und im Untertitel „Klausi gegen den Rest der Welt“, verrät Marschall. Ein Musical soll diese Produktion werden mit einer geschlossenen Handlung und Filmeinspielern, die zusammen mit dem Lauterer Filmemacher Karl Heinz Christmann realisiert werden sollen. Premiere soll im November sein. Doch bis dahin wird noch manches Wässerchen die Lauter runterfließen und manches Skandälchen den Untieren Nahrung geben. (faro/Archivfotos) Vorverkauf... ... für die Antikriegstagsveranstaltung bei Thalia und www.kunstgriff-event.de.

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