Kaiserslautern „Als es dann ins Halbfinale ging, war alles möglich“

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Deutschland ist Handball-Europameister. In einer packenden Partie schlug das deutsche Team am Sonntag im Endspiel in Krakau die Mannschaft Spaniens mit 24:17 (10:6). Andreas Sebald hat sich mit Jürgen Hartz, dem Trainer des Handball-Oberligisten TuS Dansenberg, über Taktik und Terminprobleme unterhalten.

Herr Hartz, haben Sie gestern das Handball-Finale geschaut?

Nein, habe ich nicht. Bitte?!? Ich durfte nicht. Was? Sie durften nicht? Nun ja, wir haben selbst gespielt. Wir hatten die HSG Eckbachtal zu Gast. Oh. Wie ging es aus? Wir haben 41:28 gewonnen. Sehr gut. Und das Spiel konnten Sie nicht verlegen? Wir hatten vor zwei Wochen angefragt, ob wir das Spiel verlegen können, aber das ging beim Gegner aus terminlichen Gründen nicht. Das heißt, Sie hatten den EM-Spielplan doch auf dem Schirm? Nicht ganz. Am Samstag spielte unsere zweite Mannschaft ein Derby gegen MSG Kaiserslautern. Da haben wir vor Monaten schon unser Spiel der ersten Mannschaft auf den Sonntag verlegt. Da hatten wir aber noch nicht an die EM gedacht. Als wir dann vor zwei Wochen gemerkt haben, dass da das Endspiel steigt, konnten wir nicht mehr reagieren. Wie es ausgegangen ist, haben Sie aber doch mitbekommen? Klar. Am Spielfeldrand haben wir immer mitbekommen, wie es steht. Haben Sie einen deutlichen Sieg der deutschen Mannschaft erwartet? In dieser Deutlichkeit: nein. Gehofft: ja. Ich war schon optimistisch, dass Deutschland gewinnt. Zumal wenn sich zwei Mannschaften auf einem solchen Niveau zweimal in einem Turnier begegnen. Deutschland hatte ja das erste Spiel gegen die Spanier verloren. Schauen Sie sich das Spiel noch an? Haben Sie es aufgezeichnet? Im Internet ist es bei Sport Deutschland noch abrufbar. Ich werde es mir heute anschauen, denke ich. Hätten Sie vor dem Turnier auf einen deutschen Sieg getippt? Das war vorher in keinster Weise zu erwarten. Erst beim Turnier hat es sich abgezeichnet. Und als es dann ins Halbfinale ging, war alles möglich. Nach den Verletzungen von Steffen Weinhold und Christian Dissinger haben die Nachnominierten Kai Häfner und Julius Kühn voll eingeschlagen. Die gute Deckungsarbeit und der überragende Torwart haben natürlich auch geholfen. Welche Lehre ziehen Sie aus dem Turnier? Es wurde die alte Weisheit bestätigt, dass die Offensive Spiele gewinnt und die Defensive Titel (lacht). Wenn man die individuelle Abwehrqualität seiner Spieler schnell steigern könnte, wäre das schön. Aber das könnten dann die anderen Mannschaften ja auch. Zumal Deutschland im Abwehrblock auch mehrere Spieler mit Gardemaß, also über zwei Meter groß, hat. Das hat auch nicht jeder. Eine variable Abwehrspielweise, also mal Manndeckung zum Beispiel und auch mal 4-2-Deckung zu spielen, das ist vielleicht eine Tendenz. Das haben wir in Dansenberg auch schon erfolgreich praktiziert. Beim Turnier wurde unter anderem die taktische Versiertheit von Trainer Dagur Sigurdsson gelobt. Können Sie sich was abschauen? Für mich sind drei Dinge entscheidend: den Gegner kennen, Stärken und Schwächen der eigenen Mannschaft wissen und im Spiel die Situation richtig erkennen. Dann kann man als Trainer gut reagieren. Es ist natürlich ein großer Unterschied zwischen Nationalmannschaft und vierter Liga. Das hängt vor allem mit dem Aufwand zusammen, der bei der Analyse betrieben wird. Das ist natürlich in der vierten Liga nicht immer so hinzukriegen. Da entscheidet auch die aufgewendete Zeit mit. (bld)

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