Kaiserslautern Almabtrieb bei der ZAK: Fast wie in den Alpen

Die vierbeinigen ZAK-Mitarbeiter lassen sich von Almabtrieb-Gästen gerne bewundern.
Die vierbeinigen ZAK-Mitarbeiter lassen sich von Almabtrieb-Gästen gerne bewundern.

Der Ansturm der Besucher wollte den ganzen Vormittag hindurch nicht abreißen. Auf dem Gelände der Zentralen Abfallwirtschaft Kaiserslautern (ZAK) herrschte am Sonntag bayerische Festatmosphäre bei flotter Blasmusik, reichlich Getränkenachschub und vielen Gaumenfreuden.

Privatfahrzeuge irgendwelcher Art waren im tiefen und eigentlich stillen Kapiteltal nicht zugelassen. Vom großen Parkplatz des ZAK-Geländes aus machten sich die Gäste auf Schusters Rappen an den Abstieg. Freundliche Mitarbeiter des kommunalen Betriebs hielten aber auch einen ständigen Shuttle-Betrieb aufrecht, denn steil ist der Abstieg an den Fuß des Abfallberges allemal. Sähe man nicht stabile Sicherheitszäune allenthalben und zahlreiche Warn- und Infotafeln, wäre es hier am Talgrund ein Eintauchen in ein romantisches Wiesental.

Doch nach der letzten Biegung ist Schluss mit dieser Art Romantik. Vor den Augen der Besucher türmt sich als riesiger Querriegel durch das Tal ein ganz steiler Hang auf. „Wir haben hier wohl die steilste Almwiese in der Pfalz“, wird ZAK-Chef Jan Deubig später im Gespräch sagen. Und in der Tat reicht das saftige Grün so weit das Auge reicht. Und ganz stilecht wirken die gliedernden Staketenzäune im Steilhang zusammen mit dem starken Rhythmus aus dem Festzelt am Fuß der „Alm“. Damen im Dirndl balancieren Getränke durch die Bankreihen, Herren in Karohemd und Lederhose halten sich zum Frühschoppen an einer Maß fest. Schweinshaxe und Weißwürste vom Grill gibt’s im Zelt nebenan.

Schafe statt Kühe

Kühe seien es natürlich nicht, die heute von dieser Alm heruntergeführt würden, bestätigt Deubig. „Bei der ZAK sind es Schafe, die jedes Jahr zur gleichen Zeit den abgedichteten und rekultivierten Abschlussdamm des alten Deponieabschnitts beweiden“, erzählt er weiter. Hier türme sich unter der Grasnarbe Hausmüll aus den 1970er Jahren auf. Und ganz oben würden mineralische Abfälle abgelagert. Anfallendes Schmutzwasser werde abgepumpt und entsorgt. Die Vorteile dieses Berges seien zum einen, dass er keine Umweltschäden verursachen könne. Zum anderen entstünden Gase. 500 Kubikmeter pro Tag könnten hier gewonnen und zur Stromerzeugung genutzt werden.

Im Festzelt klatscht das Publikum mittlerweile fast geschlossen mit. Bajuwarisches Lebensgefühl scheint um sich zu greifen. Ältere Damen um Gisela Haffner und Gabriele Bretz fühlen sich sichtlich wohl. „Wir sehen jetzt erst, was wir die vergangenen Jahre versäumt haben. Wir sind zum ersten Mal hier“, rufen sie laut gegen die Macht der Blasmusik an. Die Gaudi und die Stimmung seien hier so schön. Einige Schritte vor dem Festzelt ist Familie Schur eben bei der Mittagsmahlzeit. Die Eltern Lara und Lukas sind mit ihrer kleinen Lotta hierher gekommen, weil sie einen solchen Almabtrieb endlich einmal live hätten erleben wollen.

Lautes Blöken ist zu hören

Mit einem Mal kommt Unruhe auf. Es tut sich etwas. Gäste unter der Führung von Jan Deubig strömen aus dem Festzelt. „Der Almabtrieb hat angefangen“, tönt es vielfach. Und tatsächlich ist auf halber Höhe der „Alm“ auf dem Weg entlang des Staketenzaunes lautes Blöken zu hören. Flankiert von Damen und Herren in feinen alpenländischen Kostümen werden die Tiere talwärts geleitet. Schließlich taucht der Zug in ein Waldstück ein, um endlich in nächster Nähe vor die Zuschauer zu gelangen. Wie es sich gehört, ist der Bock mit einem breiten Kranz geschmückt. Sonnenblumen, die Goldrute und lila Blütenakzente unterstreichen die festliche Note des Zuges. Aufgeregt sind einige Tiere, und die Mitglieder der Schäferei der Familie Brendel haben Mühe beim Kurshalten. Einzig das Muttertier der Gruppe schreitet gelassen und ruhig daher. Dekoriert mit einer dicken Hagebutten-Halsschlaufe folgen ihr die Kleinsten auf den Talgrund.

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