Kaiserslautern 50 Zeilen Pop: Weltfrieden mit Wurst und Morrissey

Morgen ist der „Internationale Tag gegen Homophobie“. Aber eigentlich fand der ja schon vor einer Woche statt, beim Eurovision Song Contest, wo selbst osteuropäische Länder für Conchita Wurst stimmten, sogar Russland. Ein schönes Zeichen für Toleranz. Auch der Song wird gemocht, zumindest liegt „Rise Like A Phoenix“ beim führenden Streamingdienst vorn. Der Song ist musikalisch zwar in bewährten ESC-Klangregionen angesiedelt, aber zeigt erneut, dass an Österreich derzeit kein Weg vorbei geht im Pop. Selbst der einzige vorherige österreichische Grand-Prix-Sieger kam gerade wieder zu Ehren: Udo Jürgens erhielt den Deutschen Musikautorenpreis. Und es sei nochmals daran erinnert: Die wirklich coole Wiener Band Bilderbuch spielt am 30. Mai in Mannheim beim Maifeld Derby. Die große Popnation England hat dagegen beim ESC erneut versagt: Ganz so einfach wie bei Molly sollte ein Refrain dann doch nicht klingen. Es darf aber vermutet werden, dass auch die neuen großen englischen Popstücke der Woche nicht angekommen wären: Coldplays Album ist doch zu lahm. Und das am Dienstag neu veröffentlichte Stück von Morrissey, der wiederum ideal zum Anti-Homophobietag (als Vegetarier weniger zur Wurst) passen würde, ist zu ironisch und politisch. Aber der ESC ist ja vorbei, und so darf man „World Peace Is None Of Your Business“, den ersten neue Morrissey-Song seit fünf Jahren, ruhig noch öfter anhören. Der Vorbote auf das gleichnamige, im Juli folgende Album – zu dem es auch eine Spoken-Word-Version mit Glamour-Video samt Nancy-Sinatra-Auftritt gibt – ist reichlich bitter ausgefallen: eine Klage gegen „die da oben“ mit leicht bedenklichen Reimen („Ukraine: So many people in pain“). Aber durchaus Hirnfutter zur Europawahl. Oder ein Geburtstagsständchen in eigener Sache: Nächsten Donnerstag wird Morrissey auch schon 55 Jahre alt.

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