Kaiserslautern Über Venedig in den Weltraum

Wenn ein Freiluftkonzert mit Filmmelodien bei strahlendem Himmel und idealen Temperaturen angeblich wetterbedingt vom Bremerhof ins Pfalztheater verlegt wird, bringt es den Intendanten in Erklärungsnot: Urs Häberli warb am Sonntag vorab beim vierten Pfalztheaterkonzert um Verständnis für die umstrittene Entscheidung.

Ironie des Schicksals, dass dann im zweiten Teil mit dem „Sonnenaufgang“ aus „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss der Regen einsetzte. Dennoch wirft die Verlegung die Frage nach organisatorischen Alternativen auf. Auch sonst wurde es ein Konzert der Kuriositäten: Nathalie Forester und Rainer Furch vom Schauspielensemble haben zwar die einführende Moderation nicht neu erfunden, verbanden aber fundierte cineastische Randnotizen über Inhalt und Entstehung sowie Schauspieleridole mit szenischen Gags. Dabei gab Forester die quirlige, red- und leutselige Variante, Furch den leicht grantelnden Nörgler und Zweifler. Ideal kam dies bei der Anmoderation zu dem Krimiklassiker mit Margaret Rutherford (als Miss Marple) und ihrem Freund Mr. Stringer zum Ausdruck. Die Gattung Filmmusik beinhaltete einmal Kompositionen, die original für bestimmte Filme oder Szenen daraus entstanden, aber auch umgekehrt das Sichten klassischer Werke, die von Produzenten gesucht und gefunden wurden, um Stimmungen der filmischen Szenen wiederzugeben. Solche Klassiker waren etwa die Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss, die hier in einer Kurzform für den Kubrick-Film „2001: Odyssee im Weltall“ vorgestellt wurde. Des Weiteren wurde Mozarts geniales Adagio aus dem Klarinettenkonzert ebenfalls mehrfach für filmische und Werbezecke verwendet, deswegen auch hier mit dem Solisten Dirk Dannowski aufgeführt. Diese Klangbeispiele unter der Leitung von Kapellmeister Markus Bieringer konnten nicht ganz überzeugen: Bei Richard Strauss konnte Bieringer zwar den Orchesterapparat zusammenhalten, aber nicht genügend klanglich inspirieren und Klangfarben entwickeln. Bei Mozart wurde das Adagio eher wie eine romantische Romanze mit Temposchwankungen und agogischer Freiheit angegangen und erst nach der Klarinettenkadenz fanden sich Solist und Orchester zum gemeinsamen metrischen Ablauf. Ansonsten bildeten Solist, Dirigent und Orchester keine Einheit, jeder Klangpartner musizierte für sich. Dabei gelangen aber dem Solisten auch Momente musikalischer Faszination mit erlesener Tonkultur, wenn auch einige Läufe wegen des schneller werdenden Tempos den Charakter des Flüchtigen hatten. Unter Bieringers Leitung gelang das Adagietto für Streicher von Gustav Mahler (aus der 5. Symphonie zum Film „Tod in Venedig“) am Besten. Diese Musik schien gleichsam zum Stillstand zu erstarren, um aus Ruhe und Versenkung wieder ihren Fluss aufzunehmen. Einen weiteren Solisten aus den Reihen des Orchesters wurde beim Thema aus „Schindlers Liste“ von John Williams präsentiert: Der an diesem Abend als Konzertmeister fungierende Geiger Andreas Krampe stellte zwar exquisite Spiel- und Klangkultur unter Beweis, sein Solopart könnte aber mehr Ausdruck, gestalterische Intensität haben. Dennoch waren die vom Generalmusikdirektor Uwe Sandner dirigierten Klangbeispiele – etwa von Nino Rota, Ron Goodwin oder John Williams – klanglich am Auffälligsten. Sandners Kunst besteht darin, den Orchesterapparat gleichsam straff zu führen, zusammenzuhalten und konkrete Werkvorstellungen zu vermitteln. Gleichzeitig inspiriert er dynamisch und klanglich und baut angemessene Spannung auf, so dass filmische Assoziationen aufkommen. Das bestens disponierte und ausgewogen klingende Orchester hatte lediglich bei einigen ansatzbedingten Nachbesserungen der Hörner Kritikpunkte offenbart, wobei sich allerdings der Hornsatz zunehmend steigerte und an Sicherheit gewann.

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