Kaiserslautern Ärger um Kollegah

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Der Vorwurf des Antisemitismus und der Frauenfeindlichkeit bewegte die Stadtverordnetenversammlung von Rüsselsheim, eine geplante Rap-Nacht mit Kollegah und anderen prominenten Musikern anlässlich des Hessentages im Juni zu kippen. Jetzt bemüht sich die Stadt um Schadenbegrenzung.

Es war eine knappe Entscheidung: Für die Absage, die Rüsselsheims Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU) den Stadtverordneten empfohlen hatte, stimmten am Donnerstag 18 Abgeordnete, 17 dagegen, sechs enthielten sich. Bei dem Konzert im Juni auf dem Hessentag hätten neben Kollegah auch die Rapper Azad, Farid Bang, Eko Fresh sowie Lumaraa und Der Asiate auftreten sollen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland und andere jüdische Organisationen hatten zuvor in einem „Offenen Brief“ die Stadt aufgefordert, keine Bühne für „Hass, Antisemitismus, Rassismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit“ zu geben. Erwähnt wurden Texte des Rappers Kollegah. Der Sänger hat die Vorwürfe als haltlos zurückgewiesen. „Die Tatsache, dass in meinen bislang 13 Jahren Musikkarriere nie der Vorwurf des Antisemitismus auch nur im Raum stand und dies erstmalig ausgerechnet jetzt, kurz nach meiner Wohltätigkeitsreise in Palästina geschieht, mutet sonderbar an, jedoch will ich hier keinen Zusammenhang unterstellen“, schrieb Kollegah an Daniel Neumann, Geschäftsführer des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen. Der Rapper schlug in dem Brief vor, gemeinsam und öffentlich das Thema zu diskutieren. Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs, der an der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität lehrt, sieht vor allem in früheren Texten von Kollegah antisemitische Inhalte. Aufgrund einer umstrittenen Palästina-Reise des Musikers und einer nie vorgenommenen Distanzierung von seinen frühen Texten, finde nun eine Verknüpfung statt, die zu dem Antisemitismus-Vorwurf führe, meint Hindrichs. Ein weiterer Vorwurf, die Texte seien sexistisch, ist laut Hindrichs nicht ungewöhnlich. Sexismus sei bei Deutsch-Rap kein neues Phänomen. Hindrichs wies darauf hin, dass die Texte der Deutsch-Rapper Hinweise darauf gäben, in welchem Zustand sich Teile der Gesellschaft und der Fans befänden. Rapper Kollegah, dessen bürgerlicher Name Felix Blume lautet, studiert in Mainz Jura. Für seine Musik wurde der 1984 im hessischen Friedberg geborene Sänger bereits mit mehreren goldenen Schallplatten ausgezeichnet. Sein Album „King“ aus dem Jahr 2014 bekam aufgrund hoher Verkaufszahlen sogar eine Platin-Schallplatte. Im Alter von 15 Jahren ist er zum Islam konvertiert. Oberbürgermeister Burghardt hat nun Kollegah zu einem Gespräch eingeladen. Der Musiker habe die Einladung angenommen, schrieb Burghardt auf Twitter. Kollegah selbst war gestern für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Die Stadt Rüsselsheim will nun mit den angefragten Künstlern über mögliche Konsequenzen der Absage verhandeln. Auf beiden Seiten gebe es Klärungsbedarf wegen des finanziellen Schadens, sagte ein Sprecher. Es werde auch versucht, eine Ersatzveranstaltung anzubieten. Im vergangenen Jahr hatte der Magistrat bereits den Kartenvorverkauf für die Rap-Nacht wegen der massiven Kritik gestoppt. Die Stadtverordnetenversammlung hatte dann aber zunächst doch grünes Licht gegeben. | dpa/rhp

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